11 tkm Toyota Auris HSD, Life+
EZ 2014 - im Plenum nur das alte Modell gefunden - an die Mods: ggf. verschieben, danke.
Seit April ist unser Auris Hybrid nun auf den Straßen unterwegs, Anlass für einen Erfahrungsbericht.
In der Summe bis auf die nachfolgend beschriebenen Auffälligkeiten keine besonderen Vorkommnisse, das Auto funktioniert, wie man es von einem Toyota erwartet, nämlich problemlos. Das Fahren mit dem Auris ist so toll, dass wir inzwischen viel mehr Kilometer damit zurücklegten, als eigentlich üblich, denn es macht einfach Spaß mit dem Wagen. Vom Platz her für zwei Personen ausreichend, wenngleich ein Golf, der auch ein wenig größer ist, mehr an Raum bietet. Sieht man vom Gepäck ab, so können auch vier oder gar fünf Erwachsene relativ kommod transportiert werden. Durch den doppelten Ladeboden – auf Kosten eines Reserverades – kann der übliche „Kleinkram“ unter Deck verschwinden und der Laderaum zeigt sich somit aufgeräumt. Wer mehr Platz braucht, kann zum Kombi greifen.
Das Hybridfahren ist natürlich schon eine andere Welt, man fragt sich bei der Flut der Neuwagen auf dem Markt, wo eigentlich deren Innovation steckt? Nur ein neues Blechkleid und ein weiterer, unnützer Assistent kann es doch nicht sein, ansonsten wie gehabt. Mit dem Hybrid fährt es sich einfach anders, auch verleitet das Fahrzeug zu betont defensiver Fahrweise. Zwar marschiert der auch flott voran, 184 km/h nach GPS-Messung, aber man erwischt sich immer wieder dabei, mit niedrigerem Tempo und bei gleichmäßiger Fahrt genussvoll zu touren. Erkennbar ist die Höchstgeschwindigkeit auch eingebremst, denn erreicht man diese, wird spürbar die Leistung reduziert. Faszinierend natürlich die Ruhe an der Ampel, im Stau und im Elektromodus. Auch das Weiterlaufen der Klimaanlage im Stand ist ein sehr angenehmes Detail. Die vornehmste Aufgabe Sprit zu sparen, erfüllt der Auris recht ordentlich. Auf einer Landstraßentour in Deutschlands Norden unterboten wir sogar den Prospektverbrauch, das wird kaum mit einem anderen Fahrzeug zu schaffen sein. In der Stadt und auf Land- und Bundesstraßen ist man mit einem Verbrauch von unter 5 Litern eigentlich immer dabei, auf der Autobahn je nach Verkehrsdichte knapp über 6 bis auch an die 9 Liter zeigte der Bordcomputer. In der Regel bremsen jedoch Verkehr, Baustellen und Tempobeschränkungen schnell wieder auf die 6 Liter herunter. Für mehr als 7 oder gar 8 Liter muss die Nadel schon permanent in der Nähe von 180 stehen, etwa echte 170. Für einen Benziner immer noch toll, wenngleich der spürbare Hybridvorteil auf der Autobahn niedriger ausfällt. Ein Blick auf die Verbrauchswerte bei Spritmonitor spricht Bände und strafen die „Werte“ der deutschen Autojournaille lügen. Trotz recht hohem und schnellem Autobahnanteil, liegt unser Verbrauch bei 5,6 Litern je 100 Kilometer. Auf gleichem Fahrprofil verbrauchte unser vorher gefahrener 1,6er Diesel (EZ 2006, moderner CR-Diesel) 6,1 Liter. Das ist ein Wort.
Das Fahrwerk ist sehr angenehm, straff und lässt hohe Kurventempi zu. Auf kurvigen Strecken zumal in bergiger Umgebung, kann man die Nachfolger im Rückspiegel verkleinern. Die Newtonmeter aus Verbrenner und den Elektromotoren haben ordentlich Durchzug. Das immer kritisierte Aufheulen des Verbrenners ist nur ungewohnt und im Prinzip auch richtig. Es ist vor allem deshalb auffällig, weil es voher so ruhig zuging. Nach dem Motto Sekt oder Selters, wird der Verbrenner angeworfen und dann auch gleich richtig genutzt, die überschüssige Energie geht in den Akku, somit arbeitet die Maschine nahe ihrem Bestpunkt, alles andere wäre weniger sinnvoll. Ein konventionelles Auto hätte, weniger auffällig, ein gleichmäßigeres, aber eben präsenteres Motorgeräusch. Gewohnheitssache, ist nach wenigen Kilometern eigentlich erledigt, man muss nur die Vorstellung einer starren Kopplung von Geräusch und Geschwindigkeit ablegen.
Sitze gerade noch ausreichend groß, langstreckentauglich und für uns (1,83 und 1,56) ist immer eine Sitzposition zu finden. Auch der Seitenhalt ist alltagstauglich, sportlicher geschalt wäre aber bestimmt kein Fehler. Das Lenkrad hat ein außerordentlich angenehmes Griffgefühl und die Zahl der integrierten Bedienelemente ist noch erträglich. Das große Display bietet eine Reihe von Anzeigen, wovon wir trotz des Spielwertes kaum Gebrauch machen. Die Handy-Anbindung klappt mit Samsung perfekt, bei einem No-Name kamen die gespeicherten Kontakte nicht an. Das Radio bringt keine Konzertsaalatmosphäre, funktioniert aber tadellos und loggt die zur Verfügung stehenden Sender perfekt ein, Fingerdruck genügt. Die Bedienelemente für den eigentlichen Zweck, nämlich das Fahren, liegen gut zur Hand, wenngleich die Logik erst erlernt werden muss. Schön auch, dass es drei Steckdosen gibt, allerdings keine mit permanenter Spannung. Die Karosse ist steif und bis jetzt knackt es nicht. Nur die Fahrersitzlehne knarzt für ein paar Minuten, wenn die Starttemperatur im einstelligen Bereich liegt.
Neben den Grundfunktionen, die kleinen Ungereimtheiten und Eigenarten dieses Fahrzeugs. Es sind Punkte, welche Kritik auf hohem Niveau offenbaren, trotzdem schränken auch solche Punkte die Freude am Fahrzeug ein wenig ein.
Unklar ist, warum Toyota ausgerechnet dem Hybrid die breiteren Reifen verpasst, Widerspruch in der Philosophie. Das Lenkgefühl ist eigentlich keines, sie ist präzise und schön leichtgängig, aber eben gefühllos. Damit unterscheidet sie sich leider nicht von den Elektrolenkungen der Wettbewerber. Im Grenzbereich fühlt man die Haftgrenze fast nicht, besser ist diese zu hören. Es werden vermisst Automatiken für die Fensterheber hinten und beim Beifahrer, auch eine – funktionierende – Scheibenwischerautomatik wäre angenehm. Zum Glück gibt es noch eine klassische Stockhandbremse und auch der Innenspiegel wird manuell abgeblendet, die automatischen sind eigentlich alle zu langsam in ihrer Reaktion.
Beim zu, bzw. Abschalten des Benziners ist ein leichtes, sehr leichtes Rucken zu verspüren, kein Vergleich zu den unsäglichen Ruckel-DSG-Getrieben beim Gangwechsel, aber eben spürbar.
Die Übersichtlichkeit, besonders nach rechts hinten, ist wie bei den neuen Karossen üblich recht schlecht. Fahre ich meinen 24 Jahre alten Youngtimer, fällt dies extrem auf. Fragwürdiges Design, aber Blech ist leichter und billiger als Glas. Auch das Gefühl für die Fahrzeuggröße stellt sich nicht so leicht ein, habe ich bei noch keinem Fahrzeug so erlebt und kann den Grund dafür auch nicht erklären.
ESP ist leider nicht abschaltbar, so dass man im Winter auf glatten Straßen immer damit rechnen muss, dass das Auto ein unberechenbares Eigenleben entwickelt. Immerhin kann man mit der Stockhandbremse, zum Glück noch mechanisch, im Zweifel das Heck "herumholen".
Die Blinkautomatik wurde vom Händler auf Wunsch von 3 auf 5 Blinkimpulse gesetzt. Heizung und Klimatisierungsautomatik funktionieren unauffällig, die Klimaanlage ist sogar recht leistungsstark und hat keine Mühe auch bei großer Hitze schnell angenehme Temperatur herzustellen. Gewöhnungsbedürftig ist jedoch, dass man zu Kühlung etwa 21,5 Grad vorgeben muss, will man bei kühleren Temperaturen etwas heizen, so sollten 24 und mehr Grade eingestellt werden. Ich hatte schon Autos, da staubte der Regler bei 21,5 Grad zu, wurde jahrelang nicht angefasst.
Die Geschwindigkeitsregelanlage nimmt etwas ruppig ihren Dienst auf, vor allem, wenn sie bei fallender Geschwindigkeit aktiviert wird. Wenn das eingestellte Tempo hingegen noch nicht erreicht ist, wird auch knapp darunter viel zu heftig beschleunigt um die fehlenden vier oder fünf Kilometerchen zu ergattern. Ein verbreitetes Manko japanischer Autos.
Der wirklich ärgerlichste Punkt ist die Sitzheizung: diese funktioniert nämlich nach dem Zufallsprinzip. Elektronisch bevormundet, der Händler fühlt sich machtlos: „Stand der Technik“, klar wir machen Rückschritte. Mal geht sie, mal nicht. Eigentlich mit Hi- und Lo-Stellung gekennzeichnet, legt sie manchmal, aber eben nicht immer, ordentlich los, um nach wenigen Minuten jegliche Leistung zu verweigern. Es kommt vor, dass eine Seite heizt, vorübergehend heizt, aber die andere auch nach einer Stunde Fahrt und auf Stellung Hi absolut nicht wärmt. Glatte Fehlkonstruktion.
Die Einparkautomatik hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, unter bestimmten Bedingungen funktioniert sie tadellos, ein anders Mal, auch an derselben Stelle, klappt es nicht. Dafür funktioniert die Rückfahrkamera erstaunlich gut. Die akustische Untermalung beim Rückwärtsfahren, ein Dauerpiepen wie vom Mülllaster, ergänzt durch Töne der Distanzwarnung ist ebenso ärgerlich wie Stress erzeugend. Immerhin konnte das Rückwärtsgepiepse wegprogrammiert werden.
Die mäßige Leuchtkraft der Kofferaumleuchte wurde durch den Einsatz einer LED-Soffite behoben, gleiche kamen auch in die Leuchten oberhalb von Fahrer und Beifahrer.
Warum man einem Auto mit einer so modernen Antriebstechnik Licht des Entwicklungsstandes von vor 50 Jahren implantiert, kann man eigentlich nicht nachvollziehen. Immerhin leuchtet das H4-Licht verhältnismäßig gleichmäßig und ausreichend hell.
Ebenfalls ein Designgag sind die unsäglichen Tagfahrleuchten. Immerhin nicht so peinlich-prollig wie beim Wettbewerb, sind diese jedoch „falsch“, nämlich zu weit innen angebracht. Dadurch erscheint der Auris schmaler als er ist und die Entgegenkommer passieren häufig sehr sehr nahe am Spiegel den Wagen.
Fazit: auch ein Toyota ist nicht perfekt, aber die Mängel sind nicht von grundsätzlicher Natur, es sind, von der mäßigen Übersichtlichkeit abgesehen, eher Kleinigkeiten. Immerhin gelten die Prius als äußerst zuverlässig und der Auris hat die Technik von diesen geerbt.
Inzwischen hat der zweite knapp 30 tkm hinter sich, der erste wurde mit 15 tkm im Alter von 6 Monaten hinterrücks zerstört. Der neue läuft genauso problemlos wir usnere Nr 1. Nach einem Softwareupdate geht die GRA nicht mehr so ruppig zu Werke. Was aber bei beiden absolut nervt ist eine völlig untaugliche Sitzheizung: arbeitet nur sporadisch, einschalten und genießen ist nicht, irgendeine Elektronik (? viel verschiedene Auskünfte bekommen, u.a. auch bei Toyota in Köln beschwert) entscheidet, wann sie heizen darf und wann nicht. Kam schon vor, dass sie über 200 km Fahrstrecke eingeschaltet war, aber keine Minute wirkliich heizte. Das Licht ist auch keine H4 wie vom Händler behauptet, es ist ein HIR4(?), extrem teuer und nur in wenigen Fahrzeugen verbaut, daher nicht leicht erhältlich.