Plötzlicher Kompressionsverlust
Hallo,
an die 3000km hab ich meinen Fiat 238E bei um die 40°C durch die Seealpen, Toskana und Emilia Romagna gescheucht. Er hat jetzt 80.000km und lief jederzeit überragend und mit viel Kraft. Spritverbrauch neun Liter, Öl gegen null. Dann den Reschenpass hoch und auf dem ersten Campingplatz in Österreich, Claudiasee, übernachtet. Am nächsten Morgen losgefahren bei 14°C und Regen, immer nur ohne Last den Berg runter nach Landeck. In Landeck Ortsmitte ging er in einer Linksabbiegung aus und tat keinen Muckser mehr. Keine Kompression mehr auf den Zylindern zwei, drei und vier. Nummer eins war noch voll da. Zuhause zerlegt fand ich leider keinen gravierenden Schaden. Die Kopfdichtung hat am Steg 2/3 ganz leicht übergeblasen, eine schwache Verfärbung ersichtlich. Kreuzschliff in den Zylindern noch erkennbar, bei Handauflegen und Durchdrehen des Motors ziehen die drei Zylinder genauso wie der gute erste. WD40 bleibt nach Einfüllen auf den Kolben stehen. Ventile und Sitze sehen sehr gut aus, Führungen wie neu. Ich hab also keine schlüssige Erklärung für einen derartigen Ausfall.
Meine Frage nun, bevor ich den überholten Kopf montiere: wäre es möglich, daß durch diese lastlose Bergabfahrt bei kühler Witterung der an diesem Morgen noch nicht betriebswarme Motor so kalt blieb, die Auslassventile jedoch warm wurden und dadurch in den Führungen geklemmt haben? Hatte jemand schon mal so einen Fall?
Dankbar für jede Idee,
Andreas Höffner
Sehr unwahrscheinlich.
Bei lastfrei bzw. komplett im Schiebebetrieb ist die eingespritzte Kraftstoffmenge sehr klein bzw. null (Schubabschaltung) und damit auch die Explosions- und dann Abgastemperatur am Auslassventil bei klein bis null.
Auch die Temperaturabgabe des Auslassventils erfolgt nur einem sehr geringen Anteil über Schaft und Öl, die große Wärmeübertragung erfolgt über den Ventilsitz, dem Außenrand des Ventils an den Zylinderkopf. Diese Wärmeübertragung ist im Schiebebetrieb nicht eingeschränkt.
Eine stark reduzierte Erwärmung bei unveränderter Möglichkeit des Wärmeabflusses macht eine derartige Ursache höchst unwahrscheinlich.
Viel eher wahrscheinlich ist die Situation, dass der beim Hochfahren am Vortag einen mit bekommen hat und angetötet wurde: Hohe Last mit hohen Verbrennungstemperaturen bei gleichzeitig geringer Kühlluftzufuhr wegen geringer Fahrgeschwindigkeit führt gerne zu ungesunden Temperaturspitzen im Kopf. Den Rest dann am Folgetag, wo der im Schiebebetrieb längere Zeit mit hohen Motordrehzahlen bei niedrigen Öltemperaturen arbeiten musste.
Das klingt nicht unplausibel. Danke für die Meinung.
Der Motor ist ein Sauger mit Vergaser, Baujahr 1979.
Gruß, Andreas