Zunächst einmal möchte ich aus dem Begriff "Erfahrungsbericht" eine Umformulierung machen und es lieber " erste Eindrücke einer eiligen Kaufentscheidung" nennen. Eilig bedeutet hier aber nicht übereilt!
Ich gehe jetzt allerdings nicht auf die Hintergründe ein....
Ich fahre den Caddy Life 1.4 in ravennablau Metallic seit mitte Juni diesen Jahres. Ich habe mich für den kleinsten Benziner entschieden, weil ich selten Langstrecken fahre und mir der 1.4 Liter Motor mit 80 PS von VAG gut gefällt. Der Wagen ist mit einem angegebenen Leergewicht von 1380Kg schon eine ziemliche Hausnummer für 80 Ps. Dessen war ich mir natürlich von Anfang an bewußt. Ich muss allerdings sagen, dass er zum ruhigen Fahren animiert und das daher kein Handycap für mich darstellt. Dennoch ist er keineswegs lahm. Das Fahrzeug ist mit 2-Zonen Klimaautomatik (VAG Climatronic) ausgestattet und ich bin davon hellauf begeistert. Fahrer und Beifaher können sich die Temperatur in 0,5 C° Schritten individuell einstellen- auch die hinteren Passagiere bekommen bei Bedarf Kalt oder Warmluft. Im Fond werden die Passagiere durch Luftkanäle im jeweiligen Fußraum, oder wahlweise durch die 2-Kanal Luftdüsen im Armlehnenteil des Frontbereiches versorgt. Der Wagen hat tiefgetönte Fondscheiben und ein Schiebefenster in der rechten der beiden Schiebetüren. Öffnet man die Schiebetüren, so bietet sich ein komfortabeler Einstieg mit 0,70m Einstiegsbreite und die Beinfreiheit ist üppig. Man kann quasi aus dem Stand auf die Sitze rutschen, ohne beim Platznehmen "in die Tiefe zu fallen". Das ist absolut praktisch. Die hintere Sitzbank ist ein wenig höher als Fahrer und Beifahersitz und 1/3- 2/3 asymetrisch teilbar, sehr solide gebaut und (VW nennt es so) wickelbar. Das bedeutet, dass durch ziehen jeweils einer Schlaufe am Anlenkpunkt der Sitzlehnen zu den Sitzflächen die Lehnen nach vorn auf die Sitzflächen geklappt werden können und durch einen weiteren hebelzubetätigen Mechanismus das Ganze dann nach vorn gekippt werden kann. Hierdurch erweitert sich der Laderaum. Umständlich ist allerdings das Ausbauen der Sitze, da sie verschraubt sind anstatt z.B. mit gesplinteten Bolzen befestigt zu sein. Aber auch wenn man sie los schraubt, sind sie sehr schwer zu tragen. Man sollte das aber nicht unbedingt als Mangel ansehen, weil man zu reinen Transportzwecken eh andere Fahrzeuge wählt. Wenn man hin und wieder mal was in der Richtung unternehmen muss, ist es in jedem Fall zumutbar sich auch mal ein wenig zu bewegen. Weiter zum Innenraum: Der Caddy Life ist im Inneren, vor allem hinten recht einfach eingerichtet, da er vom Nutzfahrzeug abgeleitet ist. Mich stört es "nicht nur nicht", sondern ich finde das speziell wie es gemacht ist, schon wieder gut- originell wäre allerdings übertrieben formuliert. Die Qualitätsanmutung ist allgemein in Ordnung. Jeder der 5 Sitzplätze im Auto hat einen Dreipunktgurt.. Der Wagen ist mit einer weiteren Sitzbank zu dann 7 Sitzplätzen erweiterbar. Hinten ist das Fahrzeug mit Doppelblattfedern und Starrachse, wie ein LKW ausgetattet. Das klingt sicher etwas abschreckend- aber weit gefehlt, der Federungscomfort ist sehr gut! Es entstehen allerdings Poltergeräusche bei mit schlechten Strassen verbundener Federungsarbeit. Das kommt vom hinteren Bereich, also den Blattfedern. Diese Gegebenheit stört mich schon ein wenig, aber was soll`s !?
Zu den Bremsen ist zu sagen, dass sie sehr gut arbeiten, sehr leichtgängig sind aber dennoch gut zu dosieren. Der Caddy hat ein elektronisches Gaspedal, also keinen Gaszug mehr. Die davon ableitende Elektronik ist mit dem ABS gekoppelt und wirkt mit dem ASR Programm zusammen Die Antriebs-Schlupf-Regelung soll das Fahrzeug bei ungleichen Antriebseinflüssen bei jeder Geschwindigkeit- also nicht nur beim Anfahren stabilisieren. ASR ist abschaltbar und wird bei jedem Neustart des Fahrzeuges automatisch wieder aktiviert. Der Caddy verfügt zudem noch über einen Schadstoffsensor, der - wenn oben auf dem Armaturenträger auf "Automatik" gestellt wird und Schadstoffe erkannt werden , den automatischen Umluftbetrieb aktiviert. Sobald die Aussenluftqualität wieder besser ist, schaltet das Ganze dann wieder auf Aussenluft um.
Seither rieche ich keine Dieselwolken mehr im Stau...Die Climatronik erkennt Luftfeuchte und trocknet die zugeführt Luft auf gesunde Werte runter, sodass sie auch nicht zu trocken wird! Dabei wird erreicht, dass die Scheiben nicht mehr beschlagen. Trotz all dem Schnickschnack hatte ich bisher im gemischten Stadt und nahen Überlandverkehr Verbräuche um 8,6 bis 8,7 Litern Super/ 100Km. Der Wagen befindet sich in der langsam auslaufenden Einfahrphase! Die schon mal kurz ermittelte Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn lag bei 162 Km/h nach Tacho, macht aber keinen Spass. Der Wagen ist dabei absolut akzeptabel, sowohl im Geradeauslauf, wie auch in der Lautstärke der Fahrgeräusche. Die Strassenlage ist "gefühlt" sehr gut, da der Caddy eine nur schwache " Neigung zu Neigungen" in Kurven hat. Die Elektromechanische Lenkung ist mit einem Steuergerät ausgestattet, welches sogar Seitenwind und Strassenneigungseinflüsse erkennt. Das Lenksystem greifft dann unmerklich ein und steuert den Einflüssen sanft entgegen. Im Ergebnis ist der Caddy dann trotz der Höhe seines Karosserieaufbaues sehr seitenwindstabil!
So, heute ist Mai 2011. Ich fahre den Caddy nun seit fast 2 Jahren.
Er macht eine gute Figur. Die Sitze haben sich mittlerweile auf Langstrecke vom Feinsten bewährt- 1200Km am Stück und ich stieg aus dem Wagen, als wäre das nichts! Er hat 29700Km runter. Das ist für einen Wagen heutiger Generation keine große Leistung, aber es widerspiegelt schon mal den ersten Eindruck, den ich damals von diesem Wagen hatte. Es war eine gute Entscheidung. Der VW Caddy ist sehr solide gebaut und eignet sich auch für Langstrecke ganz hervorragend. Die Climaautomatik ist sehr gut abgestimmt und arbeitet auch im Hochsommer bei 37 C° Außentemperatur sehr gut. Hinzu kommt die Wirkung der Scheibentönung.
Der neue Caddy, Modell 2010 - so fiel es mir auf, ist z.B. unter dem Vorderwagen qualitativ einfacher geworden. Der massive Alu-Triebwerksschemel mit den Querlenkern ist nur noch aus schnödem Preßstahl.
Ergänzung: Ich habe seit Februar diesen Jahres (2012) eine Vialle LPE7 Autogasanlage nachgerüstet. Es ist eine Anlage der neuesten Generation mit Flüssigeinspritzung. Bisher bin ich sehr zufrieden!
Der Verbrauch liegt so bei 10,5 Litern Autogas im Durchschnitt beim bereits eingangs angegebenen Fahrprofil, bei dem der Wagen im Superbenzinbetrieb ca. 8,7 Liter frisst. Ein akzeptabeler Wert.
Der Caddy schaut mittlerweile auf 42.000km Fahrleistung ohne nennenswerte Abnutzung oder Reparaturen zurück.
Heute ist der 07. August 2013. Bisher hatte unser Caddy keine nennenswerten Ausfälle.
Mir fiel neulich auf, dass im Bereich der Schiebetüren in der Karosseriemulde der oberen Türenführung auf der Fahrerseite an den Blechschnittkanten Lackaufblühungen entstanden sind. Hier ist die Verzinkung unter dem Lack aufgeblüht, jedoch noch kein Rost vorhanden. Die Prozesse sind jedoch die Gleichen. Es handelt sich bisher nur um schmale Bereiche, deswegen werde ich es erst mal nur beobachten.
Die Reifen fahren gleichmäßig ab. Ein Zündkerzenstecker mit integrierter Zündspule wurde im Juni ausgetauscht. Demnächst lasse ich eine Klimaanlagenwartung durchführen, da das System ständig mitläuft (2-Zonen Klimaautomatik), was die Diffusionsrate des Kühlstoffes sicherlich auch fördert.
Die Flüssiggasanlage läuft bisher absolut störungsfrei. Den Hauptschalldämpfer der Auspuffanlage musste ich neulich erstmal schweißen. Er war wie beim Caddy üblich, nahe am Schalldämpfergehäuseeintritt in der Rohrleitung durchgerostet. Ersatz werde ich später beschaffen und da wird es ein Ernst- Endschalldämpfer werden.
Die Bremsscheiben zeigen vorne und hinten deutlichen Abrieb. Das lässt sich unter anderem auf das recht hohe Fahrzeuggewicht und Kurzstreckenbetrieb- bei dem naturgemäss immer mal wieder gebremst werden muss- zurückführen. Langstreckenfahrzeuge werden häufiger auf Autobahnen zu finden sein und da muss man ja nun mal im Streckenverhältnis wesentlich seltener bremsen.
Der Bremsstaub beim Caddy führt recht schnell zum Anschmutzen der Felgen. Da der Staub eisenmetallhaltig ist, sollte man ihn immer recht schnell entfernen. Was oftmals als Bremsstaubeinbrand in den Felgen bezeichnet wird ist eher ein anbackender Korrosionsprozess auf der Felge, geht aber wenn man zu lange wartet sauschlecht wieder ab. Meine Felgen sind bisher in Ordnung.
Ich habe den Motorraum des Caddy sehr frühzeitig mit einer Sandwichplatte nach unten hin verkleidet und diese im Ölwannenbereich für die Ölkühlung im Fahrbetrieb geöffnet.
Das Anschmutzen der Aggregate im Motorraum hält sich hierdurch sehr in Grenzen. Auch Salzverbindungen durch Streusalzeinsatz im Winter beleiben weitgehend fern. Hierdurch ist alles noch sehr sauber und vor allem nahezu ohne Korrosionsschichten. Ich will nicht hoffen, dass ich hierdurch ein Marderhäuschen geschaffen habe. Bisher alles Marderfrei.
Der Caddy geht nun stramm auf 60.000 km zu. Das ist eine eher geringe Laufleistung, gemessen an der heutzutage allgemein üblichen Langlebigkeit der Technik. Der Fahrzeugunterboden ist bisher frei von Beschichtungsrissen. Hier sollte man ruhig ein Auge drauf werfen, da es in den letzten Jahren ja wirklich sehr kalte Winter gab, in denen auch ansonsten flexibele Materialien zur Versprödung neigten!
Die Karosserie des Caddy erfüllt ganz offenbar die Aussagen von VW, extrem verwindungsstreif zu sein. Bisher verspiegelt der Lack entlang der Karosserie beim Längsblick praktisch schlieren und wellenfrei. Das lässt mich auf ein langes Leben der Karosserie hoffen! Denn da wo keine Verwindungen sind, sollte es auch keine Risse in Schutzbeschichtungen und Lackschichten geben.
Ich werde weiter berichten...
September 2014
Der VW Caddy befindet sich nach wie vor in einem sehr ordentlichen Zustand. Er hat jetzt 77.000 km weg. Die Gasanlage arbeitet bisher einwandfrei. In der komenden Woche fahre ich in diesem Jahr das dritte mal nach Bordeaux runter. Die bereits geschilderten Lackaufblühungen am Karosserierahmen hinter der linken Schiebetür haben sich bisher nicht ausgebreitet. Ich habe Ballistol Öl drauf gesprüht. Letzte Woche habe ich einen Ölwechsel durchgeführt. Der Ölverbrauch des Motors ist sehr gering. Im Urlaub habe ich nach ca. 2500 km 0,2 Liter nachgefüllt. Im Urlaub waren wir mit dem Caddy campen. Hierfür habe wir uns ein Busvorzelt gekauft. Ich habe ein Bild angefügt. Im Caddy wird geschlafen, "Schiebetür auf und man steht im Zelt".