Wir besitzen unseren Elch seit März 2012, der als einer der Letzten seiner Art als Sondermodell (Edition Comfort) in 2007 vom Band gelaufen ist. In November 2013 habe ich ihm eine Autogasanlage spendiert.
Die Erfahrungen sind nahezu durchweg positiv:
Innenraum/Platzverhältnisse/Variablität
Die letzten Baujahre der P26-Serie haben die Tristesse der älteren "Kollegen" im Innenraum abgelegt. Insbesondere das Sondermodell Edition Comfort wartet mit Tachozierringen, ansehnlichen Aluapplikationen und hochwertigen Oberlfächen auf. Alle Schalter sitzen an der Stelle, wo man sie erwartet und besitzen eine angenehme Haptik.
Die Platzverhältnisse sind für alle Mitfahrer absolut ausreichend. Bei vergleichbaren Autos anderer Hersteller - insbesondere aus Bayern - fühlt man sich wie im Kleinwagen.
Der Kofferraum geht mehr in die Breite als in die Tiefe, was das Beladen wesentlich angenehmer macht. Wenn wir die Hundebox im Wagen haben, stehen noch weitere 2/3 Ladekapazität zur Verfügung und die Box ist nicht klein!
Das Gepäcknetz, dass man zwischen Sitzlehne und Dach befestigen kann, verschwindet bei Bedarf unauffällig in den Lehnen des Rücksitzes und ist somit ständig griffbereit. Auch bei umgeklappten Zustand der Sitzlehnen sind die Netze nutzbar. Im Vergleich zum Nachfolgemodell gibt es keine störenden Rollokassetten an den Rücksitzlehnen, die beim Umlegen der Lehnen die ebene Ladefläche verhindern. Besser geht's nicht. Beim Nachfolger muss man bei umgeklappten Lehnen die störenden Rollokassetten entfernen.
Die nach vorn klappbare Rückenlehne des Beifahrersitzes ist immer dabei, so dass Gegenstände bis zu über 300 cm Länge problemlos transportiert werden können.Die Sitzflächen der Rücksitze lasse sich mit wenigen Handgriffen entfernen und so steht noch mehr Stauraum zur Verfügung.
Heizung/Klimatisierung
Die seit den letzten Baujahren serienmäßige Klimaautomatik verteilt die Wärme sehr gleichmäßig. Man hat zu keiner Zeit störende Luftströme im Gesicht. Alle automatischen Funktionen (Defroster i,V.m. Klima, Luftqualitätskontrolle usw.) lassen sich deaktivieren, so dass man als Fahrer nicht entmündigt wird. Die Luftverteilung im Innenraum lässt sich mit einem Tastendruck verändern, so dass man nicht dreimal in den Graben fährt, weil man sich - wie bei anderen Automarken - durch zig Untermenüs über irgendwelche Displays hangeln muss.
Fahrverhalten/Motor/Verbrauch
Der V70 II ist kein Kurvenräuber sondern ein Auto zum cruisen. Wer das weiß, wird nicht enttäuscht werden. Unebenheiten auf der Straße werden kaum an die Insassen zurückgemeldet. Der Wendekreis ist riesengroß, was nicht stört, wenn man nicht gerade jeden Tag kilometerlange Strecken in Parkhäusern zurücklegt.
Der Fünfender mit 2.4 l Hubraum klingt sehr souverän, was nicht ganz den Fahrleistungen entspricht. Mit 140 PS wird man keine Blumentöpfe gewinnen, allerdings ist man auch nicht untermotorisiert und der Motor wirkt sehr elastisch. Man stets gut mithalten und auch im Caravan-/Anhängerbetrieb wirkt der Motor nicht überfordert. Die Drehzahlen bewegen sich schon fast auf Dieselniveau. Bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn dreht der Fünfzylinder gerade bei 3000 U/min.
Der Wagen läuft seit Längerem auch im Gasbetrieb mit der Prins VSI II. Der Unterschied zwischen Gas und Benzin ist nicht wahrnehmbar. Das Steuergerät verschwindet unter der Abdeckung an der Windschutzscheibe, so dass keine Aggregate im Motorraum stören. Unter dem Tankdeckel ist ausreichend Platz für den Gaseinfüllstutzen, so dass mein kein hässliches Loch in den Stoßfänger bohren muss. Da es ja vom Werk aus eine Bifuel-Variante gab, ist auch für die LPG-Nachrüstung alles bestens vorbereitet.
Bei moderater Fahrweise hält sich der Verbrauch sowohl im Benzin- als auch im Gasbetrieb in Grenzen. Wenn man nicht viel in der Stadt fährt, kommt man unter 10 l/100 km, was für ein 2.4-Liter-Aggregat vollkommen i.O. ist. Da kann bei konsequenter Nutzung des LPG-Modus auch ein Diesel nicht mithalten, wenn man die reine Kostenseite betrachtet.
Gewichte
Die zulässige Anhängelast ist mit 1800 kg angegeben, was die neueren Volvomodelle nur erreichen, wenn man in die oberen Regale greift. Die Einsteigermodelle liegen 200 kg unter dem v.g. Wert. Zusätzlich lassen sich beim P26 Nivomaten nachrüsten (bei der Bifuel-Variante bereits serienmäßig), was ich jedem Caravanfahrer nur wärmstens empfehlen kann. Bei dem aktuellen V70 soll die Nachrüstung angeblich ein Proble sein.
Die höchstzulässige Dachlast beträgt 100 kg. Da muss man bei anderen Herstellern lange suchen. Da gibt es teilweise Modelle von einem Hersteller (ganz früher mal in Detroit angefangen), die heute mit jämmerlichen 25 kg aufwarten.
Karosserie/Rostvorsorge
Die Heckklappe besteht aus Kunststoff, die Motorhaube aus Alu. Auch ansonsten habe ich bis heute noch keinen einzigen Rostfleck entdeckt - auch am Unterboden nicht. Lediglich die Halterung des hinteren Auspufftopfes muss man beobachten.
An der Beifahrertür hat sich vor einiger Zeit die Gummidichtung an der Unterseite verabschiedet. Sie ließ sich aber mit dem richtigen Kleber problemlos wieder befestigen.
Die elektrischen Fensterheber benötigen ein wenig Aufmerksamkeit. Bei meinem Elch läuft das Gestänge nicht mehr so geschmeidig, so dass ich dort wohl demnächst mal ein wenig nachfetten muss.
Eine Rückleuchte war vor kurzem undicht, und zwar der obere Teil, weil sich der transparente Teil der Lampe vom Leuchtenkörper gelöst hatte. Der Ursache kann man aber in Heimarbeit problemlos beseitigen.
Wartung/Reparaturfreundlichkeit
Inspektionen sind bei Volvo nicht der Preisbrecher. Wenn man den Ölwechsel selber erledigen kann, sind die Kosten erträglich. Für ältere Modelle bekommt man für ca. € 69.- die einjährige Assistance, die besser als jeder Schutzbrief ist.
Der Birnenwechsel an den vorderen Leuchteinheiten ist nur sehr schwierig durchzuführen. Was die Volvoinginieure sich hier ausgedacht haben, erweist sich als Frechheit. Das konnte mein V40 von früher besser! Wenn beim V70 eine Blinkerbirne für € 1,20 ihren Geist aufgegeben hat, kann man sich locker auf Kosten i.H. von € 50 - bis € 80.- für den Austausch einstellen, wenn man den Birnenersatz nicht selbst bewerkstelligen kann. Der durchschnittlich begabte Heimwerker muss 1 bis 2 Stunden Arbeit einplanen.
Ansonsten sind alle Aggregate im Motorraum gut zugänglich und man kann vieles im Zuge kurzer Durchsichten selbst in Augenschein nehmen.
Fazit
Ich würde mir den Wagen wieder kaufen und müsste immer noch überlegen, ob ich heute auf das Nachfolgemodell zurückgreifen würde. Der P26 ist überaus praktisch und erweist sich als sehr familienfreundlich. Man wird nicht zum Rasen verleitet und der relativ zeitlose Wagen besitzt ein tolles Image. Der Birnenwechsel ist für den Heimwerker eine wahre Tortur und man sollte stets den Fehlerspeicher im Auge behalten, um bei zeitweisen Spannungsspitzen der LiMa sofort Gegenmaßnahmen einzuleiten.