Erfahrungsbericht Volvo S90 3.0i (180 PS) von Anonymous, September 2016
Meinen Familie und ich haben im Jahr 2004 einen 1997er Volvo S90 mit dem gedosselten 180 PS 3 l motor und Schaltgetriebe gekauft.
Der Ausschlaggebende Punkt zum Kauf war ein lückenloses Fahrtenbuch, aus dem hervorging, dass der Wagen ein ehemaliges Volvo-Direktionsfahrzeug war. Wir hatten damit eine komplette Dokumantation von allen Werkstattaufenthalten und, wie wir später feststellten, auch von allen Modifikationen, mit denen man bei Volvo herumbastelte. Das hatte später sehr grosse Vorteile aber auch gravierende Nachteile.
Der Wagen hatte den gedrosselten 3 l motor, der in unserem Fall zusätzlich chipgetunt war um das Drehmoment in den unteren Bereichen zu optimieren und eine gaaaanz lang übersetze Hinterachse. Damit fuhr man bei 60 mit 1100 UpM in der Stadt und konnte tyrotzdem noch beschleunigen. Ich habe seitdem nie wieder einen so ruhig und elastisch laufenden Motor gefahren. Der Verbrauch lag in unserem Fall auch erstaunlich niedrig, im langjährigen Durchschnitt um 8,5l/100 Km.
Vor unserem Kauf hatte das Auto einen Satz neue Boge Niveaumat-Stassdämpfer bekommen und einen neuen Zahnriemen. Ausser die zwei folgenden Zahnriemenwechselhat das Auto bei uns nie eine Werkstatt gesehen. Da ich als alter Volvo Schrauber mit inoffizieller Lehrzeit in einer Volvo-Werkstatt (als Student am Wochenende) immer alles selber machte waren normale Servicearbeiten nie ein Problem.
Das Fahrverhalten des Volvos kann man nur als göttlich bezeichnen. Als Hecktriebler fuhr er auch bei uns in Schweden auf Eis und Schnee trotzdem wie auf Schienen. Von der alten Heckschleuder a lá 240 Lichtjahre entfernt.
Alles in allem muss ich sagen, dass hier Volvo eines der qualitativ besten Autos aller Zeiten konstruiert hat.
Der Unterschied zu den 740 und 940er Volvos ist in Sachen Fahrverhalten und Komfort immens. Der Wagen ist leise, die Multilinkhinterachse schlicht ein Traum.
Die grosse Ernüchterung und unser Abschied von Volvo kam dann mit der ûbernahme von Ford. Plötzlich wartete man auf Ersatzteile. Bremsbeläge und Scheiben nicht mehr direkt lieferbar, auf eine Auspuffanlage (ja, nach 11 Jahren war sie dann fällig) 6 wochen warten?n UNd was dann über den Ladentisch gereicht wurde, zu einem horrend teuren Preis war eine Zumutung. Die Arroganz des Verkäufers auch. Wie erwartet hielt die neue Anlage auch nur 1 1/2 Jahre, wie in guten alten Käferzeiten. Kein Wunder bei fehlender Oberflächenbehandlung und fehlerhaften Schweissnähten.
Wir haben dann das Auto nach von uns gefahrenen 240 000 Km (gesamt 360 000) noch immer ohne Rost aber mit drohenden Niveaumaten, einer lecken Servolenkungsleitung und einer bevorstehenden neuen Auspuffanlage an einen Liebhaber abgegeben und Volvo den Rücken gekehrt, nicht wegen der Autos sondern wegen Ford und der Arroganz der Werkstätten. Wäre nicht Wagner und Günther als Ersatzteillieferant, wäre man weit früher abgesprungen. Genau, Volvo selber war nie in der Lage und korrekte Bremsscheiben und Beläge zu liefern, da dei Bremse bei unserem Fahrzeug nicht serienmässig war. Die Scheibe hatte 20mm grösseren Durchmesser als die Serie. Wagner und Günther waren bei Angabe der Masse in der Lage die Scheiben und Beläge und auch einmal Austauschsättel und Gleitbolzen zu liefern. Volvo selber hat das nie geschafft, es kamen immer nur die kleinen an, dann gab es lange Gesichter und schliesslich die lapidare Aussage, dass es solche Scheiben nicht gäbe. Gibts doch.......
Und heute? 20 Jahre nach Geburt des Fahrzeugs? Will man einen klassischen Volvo auf höchstem Niveau und kann selber Hand anlegen eine uneingeschränkte Empfehlung. Einen besseren Gleiter auf der Autobahn gibt es nicht, einen besseren Winterwagen auf Eis und Schnee gibt es nicht. Was danach kam war durch die Bank enttäuschend. Wären nicht 3 Kinder und die ständige Jagd nach geringerem Verbrauch (Stichwort Klimawandel) (und natürlich die "keine Lust mehr selber zu schrauben")wäre es immer noch ein S90 oder V90.