Würde man die Polemik weglassen, dann würde man auch das System dahinter durchschauen:
Schadstoffklassen - Euro-Einstufung
Wie der Name schon sagt, es geht um Schadstoffe. Speziell die für den Menschen, auch Giftstoffe genannt. Wie CO, HC, NOx, Partikelmenge und etliches mehr.
Das wird über einen speziellen Messlauf ermittelt, das ist NICHT der bekannte ECE-Verbrauchstest, der ist nur für den Verbrauch, daher auch Verbrauchstest genannt.
Die daraus ermittelten Schadstoffmengen ergeben dann in der Auswertung die Eingruppierung in den Euro-Klassen. Was sich auf Wikipedia dazu findet, ist nicht mal 20% der Gesamtprüfung bzw. zulässigen Grenzwerte.
Die Unterschiede zwischen Euro3-4-5 sind erheblich größer, als bei Wiki aufgelistet. Es geht in diesen jüngsten Stufungen vorrangig um die Zeit, bis wann bestimmte Reinigungsqualitäten erreicht werden.
Dass ein Kat mit dem Erreichen der Arbeitstemperatur sehr gut arbeitet und die Warmphasenwerte (was in der Wikitabelle zu finden ist), ist ohne großen Zweifel, aber ob das nach 2 oder 20 Minuten passiert, ist schon ein deutlicher Unterschied speziell für die Luftbelastung in einer Großstadt. Und damit auch einer der Unterschiede zwischen Euro3 und Euro5.
Zwischen Euro4 und Euro5 hat sich auch das Messverfahren deutlich verändert. Für Euro4 musste ausschließlich der Motor mit der zugehörigen Einspritzung und Abgasanlage auf einem Prüfstand einen Drehzahl-Zyklus gefahren werden. Ohne Fahrzeug, ohne Getriebe.
Hat dieser "Antriebssatz" Euro4 erfüllt, dann konnte das in jedes beliebige Fahrzeug verbaut werden und es war immer Euro4, egal ob Polo oder Tiguan.
Mit Euro5 wird das gesamte Fahrzeug geprüft, da kommen dann Fahrzeuggewicht und Getriebeübersetzung hinzu. Daraus dann der Effekt, dass der gleiche Antriebssatz in einem Golf Euro5 und in einem Tiguan nur Euro4 erreicht.
Geändertes Gewicht und Getriebeübersetzung lassen den Tiguan bei gleicher Geschwindigkeit in einem kleineren Gang fahren -> höhere Motordrehzahl -> höher Schadstoffausstoß und damit dann über dem zulässigen Grenzwert für Euro5.
CO2 ist kein Schadstoff, es ist nicht giftig. Es handelt sich auch nicht um einen Stoff, den man durch technische Mittel einer "Reinigung" oder "Aufbereitung" verändern kann. Es ist der völlig natürliche Stoff, der aufgrund einer Oxydation (Verbrennung) entsteht. Weder vermeidbar noch reduzierbar.
Ganz im Gegenteil, je sauberer die Verbrennung im Motor abläuft um so mehr Kohlenwasserstoffe werden zu CO2 umgewandelt und bleiben nicht zur Bildung von Giftstoffen übrig. Ebenso werden noch vorhandene Giftstoffe im Kat zu CO2 umgewandelt.
CO2 würde sich nur dadurch senken lassen, wenn man die Menge der Giftstoffe erhöht. Als irgendwas muss der Kohlenstoff schließlich hin, entweder CO2 oder hochgiftiges Kohlenmonoxyd, als Butterblume wird das nie aus dem Auspuff fallen.
Zwickmühle: Je besser das Abgas wird, also je weniger Giftstoffe dort vorhanden sind, um so höher wird der CO2-Anteil.
Genau aus dem Grunde ist physikalisch/chemisch völlig unmöglich, die CO2-Menge gleichzeitig mit in der Schadstoffeinstufung zu erfassen. Ein Euro7 wäre nie erreichbar, weniger Schadstoffe sind mehr CO2.
Da CO2 aber auch einige Nachteile hat, ist dieser Wert auch erfasst und wird entsprechend "bestraft", sogar 2mal.
Ein mal über die jetzt CO2-basierende KFZ-Steuer und zum Zweiten über die Mineralölsteuer an der Tankstelle.
Je mehr ein Fahrzeug verbraucht und damit CO2 produziert, um so höher ist die KFZ-Steuer und der Betrag, den man pro 100 Kilometer an der Zapfsäule zahlen muss.
Der Porsche Chayenne-Fahrer mit seinem Euro5 wird schon entsprechend zur Kasse gebeten. Genau identisch wie ein Fahrer eines alten Polo mit nicht mehr ganz zeitgemäßer Giftstoffzusammensetzung seiner Abgase.
Sollten außerhalb irgendwelcher Polemik- und Neidanfälle auch mal helle Momente existieren, kann man sich mal heranmachen und die prozentualen Volumenwerte in Absolutwerte in Gramm umrechnen und die tatsächlichen Giftmengen eines sparsamen Euro2 Golf für 10/100/1.000 Kilometer inkl. dem morgendlichen Kaltstart mit den Giftmengen eines Porsche Chayenne für die gleichen Strecken inkl. dem morgendlichen Kaltstart aus den Endrohren herausbröseln.
Da fällt dann die Entscheidung sehr leicht, wen man als Nachbarn haben möchte und wen nicht.
Jedoch nicht zu empfehlen für bestimmte Experten, da stürzen dann ganze Kartenhäuser, haufenweise Jedermannswissen und Weltanschauen schlagartig zusammen.
Dann sollte man sich auch gleich auch an ein weiteres Rechenspiel machen, was klimaschädlicher ist: Ein sparsamer Kleinwagen mit Klimaanlage, der sein Klimagas alle 3 Jahre in die Atmosphäre entlässt oder ein Oberklassenfahrzeug, was doppelt so viel Sprit verbaucht.
Oder ob man sich nun unbedingt einen Hund anschaffen muss.
Ein BlueMotion Polo mit Euro5 plus ein mittelgroßer Hund haben die gleichen Klimaauswirkungen wie ein Chayenne S mit rund 2,4 Tonnen Leergewicht und knapp 400 PS.