Der RAV4 ist mein erstes SUV. Ich habe dieses Auto gewählt, weil ich seit mehr als 20 Jahren diese Marke fahre, stets sehr zufrieden war, und weil ich jetzt zwei andere Fahrzeuge dieser Marke in Zahlung geben wollte - was bei meinem Händler auch problemlos möglich war.
Ich möchte meine Fahrzeuge lange fahren, deshalb kaufe ich nur Neufahrzeuge. (Die beiden in Zahlung gegeben Fahrzeuge hatten 370.000 bzw. 200.000 km gelaufen und hatten keine nennenswerten Mängel. Das eine Fahrzeug war 10 Jahre alt (Celica), das andere 15 Jahre (Carina).
Die zumeist nicht ganz guten Testberichte zum RAV4 waren mir bekannt, gaben aber keinen Ausschlag für mich, weil das Auto insgesamt immer zufriedenstellend beurteilt wurde, also keine gravierenden Mängel bei den Tests auftraten. Schließlich habe ich sowohl den Diesel als auch den Benziner Probe gefahren und mich dann für den Benziner entschieden, weil meine jährliche Fahrleistung kaum 10.000 km beträgt - ich habe noch ein Zweitfahrzeug - und ich außerdem die Laufruhe des Benzinmotors schätze.
Karosserie:
Sicher Geschmacksache, aber zumindest eigenständig und nach dem Facelift durchaus ansprechend. Gegenüber lifegestylten neueren SUVs von Ford oder Hyundai sieht die Karosserie wesentlich mehr nach Geländewagen aus, was aber den Vorteil hat, dass man hier noch eine große Rückscheibe und gute Sicht nach hinten hat.
Vorderer Einstieg gut, hintere Türen etwas schmal, was größere Personen insbesondere beim Aussteigen stören kann.
Die viel diskutierte Hecktür sehe ich als Vorteil an - ausgenommen die Tatsache, dass sie rechts angeschlagen ist. Sie öffnet und schließt sich aber sehr leicht (mein Fahrzeug hat hinten kein Reserverad), was auch meiner Frau sehr gefällt. Zum Schließen muss man nicht nach oben reichen und gegen die Kraft einer Gasdruckfeder anarbeiten. An dieser Stelle kann auch gleich der sehr niedrige Ladeboden erwähnt werden, der das Einladen auch schwerer Güter enorm erleichtert.
Von Nachteil ist die Hecktür hingegen beim Fahren mit Anhänger. Je nach Höhe der Anhängevorrichtung ist dann die Tür evtl. nur noch einen Spalt breit zu öffnen. Für mich persönlich stellt das kein gravierendes Problem dar, weil das Fahrzeug meist nur von 2 Personen genutzt wird und der Laderaum dann über die Hintertüren zugänglich ist.
Die Außenspiegel sind deutlich größer als bei einem normalen PKW.
Als Mangel sehe ich die fehlenden Schutzleisten an den Seiten, Stoßfängern oder Radläufen an. Die von mir gefahrene mittlere Ausstattungslinie "Life" hat in dieser Hinsicht nichts zu bieten, die Ausstattung "Executive" hat zumindest lackierte Kunststoffabdeckungen an den Radläufen. Hier hat Toyota eindeutig den Sparzwang übertrieben. Ein Fahrzeug, das auch mal durch raueres Gelände fahren kann, sollte unbedingt mehr in dieser Hinsicht bieten.
Innenraum:
Der Innenraum ist hoch, hell und luftig. Man sitzt auf angenehm gepolsterten, nicht zu harten Sitzen mit allerdings nicht sehr viel Seitenhalt - für mich kein Problem, da ich nicht gerade sportlich um Kurven fahre. Die Sitzflächen könnten etwas länger sein, die Schenkelauflage beim Fahrersitz ist auch nach Erprobung verschiedener Sitzeinstellungen nicht ganz zufriedenstellend. Die Sitzposition ist daher gewöhnungsbedürftig. Pedal- und Lenkradabstand passen nicht optimal zueinander.
Die Kopfstütze (Fahrersitz) ragt recht weit nach vorn, so dass der Kopf auch wirklich anliegt. Sicherlich beabsichtigt, aber auch das war für mich gewöhnungsbedürftig.
Die Rücksitzlehne ist niicht besonders hoch, was wohl auch auf die variable Raumgestaltung zurückzuführen ist. Mit einem einzigen Griff fällt die Lehne der verschiebbaren Rückbank nach vorn und es ergibt sich eine große, fast ebene Ladefläche.
Das Armaturenbrett ist OK, vermittelt aber keinen besonderen Chic oder Materialanmutung. Angenehm ist die hohe, breite Armlehne in der Mitte. Auch die großen Ablagefächer finde ich positiv.
Die Instrumente sind nur zum Teil gut ablesbar. Tacho, Drehzahlmesser Tankanzeige OK. Uhr und Innentemperatur sind in der Mittelkonsole angeordnet, die Anzeige ist äußerst mickrig und schlecht ablesbar, eine Zumutung. Eine ähnlich mickrige Digitalanzeige gibt die Außentemperatur, den Kilometerstand oder den Durchschnittsverbrauch an, auch wenn diese unter dem Tacho, also in der Mitte, besser platziert ist.
Das Radio und der CD-Spieler machen einen qualitativ guten Eindruck. Die Freisprecheinrichtung über Bluetooth funktioniert mit mehreren Handys einwandfrei.
Ausstattung:
Die Ausstattungslinie "Life" erfüllt meine Bedürfnisse voll. Die Klimaautomatik, für Fahrer und Beifahrer getrennt einstellbar, funktioniert sehr gut, die eingestellte Temperatur wird zügig erreicht und gut gehalten. Die Belüftung ist zugfrei einstellbar.
Serienmäßig sind die Außenspiegel beheizt und anklappbar, was bei einem Fahrzeug dieser Breite auch notwendig ist. Sehr angenehm finde ich den serienmäßigen Tempomat, der einen bestens vor Geschwindigkeitsübertretungen bewahrt.
Xenonlicht ist übrigens nicht lieferbar.
Motor, Getriebe, Fahrverhalten, Bremsen:
Der Motor läuft angenehm leise, das Drehmoment in allen Fahrbereichen ist ausreichend. Gegenüber dem Turbodiesel ist das Anfahrverhalten besser, aber natürlich hat jener ab 1000 Umdrehungen eine viel bessere Durchzugskraft. Dennoch reicht der Motor voll aus um auch größere Wohnwagen zu ziehen. Am Berg muss man natürlich beim Benziner eher runterschalten und mit höherer Drehzahl fahren.
Das Fahren mit Anhänger geht deutlich besser als mit der zuvor gefahrenen Carina. Gewicht und größere Stabilität des Fahrzeugs spielen dabei natürlich eine Rolle.
Das Fahrzeug ist straff, aber nicht unkomfortabel gefedert. Das Fahrverhalten empfinde ich als angenehm. Der Geradeauslauf ist tadellos. Bodenwellen kommen zwar durch, das Fahrzeug bleibt aber gut in der Spur. Ein Untersteuern, wie in manchen Tests beschrieben, ist mir nicht aufgefallen, es tritt wohl nur bei sportlicher Fahrweise auf.
Die Schaltung weist, anders als bei einem normalen PKW, in den ersten beiden Gängen eine kurze Übersetzung auf. Diese ist auf Waldwegen oder bei Geländefahrten notwendig, weil das Auto im Gegensatz zu einem echten Geländefahrzeug kein Untersetzungsgetriebe hat. Das ist etwas ungewohnt, denn man muss den 2. Gang höher als gewohnt ausfahren um den passenden Anschluss an den 3.Gang zu finden.
Die Bremsen arbeiten einwandfrei, allerdings muss das Bremspedal ziemlich kräftig getreten werden. (Zu einer Vollbremsung wurde ich noch nicht gezwungen.)
Kosten:
Anschaffungspreis mit einigen Extras über 31.000 Euro rechnerisch. Der tatsächliche Preis ist natürlich verhandelbar. Dieser Preis liegt deutlich unter dem Preis eines gleich ausgestatteten Tiguan, aber erheblich über dem eines Hyundai. Für mich hat sich der nicht gerade niedrige Preis eines Toyota bisher immer durch die langjährige störungsfreie Nutzung bezahlt gemacht. Diese setze ich persönlich mit mindestens 200.000 km und 10 Jahren an.
Neben dem höheren Anschaffungspreis fällt bei einem SUV die höhere Versicherungsprämie ins Gewicht. Anders als bei den meisten Autos, wo die Prämieneinstufung des Diesels ungünstiger als die des Benziners ist, muss man beim RAV4 für den Benziner etwas mehr berappen. (Benziner: HP/VK/TK: 21, 23, 21; Diesel (150/177 PS): 19, 21, 22).
Ein Wort zum Verbrauch. Beim Kauf wurden mir rund 10 Liter genannt. Bisher bin ich ausgesprochen positiv überrascht, dass ich problemlos mit 8 - 8,2 Litern auskomme. Dabei fahre ich zwar zurückhaltend, nicht sportlich, aber auch nicht langsam, Autobahn so um die 150 km/h (Tacho). Auch quäle ich den Motor nie mit 1500 Umdrehungen im 4. oder 5. Gang. Niedertourig fahren wird zwar weithin propagiert, es führt aber durch die massiv gesteigerten Lagerdrücke zu erhöhtem Verschleiß und ich persönlich würde davon abraten.
Bei wirklich auf Sparsamkeit bedachter Fahrweise lässt sich das Fahrzeug mit unter 8 Litern bewegen.
Resümee:
Ich fahre Toyota wegen der Solidität und Langlebigkeit der Fahrzeuge. Dazu kann ich beim RAV4 noch nichts sagen, hoffe aber, dass ich ähnlich problemlos und dauerhaft unterwegs sein werde wie mit den anderen Autos dieser Marke, die ich bisher gefahren habe.
Nach meinen jetzigen Erfahrungen kann ich das Auto durchaus zum Kauf empfehlen. Eventuell würde ich heute ein Automatikgetriebe wählen, was jedoch mit niedrigerer Anhängelast (1800 statt 2000 kg) und etwa 1 Liter Mehrverbrauch erkauft werden müsste.