Wir fahren den Aygo cool MMT (Automatik), Bj. 2012 als 5-Türer. Äußerlich fand ich den schon immer witzig, denn er schafft in meinen Augen vor allem mit den 5 Türen den Spagat zwischen winzig a la Smart und richtigem Auto. Drinnen gesessen bin ich bis zur Probefahrt jedoch nie - keiner meiner Freunde oder Bekannten hatte einen Aygo oder einen seiner nahezu baugleichen französischen Brüder. Zu der Probefahrt kam es, weil uns auf unseren vorherigen Peugeot 1007 jemand so doof aufgefahren ist, dass der zum Totalschaden wurde. Kurz hatten wir als Leihwagen einen 208 - ein Blender mit allerlei Firlefanz eingebaut, aber mit einem hübsch knurrenden 3-Zylinder. Grad als wir den wieder abgeben mussten, stand der Aygo auf dem Hof des Händlers als frisch eingetroffenes "Rentnerfahrzeug". Kurzerhand probegefahren, nachdem wir ungläubig auf die nicht mal 3600km auf dem Tacho sahen - das war 2017! - und gekauft, denn er gefiel uns sofort. Vielleicht auch weil wir am selben Tag einen Smart probegefahren hatten - grausig. Aber da kamen wir mit unseren Wünschen nicht drumrum: Klein, günstig, Automatik und optional noch in dunkler Außenfarbe. Da gibts jetzt nicht so viel Auswahl. Aprops günstig. Ja, vieles am Aygo ist einfach, aber doch durchdacht. Klar wirkt das viele Plastik und wenige recht groß geratene Bedienelemente im Cockpit sehr spartanisch. Andererseits brauchts aber eigentlich gar nicht mehr und Rätsel gibt es da defintiv keine zu lösen. Alles findet sich sofort. Da kann man sich aufs Fahren konzentrieren. So lange es auf der Straße auch Leute gibt, die meinen mit dem Handy in der Hand multitasken zu können, wohl auch besser so. Der Motor in der Größe dreier Coladosen lässt einen in der Stadt gut mitschwimmen, wirkt da, wenn man ihn lässt (Drehzahl!) regelrecht spitzig. Kein Wunder, kommen doch 915 Kilo (in dieser Version) auf die 68 PS. Damit ziehst du zumindest jeden halbwegs Basis-motorisierten Kompakten locker ab. Oder anders gesagt, untermotorisiert ist der Kleine nicht grad. Auf der Autobahn sieht das natürlich anders aus. Aber wem Richtgeschwindigkeit reicht und wer halbwegs vorausschauend fährt, dem sollte es auch da ausreichen, mitzuschwimmen. Schneller geht zwar auch, aber dann merkt man die Machart des Autos arg. Seitenwindempfindlichkeit und eine gewisse Schwammigkeit steigen - wohl auch wegen der schmalen Reifen - überproportional. Das macht nur kurz Spaß. Mal ab vom Lärm, nicht nur vom Motor, denn vor allem hinten herum, bspw. in den hinteren Radhäusern ist die Dämmung dünn bis nicht vorhanden. Wir sind zwar auch schon zweimal im Urlaub gewesen mit dem Wägelchen und haben auch schon mal 680km am Stück AB gefahren. Das geht gelegentlich. Wohler fühlt sich aber der Aygo wenig überraschend in der Stadt oder bei gemäßigtem Landstraßentempo. Da liegt denn auch der Verbrauch am niedrigsten. Eine 4 vor dem Komma ist möglich, der Durchschnitt mit viel Stadtverkehr (zur Arbeit) liegt bei uns jedoch bei um 5,6 Liter. Im Großen und Ganzen hält alles an dem Auto, was es verspricht. Zuverlässig bei jedem Wetter bisher und auch noch keine Reparaturen nötig. Und in jede Parklücke passt er eh - was auch in einer überschaubaren Stadt wie Karlsruhe ein unbezahlbarer Vorteil ist. Was nervt ist die Spiegelung des Armaturenbrettes in der Windschutzscheibe bei hoch stehender Sonne. Gewöhnt man sich aber dran. Was gar nicht geht ist das serienmäßige Audiosystem - dass ist noch unterhalb von jämmerlich. Die Variante cool des Aygo bringt u.a. auch vier Lautsprecher mit - zwei in den vorderen Türen zusätzlich. Wir haben daher Boxen und auch Radio getauscht, dabei gleich ein 2DIN mit Touch und Android-Auto nachgerüstet. Geht problemlos, denn eine passende Blende für das Armaturenbrett ist schon für unter 45 Eur zu bekommen. Etwas komplizierter war die Begebenheit, dass trotz 4 Boxen nur zwei Kanäle bis hinter das Radio verdrahtet sind statt vier. Das haben wir ergänzt, ebenso wie einen Deckel für das Handschuhfach, den man auch für recht wenig Geld bekommen kann und mit nur 2 Schrauben eingebaut hat. Im einfachen Aygo-Cockpit eine wirkliche Verbesserung, finden wir. Mit diesen wenigen Updates, die Dank des günstigen Gebrauchtpreises leistbar waren, muss sich der Kleine nun wirklich nicht verstecken vor neueren moderneren Autos und wir werden ihn fahren, bis uns der TÜV scheidet. Empfehlen wir ihn weiter? Na aber ja doch. Günstiger Unterhalt und Verbrauch, vernünftige Größe in der Stadt, dazu zuverlässig, übersichtlich und auch nett anzusehen... was will man mehr, wenn man mal ehrlich ist?