Ich hatte 7 Jahre einen Joker mit Westfalia-Campingausstattung und Aufstelldach und bin bis zum Verkauf 140000km damit gefahren. Sehr gern damit gefahren! Mit zwei Kindern Urlaub gemacht, zweimal umgezogen, von Schottland bis Griechenland und Spanien Europa "erfahren". Obwohl etwas anfällig, hat er uns nie im Stich gelassen, Wartung und kleine Reparaturen waren einfach. Aber auch viele Nachteile: Die 2l-Maschine (luftgekühlt) war für 1750kg Leergewicht mit 70PS viel zu schwach und ungeheuer durstig: zwischen 14 und 17l Normal war "normal". Da der Motor ständig am Anschlag betrieben wurde, hielt er nur 130000km, dann war ein Austauschmotor fällig. Das Getriebe war bei 75000km auszutauschen. Als mir jemand in die Seite fuhr, habe ich die komplette Campingeinrichtung ausgebaut und war über den Rost an sämtlichen Falzen und Kanten erstaunt, der sich offensichtlich von innen nach außen durchfraß, unter der Handbremse konnte man auf die Straße durchsehen, dabei war das Fahrzeug gerade 7 Jahre alt! Nach gründlicher Reparatur konnte ich den Joker wegen des Tauschmotors dann noch recht gut verkaufen - nach Griechenland.
Der Camping-Joker hatte eine Eberspächer-Standheizung, die ziemlich unzuverlässig war und einen 10l-Gastank für den zweiflammigen Gasherd und den Gas-Kühlschrank. Eine zweite Batterie, vorn Drehsitze. Oben ein Klappdach, man konnte gut zu viert übernachten.
Die Fahreigenschaften waren gut: hinten Dreieckslenker, durch Heckantrieb und Heckmotor keinerlei Probleme im Winter: Ich habe mal einen Audi100 bei verschneiter Straße unsere steile Ortsdurchfahrt 2km bergauf geschleppt (sein Diesel war versulzt).
Damals gabs eine Woche lang Temperaturen von bis zu -25 Grad: der Motor sprang immer an!
Große Räder und lange Federwege sorgten für Komfort. Ein Testbericht von damals: Wenn Sie vom Toyota in den VW-Bus umsteigen, kommen Sie von der Baubude in den Salon.
Vor 25 Jahren war ich trotz den Fehlern begeistert, mit einer verzinkten Karosse und einem modernen Heck-Diesel würde ich den Joker heute wieder kaufen. Er kostete damals 31000DM mit der Camping-Ausstattung. Heute gibt es keinen Camper, der auf so kleiner Grundfläche soviel Funktion bietet, die Frontmotor-Bauweise kostet einen ganzen Meter Platz gegenüber dem Heckmotor in Flachbauweise. Statt dessen finden Sie in dieser Größe Pseudo-Geländewagen in schwarz und Chrom mit erstaunlich geringem Nutzraum - die übrigens teilweise mehr Sprit schlucken als mein guter alter Joker.