Erfahrungsbericht Wartburg 311 1000 (45 PS) von Anonymous, März 2009
Wartburg 311/312/313 1956-65-67 DDR
Ostfahrzeuge die XV.
Das erste mal,das ich überhaupt in einem Fahrzeug bewegt wurde,geht auf das Konto eines Wartburg 311.Sicher kann ich mich nicht daran erinnern,ich war erst wenige Tage auf dieser Welt,aber unsere Wege kreuzten sich in den folgenden Jahren noch sehr häufig.Der Nachbar meiner Großeltern ein kleiner Handwerker(Polsterer)fuhr ihn als Kombi.Große Augen als ich ca1,10m groß war,und in das Cabriolet gucken konnte.
Ein Auto zu besitzen war in den Sechzigern nicht selbstverständlich.Hatte doch kaum einer ein Telefon oder einen Kühlschrank.Das Eis kam noch in Blöcken.
Obwohl die damalige Regierung seine Konstruktion gar nicht in Auftrag gegeben hat,entstand er doch als "Schwarzkontruktion" und Gegenstück zum P70(Trabantvorläufer).Man hatte in Eisenach Angst,als Produktionsstandort von PKW Modellen gestrichen zu werden.
Den Eisenachern gefiel sicher nicht einen Zweitakter zu bauen,war man doch als Hersteller von SechszylinderFahrzeugen(BMW) bekannt geworden.Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.Der 311 löste den F9 ab und durfte als Erster den Namen Wartburg tragen.Unter den Fans der Ostautos gilt die Zeit des 311er als Blütezeit des Ostautomobilbaus.Von diesem Fahrzeug wurden Limosine,Reisecoupee,Kombi,Cabriolet,Schnelltransporter (Pickup),der Camping,sogar Rechtslenker und das Highlight ein Wartburg-Sportwagen 313 (zweisitziger Roadster mit Hardtop,auf Wunsch auch Softtop)gebaut.Eine solche Vielfalt,sollte es nie wieder von einem Modell geben.Die Fahrzeuge waren so zeitgemäß,das sie nach ganz Europa speziell nach Österreich,die BRD,Finnland,Belgien und vereinzelt sogar bis in die USA exportiert wurden.
Allen gemein war ein Dreizylinder Zweitaktmotor,anfangs 900ccm/37PS später 992ccm und 45 PS.Einzig das Sportcoupee 313 durfte mit Doppelvergaser und höherer Verdichtung sowie 50PS und 140kmh Höchstgeschwindigkeit glänzen.
Insgesamt wurden vom 311er ca.250.000Stück,vom Nachfolger 312 ca.35.000Stück und vom Sportcoupee 313 , 469Einheiten gebaut.Die Preise bewegten sich zwischen 15.000 und 20.000 Ostmark.Die Limosine ist das meistgebaute Fahrzeug.Sie verfügt über 4 Türen und wird auch mit Stoffschiebedach angeboten.Auch wird in den ersten Jahren noch reichlich Zierleisten und ein Zwei oder gar Dreifarblackierung verwendet.Es folgt der Kombi,dessen hintere Tür seitlich angeschlagen ist.Der Camping folgt auf Platz drei.Seine Besonderheit sind die hinteren Scheiben,welche sich bis ins Dach hinein wölben.Er hat Liegesitze und ein Stoff Schiebedach.Pickup und Coupee folgen auf den Plätzen.
Ende der Zulassungscharts bilden das Cabriolet und der Sportwagen.Während der gesamten Produktionsphase flossen ständig Verbesserungen ein,all diese aufzuführen würde bedeuten,hier ein Buch zu schreiben.
Aber einige technische Details aus dieser Zeit.
Die Bordelektrik kam mangels Verbraucher noch mit 6 Volt Bordspannung aus.Wir hatten ein 4 Ganggetriebe mit Lenkradschaltung,Frontantrieb,einen Kastenprofilrahmen und Ganzstahl-Karosserie.Gebremst wurde vorn und hinten mit Trommelbremsen.Das Leergewicht belief sich,je nach Modell zwischen 930 und 1050kg.Die zuladung wurde mit etwa 450kg angegeben.Höchstgeschwindigkeiten von 105 bis 120kmh wurden erreicht,dabei lag der Durst der Motoren bei duchschnittlichen 10 Liter.Werte für den Sportwagen 313 weichen etwas ab.
Beim Nachfolger 312 bestanden die wichtigsten Änderungen im Fahrwerk,welche schon für Nachfolgemodell 353 vorgesehen waren.Der 312 wurde von 1965-67 produziert.
Wartburg 311 gibt es heute noch in allen Zuständen zu kaufen.2500-5000Euro sollte man schon einplanen.
Cabriolets sind,da nur 1900 Stück produziert,deutlich teurer.Der 313 Sportwagen in Privatbesitz ist unverkäuflich.
Mit Ausnahme des Multicar,hat die DDR Autoindustrie nie wieder etwas so Inovatives geschaffen wie den 311 Wartburg.
Quellen: Wikipedia,Google,Verkehrsmuseum Dresden,Museum Automobile Welt Eisenach,Deutsche Autos-Dünnebier/Kittler,DDR Automobile von A-Z-Böhlke