Erfahrungsbericht VW Golf 3.2 R32 4Motion (241 PS) von Anonymous, Dezember 2015
Preis-/ Leistungsverhältnis:
Nun der VW Golf IV R32 kostete damals über 35.000€, mit DSG, was in diesem Golf seine Uraufführung hatte, etwas mehr.
Heutzutage bekommt man gute Modelle mit wenig km schon ab ca. 15.000€. Ich denke mal der Preis kann durchaus noch steigen, da der 4er R32 nur weltweit 12.000 mal gebaut wurde und somit eine Seltenheit ist.
Dafür bekommt man einen als Golf getarnten Sportwagen mit strammem und sexy klingendem Sechszylinder samt dicker Ausstattung.
Die gleiche Technik nur eben mit etwas besserer Innenraum-Verarbeitung gab es im Audi A3 für mehr Geld.
Design & Styling:
Rundum verspoilert mit dicken 18 Zöllern, 2cm tiefer als ein "normaler" Golf, Xenonscheinwerfern und den dicken Endrohren links und rechts zeigt sich der 4er R32 allgemein wesentlich bulliger als sein jüngerer Bruder der Golf 5 R32.
Er fällt optisch einfach mehr auf, wobei er von Laien auch nur schwer erkannt wird, hier rechnet einfach niemand mit einer so flotten Soundmaschine.
"Normalos" sehen einfach einen umgebauten lauten Golf, Kenner wissen direkt Bescheid und loben einen für diesen schon heutigen Klassiker, der in den Kennerkreisen hoch geschätzt wird.
Das schicke Styling setzt sich im Innenraum fort.
Vordere Sitze:
Fahrer und Beifahrer werden von König-Vollschalensitzen in Empfang genommen, die äußerst ausgeprägte Seitenwangen haben und sehr guten Halt bieten, zudem sind sie manuell umfangreich einstellbar.
Jedoch kommen nur Personen bis ca. 1,65m in den Genuss den Kopf an die integrierte Stütze lehnen zu können.
Hintere Sitzbank:
Beim 3-Türer muss man die vorderen Sitze umklappen, diese schrabben dann an den Sonnenblenden, was etwas unschön ist.
Dann sollte man ein wenig gelenkig sein und kraxeln können, sonst kommt man nur schwer auf die Rückbank.
Hat man es erst mal dorthin geschafft werden auch die hinteren Mitfahrer von einer schönen Leder-Rückbank in Empfang genommen, sollte man nicht zu groß und füllig sein hat man ordentlich Platz.
Interieur:
Auch im Innenraum zeigen sich hübsch lackierte Kunststoffe und andere sportliche Details wie zum Beispiel die chromumrahmten Armaturen mit Tacho bis optimistischen 300, sowie im Dunklen schön blau leuchtenden Skalen, sowie rot leuchtenden Zeigern, wirkt auch heute noch sehr sportlich.
Das DSG hat schicke Alu-Schaltwippen (der Nachfolger hat da nur noch öde kleine schwarze Kunststoff-Wippen).
Auch die Einstiegsleisten, sowie viele weitere Elemente werden vom schönen R-Logo geziert und vermitteln mehr Sportlichkeit.
Verarbeitungsqualität:
VW ist und war schon immer für sehr gute Qualität bekannt, das merkt man auch am sportlichen Topmodell.
Egal ob Karosserie oder Innenraum, enge Spaltmaße, hochwertige Materialien und kein Klappern, Knarzen oder Dergleichen.
Selbst mein R32 der nun schon seine über 158500km und 12 Jahre auf dem Buckel hat, wirkt immer noch recht frisch und hochwertig.
Sparsamer Verbrauch:
ein 3,2l VR6 ist zwar kein Sparwunder, aber im Vergleich zur gebotenen Leistung und was man über die heutigen Downsizing-Modelle liest, ist der Verbrauch hinnehmbar.
Im Schnitt sind es etwa 10,5l auf 100km fällig.
Von gemütlichen 8 bis weit über 15l ist alles drin.
Dabei gönnt sich das große Aggregat immer Super Plus.
Super ist auch möglich, jedoch mit der Warnung den Wagen nicht höher als 5500 U/min zu drehen.
Die Reichweite ist dabei bis über 550km möglich. Wobei man meist darunter liegt was auch dem Fahrspaß geschuldet ist.
Motorisierung:
Dreikommazwo Liter Hubraum.
Das muss man einfach mal ausschreiben.
Heutzutage hat kein weiterer Kompaktsportler einen so dicken Motor in seinen Eingeweiden.
Dabei ist es genau dieser VR6, dem viele Fans nachtrauern.
Klar, dass die heutigen turbobefeuerten Modelle schneller und stärker, teils auch etwas sparsamer sind, aber es fehlt ihnen allen etwas wichtiges: Der Sound!
Was der R32 aus seiner klappengesteuerten Remus-Anlage entweichen lässt klingt besser als mancher Porsche ;)
Blubbern, Bollern, Röhren, Fauchen, Trompeten, Posaunen, dies alles hat der R32 drauf und zaubert einem dabei nur ein dickes Grinsen ins Gesicht :)
Wer rein äußerlich noch an der Performance zweifelt wird spätestens nach dem ersten Gasstoß vom Gegenteil überzeugt.
Beschleunigung/Durchzug:
Ich gebe dem 4er R32 hier die volle Punktzahl, da es schon ein starkes Stück war 2003 so einen sexy klingenden und bullig anschiebenden Motor in einen Golf zu packen.
Ihn gab es in seinen Grundzügen zwar schon früher, im R32 war er aber erstmals richtig auf Krawall aus und bot mehr Leistung als je zuvor in einem Golf.
Mit der Launch-Control des DSG, der mittlerweile recht bekannte Race-Start, zoomt sich der Allradler in 6,4 Sekunden auf Landstraßentempo und die Insassen fühlen sich wie in der Achterbahn.
Also DAS kann ein 241ps starker 6 Zylinder mit DSG und Allrad mit knapp 1,6 Tonnen anstellen, höchst eindrucksvoll.
Nach heutigem Stand ist es zwar keine Rakete mehr, aber flott genug und vor allem wesentlich flotter als es manche vom reinen Aussehen erwarten.
Durch das bei etwa 2800 U/min anstehende Maximaldrehmoment von 320nm hat man stets genug Kraftreserven und "Power aus dem Keller" zudem lässt sich dadurch recht schaltfaul cruisen und der Wagen zieht gut durch.
Er ist ein Langhuber alter Schule und dadurch dreht er weniger agil hoch als es jetzt ein Reihensechser aus dem Hause BMW macht, aber man merkt doch eine gewisse Drehfreude die subjektiv durch das sinkende Drehmoment zäher wirkt als sie wirklich ist.
Fahrverhalten:
Durch das DSG in Kombination mit dem starken Motor und dem Allrad geht der Wagen vom Start weg gut voran.
Zudem hat man bei sämtlichen Witterungsbedingungen perfekte Traktion, Allrad, Fahrwerk und ESP sei Dank.
Wobei der Allrad quasi ein Frontantrieb ist, der nach Situation blitzschnell per Haldex-Kupplung bis zu 60% der Leistung an die Hinterachse schickt.
Es ist immer wieder erstaunlich welch hohe Kurvengeschwindigkeiten mit ihm möglich sind.
Jedoch sollte man sich stets bewusst sein, dass dies alles im Rahmen der physikalischen Gesetzen geschieht.
Zaubern kann der Golf nicht, auch wenn er hohe Sicherheitsreserven bietet, also verantwortungsvoll fahren ;)
Die Bremse ist standfest und lässt den Golf stets sicher und schnell zum Stillstand kommen.
Dabei sollte man auch stets bedenken, dass der R32 eher ein flotter Gran Turismo ist, anstatt ein kurvengieriger Flitzer.
Man merkt ihm eben die Kopflastigkeit und das hohe Gewicht an, wer also auf die rennstrecke will sollte sich vllt eher bei einem neueren R-Modell oder gar einem GTI versuchen.
Der R32 bietet eben die gediegene Überlegenheit die einem ein großer Hubraum bietet, samt viel Komfort. Man weiß man könnte flott sein, aber es lässt sich so gemütlich cruisen, warum sollte man? :D
Getriebe:
Das Doppelkupplungsgetriebe, oder bei VW auch Direktschaltgetriebe (DSG) genannt hatte im 4er R32 Premiere und schaltet ohne Zugkraftunterbrechung.
Wenn der Motor kalt ist wird verschliffen und trudelig geschaltet um das Öl schneller auf Temperatur zu bringen, beim Anfahren ist es etwas ruppiger als ein moderner Wandlerautomat.
Die Gangwechsel sind allerdings blitzschnell und lassen sich gemütlich und kaum merklich auf D erahnen, während sie auf S oder im manuellen Modus ruppiger vonstatten gehen.
Wenn man dann noch per Schaltwippen die Gänge sortiert hat jeder Rennspiel- und Formel1-Fan seine wahre Freude, wenn der Golf beim Runterschalten seine Zwischengassalven raushaut sieht man immer mehr aus wie der Joker auf Lachgas :D
Alltagstauglichkeit:
Wir reden hier von einem Sportwagen in einem Golfkleid.
Fahrleistungen und Fahrverhalten können sehr sportlich sein, jedoch auch sehr gemütlich.
Man kann auch mit diesem R32 gediegen beim nächsten Supermarkt seine Einkäufe erledigen, der Kofferraum ist zwar durch den Allrad etwas kleiner als beim "Frontkratzer-Golf" aber zur Not lässt sich auch die Rückbank geteilt umklappen und man hat ordentlich Stauraum.
Hinzu kommen allerlei Komfortextras die man zu dieser Zeit in den Golf packen konnte.
Dazu zählen:
Xenonscheinwerfer, CD-Wechsler, Navi, abblendender Innenspiegel, elektrische und beheizte Seitenspiegel, Tempomat, ESP, Sitzheizung und weitere Extras.
Die Klima heizt den Wagen schnell und zugfrei auf, dabei sich nach der eingestellten Temperatur richtend.
Die Alltagstauglichkeit wird jedoch nur durch die straffe, tiefe und sportliche Fahrwerksauslegung beeinträchtigt. Denn man spürt jede Bodenwelle, jede schlechte Straße...zudem sollte man ein paar Muckis in den Beinen haben um anständig aus dem tiefen Wagen aussteigen zu können.
Rundum jedoch ein Sportwagen mit dem man auch mal gut einkaufen und gemütlich unterwegs sein kann.
Unterhaltskosten:
Man sollte sich vorher bewusst machen, dass ein größerer Motor eben in allem etwas teurer ist als ein kleinerer.
Seien es Inspektionen, Ersatzteile, Versicherung oder Steuern.
Günstig ist der Wagen in keinem dieser Kategorien.
Dafür hat man den ersten R32, der auch sicherlich aufgrund der geringen Stückzahl irgendwann im Wert steigen wird.
Alles in Allem:
Der VW Golf IV R32 4Motion DSG ist heute schon ein seltener Klassiker und ein Sportwagen im Golfkleid.
Mit seinem 3,2l VR6 hat er ordentlich Druck und der Sound lässt Herzen höher schlagen (ohne Witz, für mich war der Sound und DSG Hauptkaufgrund :) )
Alltagstauglich und bei Bedarf flott unterwegs ;)