Auf der Kriterienliste, der mein nächstes Auto genügen sollte, standen ganz oben möglichst geringe Unterhaltskosten. Die setzen sich bekanntlicherweise aus Versicherung, Steuer, Sprit- und Ölverbrauch, sowie den Instandhaltungs- und Reparaturkosten zusammen.
Herauskristallisierte sich der Golf II, der dem recht gut gerecht zu werden schien.
In Punkto Versicherung gehörte er, zumindest 2001, dem Jahr meines Kaufentscheides, nicht zu den Günstigsten. Ich fuhr auf 40% und so war mir das egal. Das (verblasste) Null-acht-Fuffzehn-Rot war wohl der am meisten gekaufte Farbton, sodaß ich, ganz nach meiner Vorstellung, sämtliche Blechteile auf dem Schrtottplatz im Originalfarbton bekam -es gab doch innerhalb der neun Jahre, die ich ihn jetzt fahre, fünf Personen, die meine Blechgrenzen einfach nicht achten wollten...
2005 hatte ich einen wirtschaftlichen Totalschaden: Kotflügel links, Licht links, Motorhaube, Fahrertür, Stoßstange, Quertraverse vorne, Kühlergrill kaputt (ein Taxifahrer vor mir war der Ansicht, er müsse auf der Autobahn, auf der rechten Fahrspur(!) den Rückwärtsgang einlegen, um eine verpaßte Abfahrt befahren zu können)...
Ich habe alles zusammen für ungelogen weniger als 100 € (ich schwöre!) auf dem Schrottplatz bekommen und innerhalb eines schweißtreibenden Nachmittages auf Selbigem umgebaut. Nur den Längsholm, der zum Glück vor der Radaufhängung gestaucht ist, konnte ich ohne Richtbank nicht herausziehen. Schön dabei war zu sehen, daß selbst die Quertraverse, an der der Wasserkühler befestigt ist, nicht verschweist, sondern genauso modular geschraubt ist, wie fast alles am Golf II.
Insgesamt hat sich der Golf als robustes Alltagsfahrzeug erwiesen, das sehr verläßlich ist.
Kleine Schwächen sind Wassereintritte durch Türen, evtl. Schiebedach und Heckklappe. Durch Nachstellen der Tür- und Heckklappenschlösser läßt sich der Wassereintritt im Bereich der Stelltoleranz abstellen oder so stark mindern, daß die Fenster nicht mehr oder kaum beschlagen.
Eine weitere Schwachstelle sind die vorderen Bremsen, die durchaus stärker ausgelegt sein könnten. Bremst man das Fahrzeug, das absolut vollgasfest ausgelegt ist, von Tacho 180 "stramm" hinunter, so fangen die vorderen Bremsen an zu schwingen, zumindest wenn die Bremsbeläge im fortgeschrittenen Zustand verschlissen sind, aber noch nicht die Notwendigkeit zum Austausch besteht.
Da der Bauraum nicht mit (meiner Nachsicht vollkommen überflüssiger) Steuerelektronik überfrachtet ist, läßt sich recht gut an fast alle Teile herankommen.
2009 hatte ich jedoch ein Jahr, in dem nach vielen Jahren der "Schrauberruhe" sehr viel kaputt ging. Das kühlflüssigkeitführende Metallrohr, das um den Zylinderkopf führt und in Richtung Wasserpumpe gebogen ist, war durchgerostet, sodaß der Kühlkreislauf mehr und mehr an dem wärmeregulierendem Elixier (volkstümlich: Wasser ;-) ) verlor.
Etwas schlampig habe ich nicht reagiert und mir dadurch eine defekte Zylinderkopfdichtung eingehandelt. Beim Tausch Derselbigen mußte ich u.a. die zwischen Fahrzeugwand und Zylinderkopf befindlichen Abgaskrümmerschrauben mit Hilfe eines Schminkspiegels lösen -habe ich schon erwähnt, daß ich diese Schrauberei hasse?!- und nachher beim Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge in ebent' der gleichen Weise wieder einsetzen und festziehen (um die Klammern, die das Auspuffrohr am Abgaskrümmer halten, zu lösen, hätte ich für den Wiederanbau eine entsprechende Spannvorrichtung benötigt, die ich aberf nicht hatte).
Den Verbrauch, der im Alltagsbetrieb etwa bei verträglichen sieben Litern liegt, konnte ich in meinem ersten Sommerurlaub sogar deutlich unter 6 Liter drücken (51 KW Golf, 1600 ccm). So zu fahren macht aber bestenfalls im Urlaub Freude, wenn man sehr viel Zeit hat und um einen herum ständig unter Strom stehende "Mänätscher" und gestreßte Arbeitnehmer fern sind.
Auch der Ölverbrauch hält sich trotz meiner nicht schonenden Fahrweise in gesunden Grenzen.
Legt man keinen Wert auf Prestige und größeren Komfort, so ist der Golf II ein sehr empfehlenswertes Fahrzeug insbesondere für den kleinen Geldbeutel, der zudem auf ein wenig reparaturanfälliges Fahrzeug angewiesen ist.