Wie kaufe ich einen Gebrauchten sicher?
Hallo Forumskollegen,
stecke derzeit in einem leichten Dilemma, oder bilde es mir vielleicht nur ein.
Zur Situation:
Suche seit Monaten nach einem neuen Gebrauchten. Aber meistens stimmt entweder der Preis nicht, oder die Ausstattung oder es passt beides, aber der Händler ist komplett unkooperativ in allen Bereichen. Passiert erstaunlicherweise extrem oft. Scheinbar ist die Frage nach 8-fach Bereifung ein Sakrileg.
Aber schließlich habe ich einen gefunden. Leider 700 km weit weg. Also nix, um mal auf die Schnelle vorbeizufahren. Nun gut. Also Zeitplan ausarbeiten. Händler reserviert verständlicherweise nicht. Weiterhin will er den Kaufvertrag von mir unterschrieben haben, bevor er anfängt, TÜV, AU, Inspektion, Lackarbeiten usw. zu tätigen. Klang einleuchtend. Ich unterschreib aber natürlich keinen Vertrag, ohne ein Auto gefahren geschweige denn gesehen zu haben.
Fahre also Ende nächster Woche zum Händler. Wenn das Auto meinen Wünschen und den Angaben entspricht, würde ich es einige TAge später abholen und bezahlen.
Wie verbleibe ich mit dem Händler bis dahin? Ich krieg fast ne Paranoia. Szenarien:
- Ich bezahl komplett, Auto gibt es bei Abholung nicht mehr.
- Ich unterschreibe einen Kaufvertrag, bis zur Abholung ändert sich so manches beim Fahrzeug.
- Ich mache eine Anzahlung, und wiederum stimmt was nicht.
(Nur um Beispiele zu nennen, bzw.meine Standpunkt zu verdeutlichen.)
Meine Frage ist letztendlich. Ich sehe mir das Auto am Mittwoch an. Es passt. Ich fahre wieder HEim. In der Zwischenzeit richtet der Händler das Fahrzeug her. Ich hole es zum vereinbarten Termin ab. Alles Gut. Nur wie lässt sich bewerkstelligen, dass ich nicht übers Ohr gehauen werde oder Geld verliere, aber auch der Händler die Sicherheit hat, dass er die ganze Arbeit und die Kosten nicht umsont aufwendet, weil ich abspringe. (Was nicht der Fall wäre...)
Wäre cool, wenn ihr da Ideen habt. Habe meine bisherigen FAhrzeuge nämlich nur beim Vertragshändler oder bei bekannten, vertrauenswürdigen Personen gekauft.
Gruß
Marc
Deine Paranoia-Szenarien basieren immer auf dem klassischen Betrug - und dagegen kann man sich nicht schützen. Oder anders herum: der einzig wirksame Schutz gegen Betrug ist es, kein Geschäft abzuschließen.
Ein Betrug - das Vorspielen falscher Tatsachen - ist für beide Seiten immer möglich. Egal was der Eine auch immer als Vorbereitung macht, der Andere kann immer belöffeln - wenn der das möchte.
Aus dem Grunde auch eine nicht unerhebliche Straftat. Die "Vorsorge" ist diese Strafandrohung, falls der Eine den Anderen "belöffeln" würde.
Was bei jedem Geschäft immer hilft, ist ein gewisser, eigener Abstand bei der Betrachtung, also ob das, was da ist, auch wirklich so sein kann. Gier war noch nie ein guter Berater und "das Superschnäppchen" gibt es nicht in der Realität.
Oder wie schon mein Opa zu sagen pflegte:
"Ist die Blondine zu blond, dann renn weg"
Du hast über Monate den Markt beobachtet und dabei feststellen müssen, dass Budget und Warenwunsch nicht zusammen passen - das ist ein Fakt!
Wenn nun ein Fahrzeug existiert, das diesem Fakt widerspricht, dann sollte man sehr genau nachforschen, warum dieses Angebot allen Deinen bisher gemachten Erfahrungen widerspricht.
Ganz deutlich: das ist kein Grund zur Freude, sondern ein ganz großes Fragezeichen, was unbedingt geklärt werden muss, denn niemand verschenkt Geld.
Und sich auch durch die 700 km Fahrt und dem zugehörigen Aufwand und Kosten nicht selbst unter irgendwelchen Erfolgsdruck stellen - oder durch den Verkäufer stellen lassen.
Erst mal Danke für die Antwort.
Zur weiteren Erläuterung. Es ist ein scheinbar recht großer, freier Händler im Osten der Republik. Aber eben nicht unter dem "Deckmäntelchen" einer großen Automarke.
DAs Auto ist ein gute Mischung aus Ausstattung und Preis, aber selbstverständlich nicht "zu schön um wahr zu sein". So blauäugig bin ich nun doch nicht. Aber eben günstiger (auch inkl. Fahrtkosten) als Ähnliches hier im Süden der Republik, wo hinsichtlich etwaiger Preisvorstellungen in allen Bereichen derzeit so mancher am Rad dreht. Fakt ist: Das Angebot ist schlüssig, gut und realistisch.
HAbe eben nur für mich noch keinen Weg gefunden, wie ich das reibungslos bewerkstellige. Weil kommen, sehen, zahlen, gehen klappt in diesem Fall eben nicht. Und, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ich unterschreibe halt ungern Blankoverträge im Vorfeld. Das mit der Vorausunterzeichnung hat mich halt stutzig gemacht. Aber vielleicht ist das ja auch usus. Lasse mich da gerne belehren.
Auf jeden Fall brauche ich eine gute Idee, wie es für den Händler aber vor allem für mich ohne Magengeschwür im Nachspiel ausgeht.
Hallo,
ich habe auch schon Autos von weither gekauft und das war eigentlich bis dato nie ein Problem
Ich habe mit das Auto angesehen, bei Gefallen angezahlt, den Händler seine Arbeit verrichten lassen, später mit roter Nummer oder Kurzzeitkennzeichen angereist, den Rest bezahlt und das Auto mitgenommen.
Wo ist das Problem ?! ;D
Wenn du eine Anzahlung leistest wird ja der Kaufvertrag schon geschlossen, lediglich mit dem Vermerk über die geleistete Anzahlung und die ausstehende Restsumme.
Das theoretische Risiko, übers Ohr gehauen zu werden hast du immer, egal ob 700 km weit weg oder beim Händler um die Ecke.
Grüße
Wenn dieser verlangte Preis - auch noch mit etwas Abstand betrachtet - realistisch zur gebotenen Ware ist, dann ist ja gut. Deine Fragestellung hörte sich nur etwas danach an, als wenn Du "das Superschnäppchen" gefunden hättest.
Usus als Bedeutung von "auch übliche Verfahrensweise" tatsächlich. Es gibt viele Leute, die auf alleiniger Basis der Werbeanzeige in mobile und Co "blind" einen Kaufvertrag abschließen.
Und aus Verkäufersicht auch nachvollziehbar, dass man lieber heute einen unterschrieben Kaufvertrag auf dem Tisch, als nächste Woche einen nachdenkenden Interessenten auf dem Platz haben möchte.
Dieser Vorschlag des sofortigen Kaufvertrags muss man eben aus diesem Blickwinkel sehen. Der Verkäufer lebt vom Verkauf und will das schnell erledigt haben - absolut legitim, und ist nun kein "Negativ-Merkmal" gegen den Verkäufer oder den Wagen(zustand).
Ein Verkäufer, der kein sonderliches Interesse und Ehrgeiz beim Verkauf zeigt, würde mich eher stutzig machen.
Dass man dies als "Gegenspieler" (Kauf-Interessent) auch anders, etwas langsamer haben möchte, ist genauso verständlich und legitim. Ein Interessent wird auch nicht zu einem vermutlichen Betrüger, nur weil er den Wagen ganz gerne vorher mal ansehen und zur Probe fahren möchte.
Dinge, die einem "komisch" vor kommen, einfach mal aus dem Blickwinkel der anderen Seite betrachten. Vieles wird dann plötzlich völlig nachvollziehbar und ist nicht mehr merkwürdig, sondern der natürliche und legitime Existenzhintergrund von demjenigen.
Die Dinge, die dann jedoch immer noch "komisch" bleiben, darauf sollte man dann besonderes Augenmerk richten.
Es gibt eine grobe Richtlinie für derartige Situationen:
- Vorvertrag mit Anzahlung ohne Festlegung eines Kaufpreises
Hier sollten die möglichen Gründe für einen Rücktritt vom tatsächlichen Kauf sehr weiträumig gefasst werden, damit man bei Nichtgefallen oder auch schon ausreichend großem "unguten Gefühl" wieder raus kommt.
Die bei Rücktritt dann verfallende Anzahlung sollte so hoch gewählt werden, dass die entstehenden Kosten für den Verkäufer, wenn es nicht zu einem Kauf kommt, auch abgeglichen werden.
Der hat durch ein Nicht-Zustandekommen eines Kaufes schließlich Kosten, immerhin müssen dann wieder neue Verkaufsannoncen geschaltet werden, ein tatsächlicher Verkauf verzögert sich und bringt ihm Zinsverluste, ...
dann wird aus dem Vorvertrag ein Kaufvertrag mit Festlegung von Kaufpreis und eventuell noch auszuführenden Nacharbeiten und Terminfestlegung zur Abholung mit entsprechend hoher (zweiter) Anzahlung.
und dann letztendlich bei der Fahrzeugabholung die Überprüfung, ob alles entsprechend dem Kaufvertrag erfüllt wurde, alle Papiere vorhanden sind und dann (dann erst) gibt es Ware (Fahrzeug, Schlüssel, Papieren) gegen die Restsumme.
Das nur als grobe Richtlinie, wie so ein Geschäft ablaufen kann und für beide Seiten auch "ehrlich" und "gleichberechtigt" sein kann.
Aber Verträge sind immer frei verhandelbar, somit sind Abweichungen problemlos möglich, so lange sich beide Beteiligten auf irgendwas einigen können.
Aber wie schon geschrieben - es gibt keinen im Vorfeld möglichen Schutz gegen Betrug. Verkäufer wie auch Käufer haben an jeder Stelle im Ablauf immer die Möglichkeit, den anderen zu belöffeln - sofern man dies denn möchte.
Ohne Vertrauen geht es nicht, bei keinem Geschäft. Hat man es nicht, dann muss man es lassen.
Danke für die Antworten. Wahrlich. Ihr habt mir doch ein wenig die Bedenken genommen.
Dennoch finde ich es absurd, Kaufverträge abzuschließen, ohne die Ware gesehen zu haben. Ist ja schließlich keine CD von Amazon.
Auf jeden Fall nochmals danke.