Der Wartburg 1,3. Der letzte große und sinnlose Clou einer verfehlten Automobil-Politik. Neben dem bereits erwähnten Trabant 1,0 erhielt auch der Wartburg (bis dahin 353 genannt) einen VW Motor aus dem kapitalistischen Ausland. Das Fahrzeug, erhältlich ab etwa 1988, sollte stolze 30200,- DDR Mark kosten. Wenn man bedenkt, das der Monatsverdienst bei etwa 1000,- DDR Mark lag, wusste man, wieviel man bei etwa 12 Jahren Warteizeit pro Monat zurücklegen konnte. Ja ich weiß, das wir 1989 gewendet wurden, aber das ist ein anderes Kapitel.
Der Wartburg Touring (so hieß der Kombi) mit dem 1,3 Motor war genau so potthäßlich (siehe Bild) wie der Wartburg 353. Äußerlich hatte sich nicht viel verändert. Außer vielleicht ein paar unwesendliche Kleinigkeiten wie die breitere Stoßstange und die Türgriffe von Opel, andere Lämpchen, Blinkerleuchten usw.
Im Innenraum auch Wartburg-Tristesse, ein paar neue Leuchtdioden, die stolz zeigten, das ein Westmotor vorn seinen Dienst tat. Die Sitze vorn und hinten hätte man auch bei Obi im Gartencenter kaufen können. Eine gepolsteret Parkbank ist nichts dagegen.
Jedenfalls hatte man die Wartburg Interessenten immer auf seiner Seite, wenn man am Sonntag Morgen, so gegen 09.00Uhr zu seiner Frau sagte:"Ich fahre mal Tanken, ich denke mal, zum Mittag bin ich zurück!" Nein, nein, die Tankstelle war keine 200km entfernt. Nur etwa 1km. Aber die Autoschlange, die Tanken wollte, konnte schon mal 700-900m Meter lang sein. Hatte man sich dann nach einer Stunde bis zur Tankstelle vorgekämpft, so war es oft möglich, das der Tankwagen kam und man noch ne Stunde warten musste, bis sich der Schmutz im Erdtank gestetzt hatte. War man ganz schlau und wollte nicht warten, nahm man einen Kanister und ging, böse Blicke auf sich ziehend, an den Autos vorbei. Kam man aber an der Tanksäule an, so stand da ein Schild mit der Aufschrift:"Keine Kanister von vorn!!!" und man durfte wieder abtraben. Soviel zur Ost-Tankgeschichte.
Jedenfalls hatte man viel Zeit zum labern und man durfte oft an seinem teuren Gefährt (mein Kollege hatte einen) die Motorhaube öffnen. Der Motor aus dem Westen war einfach geil und Viertakter sowieso. Der in 353 war ein 3 Zylinder 2 Takt Motor. Der Wartburg interessierte nicht, er war ja bekannt, aber das neue Herz im alten Rentner eben.
Vom Platz her, war der Touring schon ok, von der miserablen Verarbeitung abgesehen. Es klimperte und klapperte immer irgendwo und man hatte zwei Möglichkeiten, entweder man macht das Radio lauter und dann war Ruhe oder man gewöhnte sich daran, in der Gewissheit, das das, was klappert ja auch noch da ist.
Zum Schluß noch was zu den Bremsen. Ja mitdenkenen war angesagt, denn nichts mit Schrecksekunde, der Anhalteweg lag zwischen dem eines 40 Tonners und dem eines ICE.
Etwa 2,3 Jahre wurde er gebaut und 1990 war aus bekannten Gründen Schluß ;-))