Meine Erfahrungen
Mein Volvo, der Horst...
Beschaffung und Kauf
Im Jahr 2006 zeichnete sich ab, dass mein damaliger Astra F Caravan auf Grund des doch fortschreitenden Rosts an diversen Karrosserieteilen bald das Zeitliche segnen würde. Daher beschloss ich mich nach einem neuen Wagen umzusehen. Da ich mich bereits 1999 in den Volvo XC70 (der zweiten Generation) verliebt hatte, wollte ich mir diesen nun auch zulegen als guten Gebrauchten.
Also ab zu diversen Volvo Händler in Berlin und mal nachgefragt. Leider war die Beschaffung eines solchen Fahrzeugs nicht wirklich einfach. Einige Händler gaben mir gleich eine negative Antwort, andere versuchten ein passendes Fahrzeug zu finden. Daher schaute ich selbst auch noch in Online-Automärkten. Nach ca. 3 Wochen wurde ich dann fündig. In Herford bei Bielefeld stand ein blauer XC70, der meinen Vorstellungen entsprach. Nach einigen Telefonaten fuhr ich also hin und holte meinen XC70 ab. Leider hatte der XC70 einen defekten Stoßdämpfer hinten, was ich allerdings mit Verhandlung am Preis wieder wett machen konnte.
Allgemein
Mein XC70 hatte beim Kauf bereits 154000 km auf der Uhr, er war also ein Langstreckenfahrzeug. Mit Baujahr 2000 war er einer der ersten XC70, war jedoch sehr gut in Schuss dafür. Es handelt sich um einen Benziner mit 2435 ccm Hubraum und 200 PS, was die 1700 kg Leermasse in 8,1 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen soll.
Innenraum und Platzangebot
Der Innenraum des XC70 ist sehr geräumig, da der XC70 bis auf das Fahrwerk nahezu gleich ist mit dem V70. Im vorderen Bereich hat man mehr als ausreichend Platz. Alle Instrumente sind gut ablesbar. Die Klimaregelung ist gut erreichbar. In der Mitte gibt es eine Armlehne, welche dem Fahrer bzw. auch Beifahrer bei langen Fahrten ausreichend Platz zum Ablegen des Arms bietet. Im Gegensatz zum V70 hat der XC70 noch einen Haltegriff für den Beifharer im Bereich der Mittelkonsole. Dieser soll laut Bordheft besseren Halt bei Fahrten über Wald und Wiesen bieten. Im Fond befindet sich über dem Aschenbecher eine Halterung für eine Mülltüte, bzw. kann dieser auch als Getränkehalter genutzt werden. Ebenfalls sehr positiv sind die Lüftungsdüsen im Bereich der B-Säule für die hinteren Fahrgäste. Mein XC70 hat eine komplette Lederausstattung, welche auch nach den inzwischen 6 Jahren immernoch keine Abnutzungserscheinungen aufweist.
Der Clou ist jedoch der Kofferraum. Dieser ist ohnehin schon sehr groß, läßt sich jedoch durch eine dreigeteilte Rückbank noch vergrößern, wodurch man 2 Fahrräder ohne Probleme einfach reinschieben kann. Unter der oberen Ladefläche befindet sich noch je durch eine Klappe versehen zwei kleinere Fächer für Zubehör und im hinteren Fach ein Befestigungssystem für Einkaufstaschen. Unter dieser "Mitteletage" befinden sich Ersatzrad + Bordwerkzeug. An den Seiten des Kofferraums befinden sich in Fächern rechts Sanikasten und links der dritte Sicherungskasten. Der Kofferraum läßt sich durch das integrierte Gepäck-Gitter einfach abteilen, wodurch kein Gegenstände mehr nach vorne fliegen können. Wird das Gitter nicht mehr benötigt, so kann es einfach nach oben geklappt werden und liegt am Dachhimmel an. Das Einzige was etwas stört ist der doch recht flache Innenraum im Kofferraum. Die Höhe ich doch sehr gering, wodurch sperrige Gegenstände wie z.B. ein großer Kühlschrank nicht immer auf Anhieb reinpassen und man drehen und wenden muss.
Karrosserie
Hier zeigen sich die Unterschiede zum V70. Der XC70 weist große Plastikschürzen vorn und hinten auf und hat etwas verbreiterte Radläufe. Dieses Design wirkt etwas bullig und ist Geschmackssache. Ich finde dies wirklich gut gelungen, da sich dadurch der XC70 von normalen Kombis gut abhebt. Die Scheintwerfer haben eigene kleine Scheibenwischer mit Wischwasch, was auch bei schlechtem Wetter allzeit gut Sicht garantiert im Gegensatz dazu werden in den neuen XC70 (Facelift) nur noch Sprtzdüsen verbaut, um die Scheinwerfer sauber zu halten. Die Verarbeitung aller Teile ist ausgezeichnet. Kein Rost oder sonstigen Abnutzungen am Lack sind zu erkennen.
Fahrverhalten und Offroadfähigkeit
Inzwischen habe ich beide hinteren Stoßdämpfer in Stand setzen lassen. Einer dieser sog. Nivomaten hat mit 415 € zu Buche geschlagen. Das ist recht teuer, aber dafür hat der Wagen eine automatische Niveauregulierung. Auf Grund des erhöhten Fahrwerks mit einer Bodenfreiheit von ca. 20 cm sind Unebenheiten und kleine Feldwege kein Problem für den XC70. Er gleitet nahezu dahin und alles wird sehr gut abgefedert ohne dass sich der Wagen aufschaukelt. Durch den Allrad habe ich auch schon eine Steigung von ca. 60% meistern dürfen, was ebenfalls problemlos von statten ging. Wer es extremer mag, kann auch kleinere Flüsse/ Bäche durchqueren, wo es möglich ist. Der XC70 kann 25cm tiefe Wasserhindernisse durchfahren, ab 30cm riskiert man jedoch einen Motorschaden, auch wenn der Luftansuagschlauch oberhalb vom Kühler sitzt.
ALLERDINGS IST AUSDRÜCKLICH VON VOLVO DAVOR GEWARNT DEN XC70 ALS OFFROADER ZU BENUTZEN!
Auf der Autobahn habe ich den 5-Zylinder Benziner schon mehrere Male ausgefahren. 230 km/h (laut Tacho) sind kein Problem, der Turbo schaltet sich automatisch hinzu, wenn man das Gaspedal voll durchdrückt. Damit sind Sprints von 0 auf 100 in ca. 8,5 Sekunden möglich. Durch den Allradantrieb hat man auch auf nassem und eisigen Untergrund noch guten Grip. Für extrem eisige Untergründen gibt es eine "W" Taste, um die Automatik in den Winterbetrieb zu schalten. Damit beschleunigt der Wagen zwar langsamer garantiert jedoch einen guten Halt. Wenn man auf der Autobahn mit gemütlich 130 km/h und nochmal einen Sprint auf 200 braucht, ist das dank der 200 PS kein Problem.
Leider fehlt dem XC70 eine Abschaltung des Allradantriebs, allerdings wird der Allrad elektronisch geregelt, d.h. er wird nur zugeschalten, wenn es die Situation erfordert. Dadurch ist er auch bei normalen Straßengegebenheiten recht durstig. Die Automatik kann man auch manuell schalten mit der sog. Geartronic, jedoch ist man damit nicht wirklich schneller oder sparsamer unterwegs.
Verbrauch und Unterhaltskosten
Ich habe mir den Benziner zugelegt, da mir die 185 PS vom Diesel nicht genug waren ;-). Dieser kommt mit der 2,4 Liter Maschine und 200 PS daher. Dabei habe ich in den jetzt 7000 zurückgelegten Kilometern folgende Durchschnittsverbrauchswerte ermittelt:
Bei sportlicher Fahrweise (mit Ampelstarts, schnellen Beschleunigen usw.)
Städtisch: 14,5 l/100 km
Ländlich: 8,4 l/100 km
Autobahn: 13,4 l/100 km (mit Tempo 200 und mehr)
Bei normaler Fahrweise:
Städtisch: 13,5 l/100 km
Ländlich: 8,0 l/100 km
Autobahn: 11,4 l/100 km (mit Tempomat bei ca. 140 km/h)
Da es nun in den Medien doch mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, sei hier noch der doch enorm hohe CO2 Ausstoß von 266g/km erwähnt. Man sollte sich das vor Augen führen, dass man auf jedem km CO2 in der Größenordung von einem Stück Butter rauspustet.
Kfz-Steuer zahle ich derzeit (Stand 2006) 168,00 € jährlich.
Die Typenklassen für den XC70:
KFZ-Haftpflicht: 17
Vollkasko: 23
Teilkasko: 32
LPG-Anlage und ihre Kosten
Die LPG-Anlage habe ich im Dezember 2007 einbauen lassen für 2.400 €. Danach fuhr sich der Volvo wesentlich günstiger, da zwar ein Mehrverbrauch von ca. 10% festzustellen war, aber mit einem Literpreis von 0,699 € für LPG das noch immer wesentlich günstiger ist, als immer Benzin zu tanken. Nur der Benzintank muss alle 5.500 km neu betankt werden, da man zum Starten und die ersten Meter noch das Benzin braucht, bevor er auf Gas umstellt.
Verarbeitungsqualität
Mein XC70 ist noch ein waschechter Volvo, d.h. noch original in Schweden gebaut und basiert noch nicht, wie die aktuellen Modelle, auf einen Ford. Alles ist mehr als solide gebaut, im Innenraum klappert nichts. Auf Plastik wurde größtenteils verzichtet, da ja Lederausstattung. Nur die Türzierleisten im Innenraum sind aus Wurzelholz Imität, was inzwischen an den Türgriffen vorn abgegriffen ist.
Elektrik und Technik-Schnick-Schnack
Bei meinem XC70 gab es ein CD-Radio (HU-605) dazu, diese spielte auch gebrannte CDs ohne Probleme, links neben dem Radio befand sich ein Getränkehalter, der sich komplett im Amaturenbrett versenken ließ. Beides mußte einem Fremdradio weichen, da ich auf mein Pioneer AVIC-X1R nicht verzichten wollte. Für den Einbau mußte eine neue Radioblende, Adapterkabel für ISO-Stecker und Antenne her. Vor dem Ausbau des HU-605 Volvo-Radios musste ich noch ein Softwareupdate des Bordcomputers machen lassen, was mich 30 € beim freundlichen Volvo-Händler gekostet hat. Danach konnte ich jedoch problemlos das Fremdradio einbauen und betreiben. Zusätzlich dazu habe ich noch eine USB-Schnittstelle in der Mittelkonsole verbaut und eine Heckkamera, die mir beim Einlegen des Rückwärtsganges automatisch den Blick hinter dem Auto auf dem Bildschirm des Radios zeigt.
Die Instrumentenbeleuchtungen sind in zartem Grün gehalten, was sehr harmonisch wirkt. Alle Schalter sind auschließlich elektronisch geschalten, d.h. man hat keinen Klick-Schalter mehr, selbst das Fernlicht wird durch einen leichten Druck elektronisch eingeschalten. Das wirkt alles sehr nobel. Desweiteren sind im Fahrzeug drei 12V Steckdosen zu finden, eine vorn, eine im Fond und eine im Kofferraum, wodurch es wohl nie zu Engpässen beim Betreiben von Laptop & Co. kommen sollte.
Die Klimanlage läßt sich für Fahrer und Beifahrer getrennt regeln, was wirklich ein nettes Feature ist. Außerdem läßt sich die Umluftfunktion manuell oder automatisch regeln, d.h. ein Sensor erkennt automatisch Verunreinungen der Luft und regelt dies selbsttätig. Jedoch kann man die Klimaanlage auch komplett ausschalten, wenn sie nicht benötigt wird.
Elektrische Spiegelverstellung + Spiegelheizung, elektrische Fensterheber vorn und hinten, Coming-Home- und Sicherheitsbeleuchtung, Tempomat sowie ein automatisch abblendender Innenspiegel gehören ebenso zur Ausstattung des XC70.
Außerdem war in meinem XC70 ein voll integriertes GSM Telefon (Nokia 6190) mit einer einwandfreien Freisprechanlage sowie einer integrierten Antenne verbaut. Da ich dieses jedoch im Handyzeitalter nicht benutzt habe, baute ich das Teil einfach aus.
Was wirklich unglücklich ist beim XC70 ist der Lampenwechsel der Rückleuchten. So mußte ich z.B. den hinteren Lautsprecher ausbauen, um diese wechseln zu können. Man muss dabei ausßerdem noch extrem gelenkig mit den Händen sein, um in das kleine Fach zu kommen.
Immer wieder kleine Macken...
Leider musste ich feststellen, dass mein Volvo immer wieder kleine Macken aufweist, ob es nun die Stabilisatorstreben sind, welche nach 20.000 km den Geist aufgeben, obwohl diese eigentlich 60.000 km halten sollen oder ob es das Getriebe ist, was scheinbar ein merkwürdiges Eigenleben führt und keine Werkstatt den Grund für merkwürdig anmutende Fehlermeldungen im Display herausfinden kann. Damit will ich sagen, dass es besser wäre, wenn man sich lieber einen XC70 II nach 2005 kaufen sollte, denn dort wurde ein umfassendes Facelift durchgeführt und kleine Bugs behoben. Meiner ist eben einer der ersten (Produktionsstart war 09.2000 und meiner ist Baujahr 09.2000) und damit habe ich die Kinderkrankheiten mitgekauft. Jedoch ließ er mich trotz Macken bisher nur einmal im Stich auf der Autobahn und das wegen eines Verschleißteils - Ansonsten doch sehr robustes Autochen.
Sicherheit
In Sicherheit war Volvo schon immer herausragend, was auch im XC70 keinen Abbruch tut. Daher ein kurzer Überlick der Systeme:
Frontairbags, Seitenairbags, WHIPS (Schleudertraumaschutz),
ABS und Bremsassistent / Stabilitätsprogramm DSTC und dazu eine Menge Blech zwischen Insassen und Unfallgegner, wenn es doch mal kracht. ;-)
Fazit:
Wer einen Kombi für das Grobe sucht, jedoch gewisse Qualitätsmaßstäbe hat, ist mit dem XC70 gut beraten. Auch wenn er keine wirkliche Offroadfähigkeit hat, schafft er problemlos auch grobere Untergründe, wo normale PKWs schon aufgeben, dank seines Allradfahrwerks. Der 200 PS Benzin 5-Zylinder läuft ruhig und ist durchzugsstark, was einen Honda Prelude an der Ampel schon ein Staunen entlockt, wenn ein so großer Kombi einfach davonzieht. Der XC70 ist ein wirklicher Reisewagen, der auch abseits der Straße bestechen kann. Wer allerdings einen wirklichen Offroader sucht, ist mit dem XC90 besser beraten, wer ein Kfz mit günstigem Verbrauch sucht, ist mit einem V50 besser dran, da die 2,4 Liter Maschine und der Allrad sehr durstig sind. Für Umweltbewußte Menschen ist der XC70 absolut nichts, und in Zukunft wird man für die 266 g/km CO2 sicher noch draufzahlen dürfen. Man sollte sich immer klar sein, dass auch ein Allradfahrzeug immer etwas teurer in der Unterhaltung ist, vor allem in Ersatzteilen. Ansonsten ein wirklich gelungenes Stück Technik im Bereich der oberen Mittelklasse, was in Deutschland nicht wirklich oft vertreten ist auf den Straßen.