Innenausstattung wichtig für H-Kennzeichen?
Hallo zusammen,
ich hätte gleich mehrere Fragen zu meinem Audi Coupe GL 1,8l, 55kw, Bj82
Das Auto ist bis auf eine "Baumarktluke" absolut original. Außen ist ein kleiner, schlecht reparierter Unfallschaden, mehrere kleine Beulen. Innen ist das Amaturenbrett mit Rissen überzogen und die Sitze sind stark verschlissen.
1:
Habe ich so eine Chance das H-Kennzeichen zu bekommen?
2:
Stört den Gutachter Sitzbezüge von z.B. einem Golf II?
3:
Hat das Auto einen besonderen Wert? Es hat noch die kleinen Chomumrandeten Doppelscheinwerfer und der Motor wurde nur ein Jahr verbaut (MKB DD)
Vielen Dank für die Antworten!
Stefan
Ad 1.) Ja.
Ad 2.) Nein.
Ad 3.) Kommt auf die Betrachtungsweise an. Jedes alte Auto hat immateriellen Wert, denn es handelt sich um Kulturgut (das alleine sollte zählen, wenn man sich für so ein Auto entscheidet). Der materielle Wert richtet sich nach dem finanziellen Aufwand, ist aber lediglich für die Versicherung relevant. Der Marktwert richtet sich nach den jeweiligen Marktgegebenheiten, wobei die Sammler üblicherweise die Spitzenmodelle einer Baureihe bevorzugen, somit Dein 1800er Vierzylinder eher am unteren Rand rumschrubbt.
zu 1) H-Kennzeichen kommt zwar auf den Gutachter an, aber sonderlich groß dürften die Chancen eigentlich nicht sein.
Seit letzten September muss die Zustandsnote mindestens 3 betragen, also besser als der Durchschnitt eines Alltagsfahrzeugs mit diesem Alter und Kilometerstand. Mit den genannten Verschleißdingen an Armaturenbrett und einem nur halbherzig und nicht fachgerecht ausgeführten Unfallschaden dürfte es eng werden.
zu 2) "falsche" Sitzbezüge dürften das geringste Problem dabei darstellen.
zu 3) So lange ein schlechter Allgemeinzustand und verpfuschte Unfallreparaturen nicht eine besondere Kauflust auslösen, wird der "besondere Wert" dieses Fahrzeugs nur aus einem Beweis für "schlechtes Beispiel" dienen.
"H" steht immer noch für "historisch wertvolles und erhaltenswertes Kulturgut im Automobilbereich". Was an einem mehrfach gerissenem Armaturenbrett und einem verbasteltem Unfallschaden so sonderlich erhaltenswert ist, hat sich noch nicht überall herumgesprochen.
Hört sich doch eher nach einer abgenutzten Alltagsfuhre an, da wird das eher nichts nach der neuen Definition, man könnte auch schreiben: "deutlichen Verschärfung" der Kriterien.
Das Zauberwort heißt "erhaltenswert". Bring das Ding in einen erhaltenswerten Zustand (hast Du ja schließlich ohnehin vor) und laß dann das H-Gutachten machen. Bis dahin gibts halt erst mal nur ein Saisonkennzeichen.
Eine halbwegs ordentliche Innenausstattung ist für kleines Geld zu haben und ein schlecht reparierter Unfallschaden kann auch gut repariert werden.
Übrigens - Zustand 3 ist keineswegs Museumsgüte.
Wo steht was von "Museumsgüte"?
3 ist aber besser als 4 und 4 bedeutet ein mängelfreies Bestehen einer HU ("TÜV") im aktuellen Zustand.
Das Zauberwort ist zwar "erhaltenswert", aber bezieht sich auf den aktuellen Zustand, ob dieser Zustand erhaltenswert ist - nicht nur ob das Fahrzeug erhaltenswert ist. Da haben sich vor Kurzem doch einige Kriterien und deren Auslegung deutlich verändert.
Ansonsten wäre es kaum möglich gewesen, etwa 20 H-Zulassungen allein im Zulassungsbereich Berlin seit Herbst letzten Jahres aufgrund des technischen Zustands zu entziehen.
Obwohl die Fahrzeuge vom reinen Baujahr und Typ an sich erhaltenswert gewesen wären, hätte man sie auch in einen entsprechenden Zustand gebracht. Aber hätte (eventuell später mal) ist nicht hat (aktueller Ist-Zustand).
Aber wie schon geschrieben, etwas Geld und Zeit investieren, dann kann es auch mit einer H-Zulasssung etwas werden, jedoch so wie selbst beschrieben wurde, eher nicht.
Danke Euch vielmals für die schnellen Antworten!
Hintergrund ist, das ich das Auto aufgrund bestimmter Umstände und wegen der besch. Umweltzonen nicht mehr halten kann. Ich habe ihn vor 6 Jahren Moosbewachsen und in deutlich schlechterem Zustand vom Schrott gerettet. Einiges wurde im Zuge der Instandhaltung ausgetauscht. Verschrotten will ich ihn nicht. Für anstehenden TÜV sind wieder Reperaturen nötig. Kat gibt es nicht dafür. Ohne grüne Plakette bzw. H-Kennz. wird ein Verkauf schwierig,-ohne TÜV unmöglich. Jetzt überlege ich heftigst, wie ich ohne (zu viel) minus dieses wunderschöne Coupe vor dem Schrott rette. Große Investitionen für H-Kennz. kämen nur in Frage, wenn ich ihn dauerhaft behalten könnte.
Beste Grüße!
Deine Überlegungen und etliche Leute, die sie umgesetzt haben, waren der Hintergrund, warum die Beurteilungskriterien im letzten Herbst angehoben wurden.
Die Umweltzonen und KFZ-Steuer haben viele veranlasst, ihr altes aber nicht unbedingt "historisch wertvolles" Fahrzeug mit einem H-Kennzeichen auszustatten.
Das H-Kennzeichen sollte eigentlich immer nur als Art "Auszeichnung" mit entsprechenden Vorteilen dienen, wenn ein Fahrzeughalter mit einem tatsächlich gepflegtem Fahrzeug auch im Sinne der Allgemeinheit "belohnt" werden sollte.
Das wurde dann allerdings immer weiter verwässert, dass am Ende nur noch das entsprechende Alter und eine noch gültige HU zur Zuteilung ausgereicht haben. Mit der Argumentation, dass "alt" schon allein für sich "erhaltenswert" bedeutet. Diese "Verwässerung" wurde teilweise auch durch die Oldtimerverbände selbst gepusht, weil es ordentlich "Angehörigenzahlen" generierte.
Allerdings wurde dann doch die Reißleine gezogen, nach dem besonders in Großstadtbereichen und damit Umweltzonen mehrheitlich nur noch rollender Schrott mit einem H "ausgezeichnet" wurden.
Da auch dann noch die Versicherungen deutlich rebelliert haben, wurden die Kriterien genauer gefasst:
Zustandsnote mindestens eine 3 und aktuelle HU, die "ohne Mängel" endet, also maximal einen Monat alt und auch keine "geringen Mängel" vorweist.
Da hier die HU ansteht und auch dafür einige Dinge gemacht werden müssen, geht das ohnehin den Bach runter. Ohne "ganz frische" HU wird das ohnehin nichts mit einem positiven H-Gutachten.
"Billig" ist ein H-Kennzeichen aber auch so nicht. Die Kosten für das dafür benötigte Gutachten, was man der Zulassungsstelle vorlegen muss, liegt bei 150-200 Euro.
Das gesamte "Umschlüsseln", damit man ein H-Kennzeichen erhält, sollte man mit aktueller HU, Gutachten, Gebühren, neuen Kennzeichen, ... mit insgesamt schon gut 300 Euro einkalkulieren.
Auch sollte man sich vorab bei der für sich zuständigen Zulassungsstelle erkundigen, einige verlangen derzeit ein vorhandenes "Hauptfahrzeug", dass der Oldtimer nicht zwingend als Alltagsfahrzeug genutzt wird.
Rat oder Empfehlung geben ist hier schwer, wenn das Fahrzeug allein schon für die anstehende HU Schweißperlen auf der Stirn verursacht.
Gäbe es eventuell eine Ausnahmegenehmigung für die Umweltzone? Fahrzeug ist mehr als 5 Jahre im Eigentum und nicht nachrüstbar (Prüforganisationen wie TÜV, Dekra, GTÜ, ... stellen entsprechenden Bestätigungen aus), da gibt es häufig ein- oder auch mehrjährig befristete Ausnahmen, wenn Wohnung oder Arbeitsplatz innerhalb der Zone liegt - bei der zuständigen Umweltverwaltung nachfragen.
Wenn es das gibt und man bekommen würde, dann HU machen und die aufschiebende Zeit aus der Sondergenehmigung nutzen, das Fahrzeug für das H-Kennzeichen fit zu machen.
Da helfen auch erfahrene Leute mit Tipps weiter (zB. Oldtimerstammtische, ...), auf was es beim Gutachten ankommt und "schön" sein muss, um positiv begutachtet zu werden.
Beim Vorhaben mit dem H-Kennzeichen, sollte man sich ohnehin irgendwelchen losen Interessengruppen anschließen. Da gibt es auch viele weitere Hilfen, was Ersatzteile, Adressen und Schrauberei angeht, vernünftige (oder eher zu meidende) Gutachter, und vieles mehr.
Als relativ Ahnungsloser beim TÜV, Gutachter oder Zulassungsstelle mit einem freundlichen: "mach mal" aufschlagen, das bleibt ohnehin kaum überraschungsfrei und bringt eher selten das gewünschte Ergebnis.
Ein gepfriemeltes Alltagsauto bekommt kaum eine H-Zulassung. Ich dachte, es handelt sich um ein gerade angeschafftes Liebhaberobjekt.
In sechs Jahren hätte man den Zustand ja nun weißgott auf ein annhembares Niveau bringen können. Aber hier soll anscheinend ein Verbrauchsauto zum Klassiker hochstilisiert werden. Das geht schief.