Erfahrungsbericht VW Up e-up! (82 PS) von bbbbbbbbbbbb, März 2018
Ich möchte hier gerne einen Erfahrungsbericht zu einem Fahrzeug, das ich beruflich fahre, niederschreiben. Es handelt sich um einen VW Up von 2013 mit 75 PS. Anfangen möchte ich mit dem...
QUALITÄTSEINDRUCK
Der kleinste VW weiß hier großteils zu gefallen, jedenfalls dort, wo das ungeschulte Auge oftmals hinblickt. Die von mir gefahrene Version bietet ein hervorragend in der Hand liegendes Lederlenkrad, angenehme Sitze mit sehr einfacher und intuitiver Verstellmöglichkeit. Taster, Drehregler und Schalter rasten äußerst angenehm ein, alles wirkt solide, man meint teilweise, in einem kleinen Luxusfahrzeug zu sitzen. Die Instrumente sind gut ablesbar, jedoch ist der Drehzahlmesser für meinen Geschmack deutlich zu klein, was jedoch in der Facelift -Version geändert wurde. Missfallen tut mir auch, dass die auf Wunsch einblendbare Motortemperatur eine fiktive Zahl ist, damit kann man nur einsehen, ob der Motor auf Betriebstemperatur ist, jedoch nicht, wie warm er genau ist. Schwächen gibt es freilich auch. So ist gleich eine ganze Armada an Tastern und Hebeln (z.B. die Fensterheberschalter sowie der Hebel für die elektrisch einstellbaren Spiegel) nicht beleuchtet, außerdem hatte der Up die ersten beiden Jahre auf der Fahrerseite keine Möglichkeit, das Beifahrerfenster zu öffnen. Wer die Haube öffnet, blickt auf ein dürres, rasch einknickendes Stängelchen, wo beim Vorgänger, dem VW Lupo (der Fox war ein Brasilien - Import), noch eine Gasfeder verbaut wurde. Auch die anderen Gemeinheiten leistete sich der Lupo nicht, weshalb hier rasch der Eindruck entsteht, dass der VW Up künstlich entfeinert wurde, damit er nicht zu gut wird. Denn das Wägelchen hat seine Qualitäte, besonders auffällig beim...
FAHRKOMFORT
Ja, der liegt erstaunlich hoch für ein Kleinstfahrzeug. Der Wagen federt bemerkenswert angenehm, das sonst für Fahrzeuge dieser Gewichts, - und Größenklasse übliche, nervöse Fahrverhalten mit kräftigen, schnell aufeinanderfolgenden Gier, - und Wippbewegungen fehlt hier fast vollständig, der Wagen liegt souverän, als wöge er mindestens 1,5 Tonnen und hätte eine Länge von 4,50 Metern, dabei ist er mit minimal 929 kg Leermasse für ein modernes Fahrzeug ein echtes Leichtgewicht. In Relation zur Fahrzeugklasse ebenfalls ansprechend ist der Geräuschkomfort, welcher bis 100 km/h angenehm leise bleibt. Wie ein Fremdkörper wirkt in dieser Umgebung der vor allem im Leerlauf und unter Lastanforderung bis etwa 2000 U/min. stark unruhig laufende, stets schnarrende und röhrende Töne von sich gebende Ottomotor, der seine reibungsarme Auslegung (nur drei Zylinder, keine Ausgleichswellen) und die damit verbundenen Nachteile (freie Massenkräfte) deutlich vorführt. Mit dieser Rüttelplatte als Motor hat sich VW keinen Gefallen getan, aber mehr dazu im Kapitel...
MOTOR
999 cm³ klein, vierventilig und dreizylindrig ist er, der kleinste Ableger der in der VAG - Gruppe (Audi, VW, Seat, Skoda) großflächig zum Einsatz kommenden Motorengruppe namens "EA211". Bei den Versionen mit 60, 68 und 75 PS ist keine Aufladung vorhanden, der atmosphärische Luftdruck muss also herhalten, um die Leistung und das Drehmoment zu generieren. Dank einer verstellbaren Einlassnockenwelle fallen die Werte mit maximal 55 Kilowatt (75 PS) und 95 Newtonmetern Drehmoment für einen dermaßen kleinen Pkw - Saugmotor gut aus, es gibt nicht viele Motoren von diesem Format, die hier bessere Daten zeigen. Der Durchzug ist, bezogen auf den Hubraum, durchaus ordentlich, vergleicht man aber mit einem sogar etwas schwereren VW Lupo 1.4 (60/75 PS), fühlt man sich wie in einer anderen Leistungsklasse. Gerade bei Saugmotoren geht halt nichts über den guten alten Hubraum. Zugute halten kann man dem Motor, dass er sehr sparsam ist. Vor allem auf der Landstraße kann man Werte erreichen, die eine hohe "3" aufweisen, bei Fahrten mit Richtgeschwindigkeit werden, ebenso wie im dauerhaft innerstädtischen Betrieb, rund 5,5 Liter auf 100 km verköstigt. Das sind gute Werte, jedoch nicht weniger, als ein ungefähr vergleichbar starkes, vergleichbar modernes und ähnlich schweres Konkurrenzprodukt mit Vierzylindermotor (z.B. der erste Toyota Yaris 1.0) benötigt, weshalb hier die Frage nach dem Sinn des fehlenden 4. Zylinders aufkommt. Der ist ziemlich sicher wirtschaftlich begründet, denn beim Fahren empfinde ich nur Nachteile. Die Vibrationen, die dieser Motor, gerade nach dem Kaltstart, im Leerlauf austeilt, würden mich bei einem Vierzylinder dazu bringen, mal nach den Zündkabeln zu sehen. Auch für längere Strecken brauchbar hingegen ist die Getriebeauslegung, trotz nur fünf Gänge fühlt man sich selten belästigt, wobei die schwächere Version noch etwas niedriger dreht (3500 statt 3800 U/min. bei Richtgeschwindigkeit). Nachteil freilich: Im größten Gang geht nicht mehr viel vorwärts. Nun zur...
FAHRDYNAMIK
Das kleine Auto liegt unwiderstehlich in der Kurve, fast wie ein kleiner Sportwagen. Es fühlt sich sicher an, die Bremsen beißen, trotz einfacher Machart (hinten nur Trommelbremsen), ausgezeichnet zu. Die Schaltung lässt sich ausgezeichnet weich bedienen, schnelle Schaltvorgänge sind möglich, benötigen jedoch Konzentration, wenn es nicht im Getriebe scheppern soll.
FAZIT
Insgesamt gesehen ist der Up schon ein großer Wurf, er hätte aber mit geringem Aufwand noch viel besser werden können.