Heckscheibe zerbröckelt ohne Fremdeinwirkung
Hallo! Bei meinem 1 Jahr alten Ford Fiesta ist im Winter die Heckscheibe ohne Fremdeinwirkung in 1000 Teile zerbrochen. Die Vertragswerkstatt vermutete einen Spannungsschaden durch Kälte und Heizung. Die Abrechnung erfolgte über Versicherung und Eigenanteil. Ist das wirklich so, dass hier weder Garantie noch Kulanz greifen? Weiß da jemand näheres? Vielen Dank!
Ein Bruch der Heckscheibe kann bei jedem Fahrzeug auftreten; je größer sie ist, umso eher.
Diese Scheiben sind sog. ESG (Einscheiben-Sicherheitsglas), die so hergestellt sind, dass sie in tausende Krümel zerbersten anstatt in große Scherben, die böse Verletzungen auslösen könnten.
Die Scheiben werden durch das Herstellungsverfahren aber auch "anfälliger" für Brüche. Da sie zudem mit der Karosse verklebt sind, können Verwindungen der Karosse plus Temperaturschwankungen das dann bewirken.
Autoscheiben sind nicht in der Garantie/Gewährleistung des Autos enthalten, da nie auszuschließen ist, dass es für den Bruch nicht doch eine äußere Einwirkung gab (von vorbeifahrendem Auto hochgeschleudertes Steinchen). Die Scheiben gelten als "Verschleißteil," quasi wie Bremsbeläge etc., für die auch die Garantie bzw. gesetzl.Gewährleistung nicht aufkommen.
Kulanz ist IMMER ein rein freiwillige Leistung des Herstellers, da gibt es nichts einzufordern oder irgendwelche "Regelmäßigkeiten."
Das geht dann immer über TK plus Eigenanteil.
Danke für die ausführliche Antwort.
Die grundsätzliche Frage die sich mir nun stellt ist wie man tatsächliche Verschleißteile wie Bremsbeläge und Scheiben in eine Kategorie einordnen kann. Außerdem - wenn Ford bekannt ist, dass durch Temperaturunterschiede, Heckheizung und Verklebung Schäden vorprogrammiert sind, wieso wird das auf Kosten des darüber nicht informierten Verbrauchers ausgebadet? Ich kaufe einen Neuwagen, die Scheibe geht unverschuldet kaputt, mein Problem. Ist das so? Ich möchte es einfach verstehen.
Brechende oder reißende Scheiben an einem Auto sind schon immer ein Problem gewesen. Nicht nur bei Ford, bei allen Herstellern. Je größer die Scheibe, umso größer das Schadensrisiko: Beim Käfer war es wegen der kleinen Frontscheibe deutlich weniger wahrscheinlich, dass sie ein Steinchen traf und sie riss als heute bei Golf & Co. mit doppelt so großen Scheiben.
Sie haben auch eine Menge auszuhalten: Enorme Temperaturunterschiede, hohe Windstärken beim Fahren und die Bewegungen des Autos dabei. Dazu kommt Dreck auf der Scheibe und dessen kratzfördernde Wirkung. Schon ein paar mal Wischen mit abgenudelten Wischern trocken auf der schmutzigen Scheibe kann diese austauschreif verkratzen!
Glas ist zwar hart, aber es gibt jede Menge Härteres.
Früher hat man Scheiben mit Dichtgummis in die Karosse eingebaut, das ergab keine so formschlüssige Verbindung wie heutezutage, wo es auf hohe Stabilität der Karosse ankommt. Da werden die Scheiben verklebt, um sie als "Bauteil" der Karosse zu nutzen. Sie wird dadurch deutlich stabiler, und die Gefahr, dass eine Scheiben bei einem Unfall herausfliegt und die Insassen des Autos bzw. Dritte gefährdet, ist weitaus geringer.
Verschleißteile sind schlicht Bauteile, die während ihrer Lebensdauer einem Verschleiß, einer Abnutzung, unterliegen.
Bremsbeläge werden dünner, Bremsscheiben ebenso. Reifen fahren sich ab, Stoßdämpfer verlieren an Wirkung, Glühlampen gehen irgendwann kaputt und auch Scheiben haben einen Verschleiß.
Dafür haftet aber nicht der Hersteller, weil der Verschleiß unvermeidbar ist. Man kann eine Autoscheibe nicht mit einer Fensterscheibe eines Hauses vergleichen - die Einwirkungen auf diese sind weit geringer als bei einem Auto.
Deshalb ist es mit allen Verschleißteilen gleich: Der Halter eines Fahrzeuges ist dafür zuständig, sie in Ordnung zu halten, nicht der Hersteller. Genauso bist du selbst dafür verantwortlich, wenn du z.B. einen Nagel im Reifen hast, weil du dummerweise, unverschuldet und unbemerkt in den herumliegenden Nagel so draufgefahren bist, dass er sich in den Reifen bohrte. Das kannst du in aller Regel weder dem Nagelhersteller noch demjenigen, der ihn genau an der Stelle verloren hat, anlasten. Nennt sich schlicht und einfach Lebensrisiko.