Erfahrungsbericht Volvo C70 T5 (220 PS) von bergwacht1660, Februar 2017
Karosserie:
Da ich ein Allwettertaugliches und leises Cabrio suchte, kam der C70 aufgrund seiner hübschen Form schnell in die engere Auswahl. Das Konzept des faltbaren Stahldaches hat sich auch beim Vorgängerfahrzeug (einem französischen Coupe-Cabrio) bewährt. Beim Volvo jedoch gibt es eine rühmliche Ausnahme vom Zwang, den Kofferraum überproportional aussehen zu lassen. Ich finde, der Wagen könnte auch als Coupé durchgehen. Schöner Nebeneffekt: im geschlossenen Zustand ist er mangels großer Windangriffsfläche ruhig. Reisen bei +/- 150km/h auf der Autobahn funktioniert sehr entspannt.
Der Kofferraum ist für ein CC üppig, wenn man mit dem geschlossenen Dach und dem Reisegepäck unterwegs ist.
Offen kann man auch hinten mal Freunde für eine 2 stündige Ausfahrt mitnehmen - länger möchte man das aus Platzgründen niemandem zumuten.
Antrieb:
Der Antrieb ist die Kombination des 2,5 Liter 5 Zylinder mit dem 6-stufigen Geartronic Wandlerautomatikgetriebe. Fahrleistungen? Drücken wir es so aus: man fährt überall gut mit, ein Sportwagen wird es niemals werden - der Charakter des Fahrwerks passt auch gar nicht dazu. Außerdem ist es ein verdammt schwerer Klotz: 1800kg Leergewicht!
Fahrdynamik:
Die größte Schwäche gleich vorweg: es gibt Situationen, da muss man zwischen 60 und 120 Vollgas geben. Hier sollte man beim ersten Mal nicht erschrecken. Das Drehmoment ist deutlich an der Vorderachse zu spüren; dabei muss man der Versuchung widerstehen, allzu stark gegenzusteuern. Trotzdem ein unangenehmes Gefühl, wenn man das nicht gewohnt ist. Ein Sportler will das Auto nicht sein - eher ein Gleiter. Die Lenkpräzision ist gut - ich könnte aber verstehen, wenn das Lenkgefühl als "zu leichtgängig" beschrieben wird.
Ich fahre 17 Zoll Felgen mit 235/40 im Sommer, bzw. 215/45 im Winter. Etwas Sorgen bereitet eine deutliche Sägezahnbildung der Sommerreifen auf der Innenseite, die nun nach der 2. Sommersaison zu lästigen Walzgeräuschen führt.
Was sich jetzt so negativ anhört macht wiederum etwas sehr Positives aus: das Auto bügelt auch ohne aufwändige Dämpferkonstruktionen im Alltag alles schön bequem weg. Das Auto wirkt massig, weil es ebendas auch ist.
Der 5-Zylinder lässt - sobald er warm ist und man ihm einen Spurt abfordert - das charakteristische stakkatoartige Knurren hören. Der Verbrauch bewegt sich bei gemischtem Fahrprofil und im Alltag bei 6,5 - 7,5 Litern Diesel. Bei reiner Stadtfahrt oder beim bewussten Räubern sind auch 8-9 Liter drin. Die Automatik machte bei einem Urlaub in den Alpen alles richtig: kein unnötiges Hochschalten vor der nächsten Kurve beim Bergauffahren und beim Bergabfahren wird die Motorbremswirkung genutzt, indem sie in einer niedrigen Stufe blieb.
Die ersten Minuten nach dem Kaltstart und bei Fahrten im Stadtverkehr klötert der Motor etwas ungehobelt laut herum. Danach gehört er wieder zur ruhigen Sorte.
Komfort:
Über den Fahrkomfort habe ich bereits berichtet. Die Sitze könnten eine noch längere Sitzfläche haben, ansonsten empfinde ich sie als sehr bequem: Die Neigung der Sitzfläche lässt sich zur Unterstützung der Oberschenkel verstellen. Die Lordosenstütze hat zwar keine Verstellung in der Höhe, die Verstellung in der "Intensität" reicht jedoch aus. Die Bedienung von Heizung etc. stammt noch aus der Philosophie der 2000er Jahre: tendenziell hat jede Funktion ein Knöpfchen. Es gibt keine Multimediakonsole, bzw. eine menügeführte Dreh-Drück Kommandozentrale. Das Navi ist ebenfalls eine deutlich veraltete Technologie, d.h. der Schirm ist für heutige Verhältnisse grobpixelig, und für Verkehrsmeldungen gibt es nur TMC. Zwei subjektive Kritikpunkte betreffen unverständliche Ergonomiemängel: der Handbremshebel zeigt schräg in den Bereich des rechten Oberschenkels und drückt beim Herumlümmeln in den Sesseln, wenn z.B. wegen des Tempomats kein Gas gegeben werden muss. Zum anderen gibt es in der Tür der Fahrerseite eigentlich eine Ablage für den Arm - ausgerechnet dort, wo man den Ellenbogen aufstützen würde, ist jedoch eine Hartplastikgriffmulde eingelassen.
Emotion:
Das Auto ist ein Vertreter einer vergehenden Epoche: "unvernünftiges" Konzept (Hydraulikorgie im Kofferraum, schwer, nicht mehr ganz auf dem Stand der Technik) aber immer noch hübsch anzusehen.
Weil das Auto so selten ist, erhält man i.d.R. interessierte Rückfragen, bzw. es wird als elegant betrachtet.
Ich mag ihn, wie er ist!