Ich bin die letzten 15 Jahre mit ÖPNV und Leihwagen unterwegs gewesen und wollte mir mal wieder ein eigenes Fahrzeug leisten. Vom Alter her zähle ich zu der Golf-Generation. Ergo habe ich mir einen gebrauchten Golf-III-Variant mit Automatikgetriebe, 1,8-Liter-Motor mit 75PS, Schiebedach, Modell "Joker", Baujahr 3/99 zugelegt. Kombis fand ich schon immer praktisch. Deshalb fiel die Wahl auf einen Golf Variant. Das Fahrzeug machte zunächst einen soliden Eindruck. Am Blechkleid waren bis auf die Heckklappe keine Durchrostungen festzustellen. Auch der Motor hörte sich nach 18 Jahren mit drei Vorbesitzern und einer Motorleistung von 136.000km gut an. Doch bei der ersten Inspektion kamen die ersten Schwächen zutage: Die Bremsleitungen, die in den Foren gern als Schwachpunkt genannt werden, waren in der Tat porös, gingen aber beim TÜV-Termin noch durch. Auch die Servopumpenleitung sah nicht besser aus. Die Zündanlage brauchte auch eine Erneuerung, die aber nicht das Problem war. Für besseren Fahrkomfort gönnte ich mir vorne und hinten neue Stoßdämpfer und ließ auch porös gewordene Gummiteile an Achsen und Antrieb austauschen. Nach erledigter Erneuerung machte aber der Motor Probleme. Obwohl mein alter Golf einen geringen Ölverbrauch hatte und der Zahnriemen einschließlich der Wasserpumpe vom Vorbesitzer erneuert wurden, ruckelte gelegentlich der Motor. Auch das Automatikgetriebe schaltete unsauber; mal bei niedrigen und dann bei hohen Drehzahlen. Nach einer langen Autofahrt kam es dann bei der Weiterfahrt zum Totalausfall. Ergebnis: Durchgebrochene Pleuelstange, die den Motor unbrauchbar machte. Ich habe zwar einen Ersatzmotor an der Hand, aber meine Golfbegeisterung hält sich nach meinen beschriebenen Erfahrungen in Grenzen. Fazit: Der Golf ist ein durchschnittliches Auto von mäßiger Qualität. Zwar sind Ersatzteile günstig und er lässt sich auch auf einfache Art und Weise reparieren, jedoch kann ich mir die Beliebtheit dieses Fahrzeugs nicht erklären. Zu viel Mythos, zu wenig Zufriedenheit bei genauerer Betrachtung. Der 1,8-Liter-Motor gilt zwar als robust, aber nicht in meinem Fall. Mit 75PS finde ich ihn außerdem sehr asthmatisch. Im Stadtverkehr genehmigt sich die Automatik schon mal gern über 9 Liter. Auf der Autobahn kommt man mit weniger als 120km Durchschnittstempo auf 7,5 Liter. Die Verarbeitung im Innenraum ist nicht besser als bei Ford oder Opel. Letztere genannte Alternativmodelle boten ohnehin beim Neukauf immer mehr an Ausstattung als VW. Auch in der Anschaffung ist der Golf bei gebrauchten Fahrzeugen immer etwas teurer als vergleichbare Modelle. Der Golf ist eine Sache des (Lebens)-Gefühls. Die oft gepriesene Robust- und Anspruchslosigkeit kann ich wirklich nicht bestätigen. Ich bin in meiner Vorzeit andere und günstigere Modelle gefahren, die es mit dem Golf sicherlich aufnehmen konnten. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Ich muss nun meinen alten Golf schieben und ergebe mich meinem Schicksal, dass ich geglaubt habe, dass der Golf ein gutes Auto ist.