Erfahrungsbericht VW Beetle 1.6 (102 PS) von die_PX, November 2023
Here´s to the beetle!
Der New Beetle ist als Cabrio nach wie vor ein tolles Auto.
Die Wahl fiel aus Gründen der Optik und des Image auf ihn. Wir fahren keine Autos mit "bösem Blick" und die Retro-Cabrios mögen wir.
Der New Beetle ersetzt ein Mini Cabrio, das den Rosttod gestorben ist.
Wir haben den 2006er NBC 1.6 dieses Jahr gekauft. Mit 125.000 Km, was für den Golf 4, auf dem der New Beetle basiert, nicht allzu viel ist.
Der New Beetle wurde in Puebla, Mexiko hergestellt. Ich kann nicht behaupten, dass man das merken würde.
Die eine oder andere Oberfläche ist einfacher gehalten als bei den "Highline" Golfs für Europa, aber dafür können die Mexikaner nichts.
Ausstattung:
Der Wagen verfügt über den 1600 cc 4-Zylinder 16V Saugbenziner, 5-Gang-Schaltgetriebe, die "Highline" Ausstattung mit beheizten Ledersitzen, manueller Klimaanlage, 4 eFH, ZV mit FB, Alufelgen, teilelektrisches Cabriodach und Radio-CD-Player. Auch die Vase ist noch da.
Also wie bei VW üblich spartanisch-solide.
Karosserie:
Trotz des inzwischen doch recht hohen Alters von aktuell 17 Jahren ist der Wagen karosserieseitig gut i.O.
Das viele Plastik rostet sowieso nicht, Türen und Karosse sind offenbar ordentlich geschützt und die Schwachstelle, die Schweller, sind bei diesem Auto i.O. Man sieht nur leichte Rostansätze am Boden, hauptsächlich im üblichen Umfang an den Fahrwerksteilen.
Der schwarze Lack sieht nach einer Aufbereitung aus wie bei einem Jahreswagen. Hier waren liebevolle EIgentümer am Werk, darf man annehmen. Viel Historie ist nicht verfügbar.
Türen, Cabriodach, Hauben, Scheiben präsentieren sich unauffällig. Entgegen den damals üblichen Blechdachcabrios scheint das Verdeck des New Beetle auch im Alter weitgehend solide zu sein. Unseres sieht aus wie 2 Jahre alt, die Mechanik funktioniert und es ist dicht. Ob hier schon mal Hand angelegt worden war, weiß ich allerdings nicht.
Malus: das Türschloß rechts war defekt. 500 Euro bei VW.
Das Reifenformat bei unserem Beetle ist das etwas breitere mit 205/55 R16 90H.
Wir fahren nun Good Year Ganzjahresreifen der neuesten Generation, was bestens zu dem Wagen passt.
Die originalen Alufelgen sind noch top in Schuss. Da hat VW nicht gespart.
Innenraum:
Sehr positiv zu erwähnen ist die Qualität der "Highline" - Ledersitze.
Trotz beiger Farbe sind sie immer noch appetitlich, keine Risse oder Löcher mindern den guten Eindruck.
Der Fahrersitz knarzt in Kurven.
Die Sitzmechaniken sind beide ok (mechanische Einstellung).
Die Sitzheizung funktioniert bestens.
Die Sitze selbst sind gut, man spult auch lange Strecken klaglos ab.
Für mich ein kleines Manko: die Verstellrastung ist recht weit. Ich bräuchte eine Position zwischen zweien.
Auch hinten sitzt man für ein Cabrio weit überdurchschnittlich gut. Mein seliger Mercedes CLK A209 war hinten enger.
Wer ein günstiges Cabrio für 4 sucht, sollte sich den New Beetle also ansehen.
Die Sitzposition im New Beetle ist super. Man hat nach vorne und oben Platz "ohne Ende", das Raumgefühl ist ausgesprochen angenehm.
Sehr ärgerlich sind die damals bei VW üblichen Probleme mit dem Softlack an Armaturenbrett und Türschaltern. Das ist alles verkratzt oder löst sich ab. Ich trage mich mit dem Gedanken, den ganzen Kram auszubauen und im Karosserielack schwarz-metallic lackieren zu lassen.
Die Teppiche sind VW-typisch von einfacher Qualität, aber noch ok. Das Auto wurde offenbar nicht im winterlichen Familienalltag gefahren. Gut für uns.
Die Klimaanlage und die Heizung funktionieren. Auf dem VW-typischen Minimalniveau. Reicht aber aus.
Der CD-Player ist ein unsägliches Billiggerät. Kein "Aux" wie man das in zeitgenössischen Autos des Wettbewerbs durchaus bereits finden kann. Dafür findet sich ein überflüssiger Anschluss für einen CD-Wechsler.
Habe das Anbindungsproblem mittels eines FM-Transmitters für 5 Euro gelöst. Musik kann man hören, telefonieren nicht. Stört mich nicht, ich fahre sowieso wenig und telefoniere nicht viel. Vertriebler mit 50.000 Km im Jahr werden wohl kein solches Fahrzeug wählen.
Ein Aftermarketgerät zu verbauen ist wegen der speziellen gebogenen Optik der Originalradios im Armaturenbrett kaum möglich, zumindest nciht "in schön".
Es gibt einen recht praktischen Getränkehalter vorne, der schwenkbar ausgeführt ist. Das erlaubt auch die Mitnahme größerer Tassen.
Außerdem kann man die Ablage zwischen den Vordersitzen für Kleinkram nutzen.
Die Türablagen sind relativ groß.
Es gibt außerdem die heute gar nicht mehr so selbstverständlichen Taschen an der Rückseite der Vordersitzlehnen.
Das Handschuhfach ist vergleichsweise klein, aber schon ordentlich nutzbar. Es ist außerdem abschließbar.
Man kann vom Kofferraum aus durch eine Luke durchladen, z.B. Skier. Diese Luke ist vom Fahrgastraum aus abschließbar.
Der Kofferraum ist für ein Cabrio gar nicht mal so schlecht. Wenn man packen kann, bekommt man Gepäck für 4 Leute / 1 Woche hinein.
Die Klappkörbe fürs Einkaufen passen hinein, ebenso 1,5L Sixpacks.
Ebenso abschließbar sind die beiden Öffnungsschalter in der Fahrertür für Tankdeckel und Kofferraum. Der Wagen kann also auch offen sicher geparkt werden.
Nachteil: Es gibt keine Möglichkeit, den Kofferraum mit dem Schlüssel zu öffnen (außer über die FB). Er muss auch mit Schwung geschlossen werden. Es gibt keine Zuziehhilfe.
Der Tankdeckel kann nur über diesen Schalter in der Fahrertür entriegelt werden.
Es gibt bei unserem Wagen ein Reserverad mit Wagenheber. Ob das Standard ist, weiß ich nicht.
Antrieb:
Der 1.6-Liter 4-Zylinder Saugbenziner ist ein 16 V der alten Garde. Die Literleistung ist gemächlich, ebenso die Leistungsentfaltung. Ab 4.500 U/min tut sich ein Bisschen was, aber Überholmanöver auf der Landstraße wollen stets gut geplant sein und auf der Autobahn lässt man es automatisch bei 140 gut sein.
Dies ist nicht zuletzt dem 5-Gang-Getriebe geschuldet, das für hohe Drehzahlen schon bei eher gemächlicher Gang art sorgt. Ein 6. gang wäre hier klar geboten gewesen. Wir fahren sowieso damit fast nur Landstraße oder offen und dann natürlich auch langsam (s.o.). Da geht das. Wer viel Autobahn fahren will, prüft leiber mal ob es bei anderen Motorvarianten einen 6. Gang gab.
Der 1.6 102PS war damals eine vergleichsweise sehr gute Maschine, die eine harmonische Leistungsentwicklung, sanfte Ganganschlüsse und ein langes Leben ermöglichte.
Ansonsten finde ich passt der Antrieb ganz gut zum Charakter des New Beetle Cabrio. Das ist kein Rennwagen und auch das Fahrwerk ist mit Blick auf den US-amerikanischen Markt eher weich ausgefallen.
Fahren im New Beetle Cabrio:
Die Fahrgeräusche, das vorab, sind bei geschlossenem Dach relativ niedrig. VW (früher Karmann) liefert hier seit Jahrzehnten gute Qualität, auch die verschiedenen Cabriogölfe waren da immer Klassenbeste.
Allerdings kann ich das nur bis ca. 170 Km/h beurteilen.
Danach geht dem Motor die Puste aus.
Offen ist der Wagen mit seiner relativ steilen und weit vorne angebrachten WIndschutzscheibe und seinem langen, offenen bereich naturgemäß akustisch sehr präsent. Zu 2. mit Windschott sind 120 drin, aber die Frisur wird mehr verweht als im Mini. Zu 4. ist der Wagen offen etwas für die Stadt. Da macht das Spaß. Viel offener geht auch nicht.
Der Wagen liegt, auch aufgrund seines hohen Gewichts, sehr satt auf der Straße. Er fühlt sich somit nicht wie Golfklasse an. Es stellt sich ein "schiffiges Fahrgefühl" ein, ähnlich wie bei einem älteren Mercedes. Das ist für ein moderneres Fahrzeug dieser Klasse wirklich etwas Besonders. Wer es nicht sportlich-hart will, wird happy mit diesem Setup sein.
Nun im Winter merkt man, dass das Dach, inzwischen wohl wie der Rest des Wagens 17 Jahre alt, gut gedämmt ist. Der Wagen wird recht schnell warm und man fährt genauso angenehm wie in einem Golf.
Das gilt analog auch für heisse Sommertage und die gerade eben ausreichende Klimaanlage.
Die Bedienung ist leicht, das Getriebe lässt sich gut schalten, der Motor klingt sogar ganz nett und man kommt wunderbar von A nach B. Nur eben gemächlich.
Die Ergonomie ist VW-typisch etwas zu weit nach unten gerutscht. Sitzheizung und ESP sind auf Kniehöhe. Die Heizung und das Radio erreicht man gut. Kann man insgesamt gut mit leben, meine ich.
Die Lenkung ist ebenfalls weich ausgelegt. 1 Umdrehung mehr von l nach r als bei einem Mini.
Völlig i.O. für meinen Geschmack.
Die Bremsen sind Golf 4-typisch gut. Da gibt sich VW, anders als bei der einfachen Komfortausstattung, keine Blöße. Wie üblich.
Zum Fahren gehört auch das Tanken:
Nachdem der NBC mit dem 2.0 Motor als Schluckspecht verschrien ist, suchte ich nach einem 1.6 (1.8 und 2.5 waren für mein egsetztes Budget im gewünschten Zustand unerreichbar) mit 102 PS. Den älteren VW 1.6 mit 100 PS gab es im Cabrio nicht.
Bei uns verbraucht sie 6-8 Liter / 100 Km.
Wir tanken das von VW für dieses Modell auch freigegebene E10 Benzin.
Die hier im Forum teilweise kolportierten 10 L in der Stadt sind sicherlich einer unharmonischen Fahrweise geschuldet.
Das kriegt man vielleicht bei Vollgas auf der Autobahn hin.
Der Ölverbrauch ist bei unserem Wagen niedrig. Wir fahren ihn nun 4.000 Km und ich habe mal einen halben Liter nachgefüllt. Allerdings war der Pegel bei Kauf nicht auf "voll". Also würde ich behaupten wir sprechen ungefähr von gesunden 100 ml auf 1.000 Km.
Service:
Ölwechsel:
alle 15.000 Km / 12 Monate sind vorgegeben.
Ich für meinen Teil handhabe das bei solchen brav einegsetzten Saugbenziner anders. 20-30.000 Km / 3-4 Jahre sind völlig ok. Das aktuelle Öl ist 2 Jahre und 8.000 Km alt. Somit mache ich an dieser Stelle noch keinen Ölwechsel.
Zahnriemen:
Sichtprüfung zwischen 60.000 und 210.000 Km.
Bei unserem Wagen wurde er bereits gewechselt, würde ich sagen. Meine Sichtprüfung ergab keine porösen Bereiche.
Rest:
Nach Bedarf. Wertzuwachs ist nicht zu erwarten, also nötige Servicearbeiten und nicht mehr.
Fazit:
Wir haben den Beetle gerne. Er ist ein sehr angenehmer Begleiter und für uns super als Zweitwagen-Cabrio.