Bilden sich Parafienreste im Diesel wider zurück?

http://www.autobild.de/artikel/diesel-im-winter-40027.html

Wenn sich durch Kälte Parafiereste im Tank gebildet haben muss ich denn Tank reinigen oder reicht ein Dieseladetiv, oder bilden diese sich wenn ich meinen PKW ins warme stelle Zurück?,wie werde ich den dreck los der mir denn Kraftstofffilter zu setzt?

Die verflüssigen sich schon wieder, aber erst so bei 20 Grad.
Ins Warme stellen ist sicher gut, aber die notorischen Stellen, wie den Filter, wist Du schon mit dem Fön behandeln müssen.

Abhilfe: 10% Benzin tanken.

Das könnte ich wortwörtlich genau so schreiben, bis auf den letzten Satz.
Von Benzinbeimischung wird allgemein dringend abgeraten!!!

Hier ist ein so einiges "schief" im Verständnis, was häufig einen falschen Lösungsweg aufzeigt. Der leider nicht "logischerweise" zu einer Beseitigung, sondern tatsächlich zu einer massiven Verschärfung führt.

Paraffin ist ein völlig natürlicher Bestandteil vom Dieselkraftstoff. Das schwimmen üblicherweise als einzelne Moleküle mit den anderen Molekülen in der "Gesamtsuppe" herum.

Ab einer Temperatur von etwa -8°C wechseln sie den Aggregatzustand von flüssig zu fest. Diese dann nanokleinen Paraffin-Partikel setzen dann den Filter zu und in der Masse ergeben sich dann auch größere Flocken.

Durch Zusatz von bestimmten Chemikalien, als Additiv bezeichnet, in diesem Falle auch "Fließverbesserer" wird das Paraffin-Molekül so weit chemisch verändert, dass sein Gefrierpunkt absinkt.

Fließverbesserer sind KEIN Lösungsmittel, was Paraffin "auflöst" im Sinne von verdünnt, wie man Whisky mit Wasser verdünnen kann, sondern es handelt sich um eine Veränderung der chemischen Eigenschaften des Paraffin aufgrund einer Änderung dessen Molekül-Struktur.

Winterdiesel, bei das Paraffin einen geringeren Gefrierpunkt hat, hat nicht weniger Paraffin enthalten als Sommerdiesel, es hat "nur" einen Zusatz an Fließverbesseren, die das vorhandene Paraffin kältestabiler macht.

Hat das Paraffin bereits seinen Aggregatzustand verändert und ist verklumpt, dann hat der Fließverbesserer keine Wirkung mehr. Wo keine flüssigen Paraffin-Moleküle vorhanden sind, können keine in ihrer Struktur verändert werden.

Ein nachträgliches Hinzufügen von einem Fließverbesserer verschlimmert die Situation noch erheblich. Auch ein Überdosieren von diesem Fließverbesserer verschlimmert die Situation.

Da es sich um eine chemische Reaktion handelt und nun Fließverbesserer vorhanden ist, der nicht reagieren konnte, schwimmt "überflüssiger" Fließverbesserer im Tank herum, grob vergleichbar wie Wasser im Benzin.

Dummerweise hat "unreagierter" Fließverbesserer einen Gefrierpunkt von -6°C. So wie Wasser auch weiterhin bei 0°C gefriert, auch wenn es mit Benzin vermischt ist. Hat man zu viel Fließverbesserer im Tank, dann setzt ab -6°C gefrierender Fließverbesserer den Kraftstofffilter zu.

Zuerst muss das Paraffin wieder verflüssigt werden und das passiert von ganz allein bei wieder höherer Temperatur,
da es sich am Filter recht konzentriert gesammelt hat, muss es sich anschließend wieder gleichmäßig im Tank verteilen. Passiert auch von allein durch Fahren und damit verbundenen Kraftstofftransport durch Pumpe und Rücklaufleitung,
dann und erst dann kann der Fließverbesserer hinzugefügt werden, um die vorhandenen Paraffin-Anteile chemisch kältestabiler zu machen.

Paraffin lässt nicht ganz so einfach aus dem Diesel entfernen, denn dieses Paraffin ist genau der Bestandteil, der die notwendige Schmierfähigkeit für die Hochdruckpumpe und Düsen im Diesel "macht".

Daher sollte man auch kein Benzin mehr "zur Verdünnung" zugeben. Benzin "verdünnt" nicht, sondern zerstört das Paraffin-Molekül, lässt es zerfallen. Hat dann zwar den Vorteil, dass es nicht mehr gefrieren kann, allerdings den Nachteil, dass es dann auch nicht mehr schmieren kann.

Ich halte es aber grundsätzlich für schon merkwürdig, dass man Schwierigkeiten mit dem Kraftstoff über den Fahrzeughersteller versucht zu klären.

Schon mal überprüft, ob der Sprit tatsächlich die Winterspezifikation einhält. Es wäre doch nicht das erste Mal, dass man auf so mancher Tankstelle qualitativ nicht das bekommt, was drauf steht. Vor einigen Jahren gab es doch schon mal den Effekt, dass einige Pächter eine "Abkürzung im Vertriebsweg" gefunden haben und "irgendwas mit Diesel" woanders deutlich billiger bezogen haben.

@ Bestatter: Das mit dem Benzin zugeben galt bis zu den modernen Hochdruckpumpen der TDI & Co., diese vertragen kein Benzin, da es den notwendigen Schmierfilm, den der Diesel bildet, zerstört und die Pumpe ruiniert. Wir haben nicht mehr 1990....!

Heute morgen steht ein Bericht über eine Autowerkstatt in der Zeitung, deren Besitzer sich über die auffallend vielen versagenden neuen Dieselmotoren wundert, und er fragt sich auch, ob der Dieselkraftstoff an der Tanke wirklich sauber ist...!

Sauber wird er schon sein, nur eben nicht winterfest.