Zeigt ein Digitaltacho eigentlich genauer an als ein analoger mit Zeiger?
Bin gestern mit einem Bekannten in dessen neuem Golf 6 mitgefahren, Stadt und Überland, etwa 15 km weit. Interessant: Der analoge Tacho zeigte etwa 83 km/h, der digitale in der MFA genau 80 und das dann zusätzlich eingeschaltete Garmin-Navi nur 77 km/h an.
Auch bei niedrigerem Tempo waren diese Unterschiede von 5-6 km/h zu sehen.
Nun ist ja bekannt, dass die analogen Tachos immer etwas Voreilung haben.
Aber welcher stimmt denn nun am ehesten?
Digital, analog oder das Navi?
Jeder Tacho kann nur so gut anzeigen wie es ihm der Sensor 'sagt'
Die gute alte Tachowelle ist kein Deut ungenauer als der elektronische Tachoimpulsgeber bei elektronischen Tachos mit analoger oder auch digitaler Anzeige.
Die Tachowelle und auch Tachoimpulsgeber KÖNNEN ja nur das weiter melden, was an der Abtriebswelle des Getriebes an Umdrehungen gemessen wird.
Je nach montierter Rad-Reifen-Dimension .. und auch dem Reifendruck und sogar der Lenkradstellung (Einlenkung) ergeben sich daraus ja unterschiedliche dynamische Radumfänge => und damit unterschiedliche Wegstrecken pro Zeiteinheit; was man landläufig als "Geschwindigkeit" bezeichnet.
Also ist das GPS-Navi immer noch das genaueste Messinstrument zur Errechnung der Fahrgeschwindigkeit
btw
Die Tachos (egal ob Analog- oder Digitaltacho) 'leiden' IMMER unter etwas Voreilung .. weil damit in gewissen Grenzen vorbeschriebene Effekte derart kompensiert werden können, dass der Tacho der FZV (FahrzeugZulassungsVerordnung - vormals: StVZO) genügt. Danach darf ein Tacho zwar in gewisser Toleranz voreilen, niemals aber auch nur eine km/h zu wenig anzeigen.
Jeder der Drei hat unterschiedliche Genauigkeiten bzw. zulässige Toleranzen, ein "am ehesten" gibt es dabei jedoch nicht.
Toleranz bedeutet, dass ein Fenster existiert, aber innerhalb dieses Fensters kann und wird jeder mögliche Wert angezeigt. Ein Messgerät mit +/-50% Toleranz bzw. Genauigkeit hat zwar ein riesen großes Fenster, aber kann zu 100% genau anzeigen. Eine große Toleranz bedeutet nicht, dass der angezeigte Wert auch weit vom tatsächlich vorhandenen Wert entfernt liegt.
Die primäre Geschwindigkeitsanzeige hat ein vorgeschriebenes Toleranzfenster von
nach unten: nicht weniger als tatsächlich
nach oben: +10% +4km/h als tatsächlich
und das zwischen 20 und 120 km/h
Bei "echten" 80 km/h zeigt der primäre Tacho richtig an, wenn die Anzeige irgendwo zwischen 80 und 92 steht.
Eine sekundäre Geschwindigkeitsanzeige (MFA) hat keinerlei Toleranzvorgaben, in denen die Anzeige "richtig" sein muss. Da das Ding aber an den gleichen Sensor hängt und den gleichen Störeinflüssen dieser Sensoren unterliegt, ist das Ding nicht "genauer" im Sinne von Präzision.
Das Navi ist das Teil, was von den Dreien nun auch nicht besser ist. Es mag zwar die modernste Technik mit größter Präzision sein, aber das betrifft "nur" die Positionsbestimmung.
Die Geschwindigkeitsanzeige erfolgt jedoch nicht aus der Position und dann klassisch Weg/Zeit, sondern über den Dopplereffekt.
Die Genauigkeit bei dieser Messart hängt sehr stark von der Position und Höhe des dafür benutzten Satelliten ab. Optimal ist ein GPS-Satellit, der recht flach über dem Horizont steht und sich genau vor oder hinter dem Fahrzeug befindet.
Dann beträgt die Genauigkeit bei der Geschwindigkeitsmessung etwa +/-1,5%, je höher ein Satellit oder je weiter seitlich, um so größer wird die Abweichung.
Bei der möglichst genauen Positionsbestimmung werden allerdings genau diese Satelliten benötigt, möglichst hoch und seitlich.
Ein Navi benutzt aufgrund seiner funktionalen Grundausrichtung der Position und Navigation immer genau die falschen Satelliten für eine möglichst gute Geschwindigkeitsbestimmung.
Die Geschwindigkeitsanzeige eines Navi liegt im Normalbetrieb etwa +/-5% daneben. Ist die Positionsanzeige extrem genau, also tatsächlich der Fehlerkreis nur ein Meter, dann ist die Abweichung bei der Geschwindigkeit etwa doppelt so groß und liegt bei +/-10%.
Ja, so habe ich das auch im Sinn. Nur denke ich, dass der Digi-Tacho exakter anzeigen kann da er keine Zeiger-Mechanik hat (was ja ein bissel wohl auch stimmt).
Und wenn ich an meine ersten Autos denke, Käfer und Golf 1, die hatten sehr optimistische Tacho(wellen) , da gehen die heutezutage schon genauer.
Perfekt und ausführlich erklärt - Chapeau und Danke!
Wieder was gelernt :-))
Tachos können auf JEDEN Punkt der Skale geeicht werden. Wenn man (wie bei so einigen Fahrzeugen feststellbar) ganz eindeutig Fehlerkurven programmieren kann, dann kann man auch Korrekturkurven programmieren.
Ein tatsächliches Problem ist jedoch dieses "nie weniger" beim Tachometer. Trotz unterschiedlich freigegebener Reifengrößen, trotz unterschiedlicher Profilhöhe zwischen neu und der Verschleißgrenze von 1,6mm, was immer einen Unterschied im Abrollumfang bringt, darf ein Tacho nie weniger als tatsächlich anzeigen.
Hat man eine "falsche" Reifengröße, also zugelassen aber die Reifengröße mit dem geringsten tatsächlichen Durchmesser und der Reifen auch noch abgefahren, dann ist die Abweichung des Tachos natürlich am Größten.
Beim größten zugelassenen Reifen (Durchmesser/Abrolllänge) mit noch voller Profilhöhe, ist die Abweichung logischerweise deutlich geringer.
Der Tacho wird nicht auf einen Geschwindigkeitswert geeicht, sondern auf eine Reifengröße.