Wilde Nomenklaturen der Autos - Buchstabensalat
Testbericht
Die Zeiten, in denen die Bezeichnungen der einzelnen Automodelle einfach und eingängig waren, sind lange vorbei. Aus der Typenbezeichnung lässt sich heute kaum mehr etwas erkennen - dafür werden diese immer länger.
In den 80er Jahren machten viele europäische Autobauer noch abfällige Späße über die wilden Buchstabenkolonnen, die sich an den Heckdeckeln so manches frisch auf den Markt gekommenen asiatischen Automobils befanden. Es waren weniger Namen wie Mazda 626, Mitsubishi Colt oder Hyundai Pony, sondern vielmehr die Ausstattungslinien oder Merkmale, die sich dem unkundigen Beobachter durch die Buchstaben am Heckdeckel, in der Heckscheibe oder den Kotflügeln nicht erschlossen. Mit einem einfachen L für Luxus, GL für Grand Luxe, GT für Grand Touring oder i wie Injektion war es nicht getan. Da standen SLX, GLX oder SSS bei sportlichen Modellen von Nissan. Zudem wurde auf Ausstattungsdetails oder Motorspezifikationen hingewiesen. 16 V, ABS, Airbags - wer nichts zu lesen hatte, schaute einfach auf das Heck des Vordermanns. Aus der Zahlenbezeichnung ließ sich allgemein der Hubraum ablesen und so gab es zwischen 1,2 und 5,0 allerlei Nummern, die Aufschluss über das Triebwerk selbst gaben - oftmals noch gepaart mit der Zahl der Zylinder. V4, V6, V8, V10 oder gar V12 - am besten noch mit dem Zusatz Turbo oder Kompressor waren es Insignien der Macht und Potenz auf den Straßen.
Wie vieles in der Autoindustrie haben sich auch die Zeichen geändert. Die Buchstaben- und Zahlenkombinationen sorgen mittlerweile oftmals für mehr Verwirrung als diese reale Erkenntnis über den Antrieb an sich bringen. Dazu sind einige Modellbezeichnungen zu lang, dass man die Schriftgröße verkleinern musste, um diese auf den Heckdeckel oder ins Verkaufsprospekt zu bringen. Einen der Vögel schießt aktuell Porsche mit seinen teilelektrifizierten Modellen ab. Kann man über die Bezeichnung Porsche Taycan Turbo S bei einem reinen Elektromodell noch müde lächeln, lässt einen die Nomenklatur des Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo in Länge und Kreativität beinahe fassungslos zurück. 40 Buchstaben, um ein Auto in seiner Modellart nebst Motorisierung und Karosserievariante zu beschreiben ist viel zu viel des Guten. Ganz nebenbei ist in der Modellbezeichnung die Zahl der Zylinder (acht) die Bauart des Motors (V-Form) oder die Motorleistung (700 PS) gar nicht mehr zu erkennen. Immerhin handelt es sich im Gegensatz zum Taycan Turbo S um einen Verbrenner mit echtem Turbolader.
Andere Marken bekommen das kaum besser hin. Audi tauft den Plug-In-Hybriden seines Topmodells A8 selbstbewusst Audi A8 60 TFSIe Quattro - als Langversion noch mit einem L versehen. Gab es früher allein einen Buchstaben für Konkretisierung, ob es sich um einen Einspritzer oder einen Vergaser handelte, sind dafür in der Kombination mit einem Turbomotor nebst Plug-In-Hybrid-Modul bei den Ingolstädtern längst fünf Buchstaben nötig. Die einst so eingängigen Bezeichnung für den Hubraum und die Motorart wie einst A6 Avant 3.0 TDI Quattro sind bei Audi wie bei den meisten anderen Autoherstellern ebenfalls verschwunden. Denn der Audi A8 60 TFSIe Quattro hat ebenso keine sechs Liter Hubraum wie der Audi Q8 55 TFSIe Quattro 5,5 Liter Brennraum hat. Beide schöpfen ihre üppigen Leistungen aus einem aufgeladenen V6-Triebwerk mit weniger als drei Litern Hubraum. Noch stimmungsvoller ist es mit dem Audi A7 55 TFSIe Quattro. Wird der Audi Q8 mit der gleichen Nomenklatur von einem V6 mit knapp drei Litern angetrieben, befeuert A6 und A7 mit der identischen Motorbezeichnung ein zwei Liter großer Reihenvierzylinder.
Bei BMW können nur Träumer glauben, dass der 330i wie einst von einem drei Liter großen Reihensechszylinder angetrieben wird. Es müssen schmale zwei Liter Hubraum reichen und das hört man bei einem Druck auf den Starterknopf allzu schnell, dass hier zwei Brennkammern nebst Volumen schmerzlich vermisst werden. Auch der BMW 745 Le hat weder acht Zylinder noch 4,5 Liter Hubraum, sondern einen Reihensechszylinder, der von einem Elektromotor zu sportlichsten Höchstleistungen gedrückt wird. BMW war dabei einer der ersten, der von der Hubraum-Nomenklatur zumindest in Einzelfällen abwich. Bereits der BMW 745i in den 80er Jahren hatte keine 4,5 Liter und auch keine acht Zylinder, sondern einen 3,2 Liter großen Reihensechszylinder, dem man den Turbofaktor 1,4 andichtete und auf die 745i kam. Mercedes macht es längst nicht anders. Der Mercedes S 500 würde sich über fünf Liter Hubraum und acht Zylinder - mit oder ohne Aufladung - freuen. Doch hier arbeitet längst ein schmaler Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum und nur der S 580 hat acht Brennkammern, jedoch ebenfalls nur vier Liter Hubraum.
Ähnlich unterhaltsam geht es seit einigen Jahren bei Volvo zu. Einst war die Welt einfach und Volvo-typisch glaubwürdig aufgestellt. Neben der Modellbezeichnung gab es eine Motorbenennung - nebst entsprechender Bauart. So war ein Volvo S80 3.2 das Modell mit einem 3,2 Liter großen Sechszylinder. Wurde dieser über alle vier Räder angetrieben, wurde zusätzlich ein AWD am Heck genannt. Die kleineren Versionen trugen Bezeichnungen wie S60 2.4; gab es einen Turbomotor wurde ein schlichtes T angehängt und die besonders sportlichen Versionen trugen ein R. Der satt brabbelnde Volvo 850 R oder V70 R verzückte seine Kunden ebenso wie das Topmodell des Volvo XC90 V8, der von einem besonders schmal bauenden Achtzylinder-Sauger aus dem Hause Yamaha angetrieben wurde - immerhin mit 315 PS.
Doch dann wurde es bei den Schweden wild und unübersichtlich. Erst wurden die Motorvarianten in Leistungsstufen eingeteilt und so stand der Volvo XC60 D5 nicht mehr wie einst für die Zylinderzahl, sondern ein XC60 D3 für die vermeintlich schwächere Version. Darüber rangierten D4, D5 und der etwaige D6. Die Leistungsstufen sind geblieben, und so heißt ein Volvo XC60 in der ersten Leistungsstufe als Benziner mit seinen 145 kW / 197 PS XC60 B4. Der stärkere Bruder mit 250 PS B5 und das Topmodell mit dem 300 PS starken Allradler XC60 B6 AWD. Doch wer meint, dass die Dieselversion analog D4, D5 oder D6 AWD heißen müssten, irrt. Auch die Selbstzünder tragen bei Volvo nunmehr ein B und nicht mehr das dieselnde D. So trägt der 197-PS-Basisdiesel im Mittelklasse-Crossover die Nomenklatur Volvo XC60 B4 - auf Wunsch sogar mit Allradantrieb und dem Namensannex AWD. Handelt es sich um einen Plug-In-Hybriden bekommt er den Zusatz \"P8 Recharge\". Verstehen kann das kaum jemand und nicht nur im Ruhrgebiet oder München schütteln selbst die Verkäufer in den Autohäusern über diese wirren Kreationen der Marketingabteilungen nur den Kopf, weil sie beim Kunden jede Menge Aufklärungsarbeit leisten müssen. Mal schauen, wie wild die Namen noch werden oder ob sich die Hersteller besinnen. Schließlich macht das Portfolio aus Diesel, Benziner, Elektroauto oder Plug-In-Hybrid das Ganze schon kompliziert genug.
In den 80er Jahren machten viele europäische Autobauer noch abfällige Späße über die wilden Buchstabenkolonnen, die sich an den Heckdeckeln so manches frisch auf den Markt gekommenen asiatischen Automobils befanden. Es waren weniger Namen wie Mazda 626, Mitsubishi Colt oder Hyundai Pony, sondern vielmehr die Ausstattungslinien oder Merkmale, die sich dem unkundigen Beobachter durch die Buchstaben am Heckdeckel, in der Heckscheibe oder den Kotflügeln nicht erschlossen. Mit einem einfachen L für Luxus, GL für Grand Luxe, GT für Grand Touring oder i wie Injektion war es nicht getan. Da standen SLX, GLX oder SSS bei sportlichen Modellen von Nissan. Zudem wurde auf Ausstattungsdetails oder Motorspezifikationen hingewiesen. 16 V, ABS, Airbags - wer nichts zu lesen hatte, schaute einfach auf das Heck des Vordermanns. Aus der Zahlenbezeichnung ließ sich allgemein der Hubraum ablesen und so gab es zwischen 1,2 und 5,0 allerlei Nummern, die Aufschluss über das Triebwerk selbst gaben - oftmals noch gepaart mit der Zahl der Zylinder. V4, V6, V8, V10 oder gar V12 - am besten noch mit dem Zusatz Turbo oder Kompressor waren es Insignien der Macht und Potenz auf den Straßen.
Wie vieles in der Autoindustrie haben sich auch die Zeichen geändert. Die Buchstaben- und Zahlenkombinationen sorgen mittlerweile oftmals für mehr Verwirrung als diese reale Erkenntnis über den Antrieb an sich bringen. Dazu sind einige Modellbezeichnungen zu lang, dass man die Schriftgröße verkleinern musste, um diese auf den Heckdeckel oder ins Verkaufsprospekt zu bringen. Einen der Vögel schießt aktuell Porsche mit seinen teilelektrifizierten Modellen ab. Kann man über die Bezeichnung Porsche Taycan Turbo S bei einem reinen Elektromodell noch müde lächeln, lässt einen die Nomenklatur des Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo in Länge und Kreativität beinahe fassungslos zurück. 40 Buchstaben, um ein Auto in seiner Modellart nebst Motorisierung und Karosserievariante zu beschreiben ist viel zu viel des Guten. Ganz nebenbei ist in der Modellbezeichnung die Zahl der Zylinder (acht) die Bauart des Motors (V-Form) oder die Motorleistung (700 PS) gar nicht mehr zu erkennen. Immerhin handelt es sich im Gegensatz zum Taycan Turbo S um einen Verbrenner mit echtem Turbolader.
Andere Marken bekommen das kaum besser hin. Audi tauft den Plug-In-Hybriden seines Topmodells A8 selbstbewusst Audi A8 60 TFSIe Quattro - als Langversion noch mit einem L versehen. Gab es früher allein einen Buchstaben für Konkretisierung, ob es sich um einen Einspritzer oder einen Vergaser handelte, sind dafür in der Kombination mit einem Turbomotor nebst Plug-In-Hybrid-Modul bei den Ingolstädtern längst fünf Buchstaben nötig. Die einst so eingängigen Bezeichnung für den Hubraum und die Motorart wie einst A6 Avant 3.0 TDI Quattro sind bei Audi wie bei den meisten anderen Autoherstellern ebenfalls verschwunden. Denn der Audi A8 60 TFSIe Quattro hat ebenso keine sechs Liter Hubraum wie der Audi Q8 55 TFSIe Quattro 5,5 Liter Brennraum hat. Beide schöpfen ihre üppigen Leistungen aus einem aufgeladenen V6-Triebwerk mit weniger als drei Litern Hubraum. Noch stimmungsvoller ist es mit dem Audi A7 55 TFSIe Quattro. Wird der Audi Q8 mit der gleichen Nomenklatur von einem V6 mit knapp drei Litern angetrieben, befeuert A6 und A7 mit der identischen Motorbezeichnung ein zwei Liter großer Reihenvierzylinder.
Bei BMW können nur Träumer glauben, dass der 330i wie einst von einem drei Liter großen Reihensechszylinder angetrieben wird. Es müssen schmale zwei Liter Hubraum reichen und das hört man bei einem Druck auf den Starterknopf allzu schnell, dass hier zwei Brennkammern nebst Volumen schmerzlich vermisst werden. Auch der BMW 745 Le hat weder acht Zylinder noch 4,5 Liter Hubraum, sondern einen Reihensechszylinder, der von einem Elektromotor zu sportlichsten Höchstleistungen gedrückt wird. BMW war dabei einer der ersten, der von der Hubraum-Nomenklatur zumindest in Einzelfällen abwich. Bereits der BMW 745i in den 80er Jahren hatte keine 4,5 Liter und auch keine acht Zylinder, sondern einen 3,2 Liter großen Reihensechszylinder, dem man den Turbofaktor 1,4 andichtete und auf die 745i kam. Mercedes macht es längst nicht anders. Der Mercedes S 500 würde sich über fünf Liter Hubraum und acht Zylinder - mit oder ohne Aufladung - freuen. Doch hier arbeitet längst ein schmaler Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum und nur der S 580 hat acht Brennkammern, jedoch ebenfalls nur vier Liter Hubraum.
Ähnlich unterhaltsam geht es seit einigen Jahren bei Volvo zu. Einst war die Welt einfach und Volvo-typisch glaubwürdig aufgestellt. Neben der Modellbezeichnung gab es eine Motorbenennung - nebst entsprechender Bauart. So war ein Volvo S80 3.2 das Modell mit einem 3,2 Liter großen Sechszylinder. Wurde dieser über alle vier Räder angetrieben, wurde zusätzlich ein AWD am Heck genannt. Die kleineren Versionen trugen Bezeichnungen wie S60 2.4; gab es einen Turbomotor wurde ein schlichtes T angehängt und die besonders sportlichen Versionen trugen ein R. Der satt brabbelnde Volvo 850 R oder V70 R verzückte seine Kunden ebenso wie das Topmodell des Volvo XC90 V8, der von einem besonders schmal bauenden Achtzylinder-Sauger aus dem Hause Yamaha angetrieben wurde - immerhin mit 315 PS.
Doch dann wurde es bei den Schweden wild und unübersichtlich. Erst wurden die Motorvarianten in Leistungsstufen eingeteilt und so stand der Volvo XC60 D5 nicht mehr wie einst für die Zylinderzahl, sondern ein XC60 D3 für die vermeintlich schwächere Version. Darüber rangierten D4, D5 und der etwaige D6. Die Leistungsstufen sind geblieben, und so heißt ein Volvo XC60 in der ersten Leistungsstufe als Benziner mit seinen 145 kW / 197 PS XC60 B4. Der stärkere Bruder mit 250 PS B5 und das Topmodell mit dem 300 PS starken Allradler XC60 B6 AWD. Doch wer meint, dass die Dieselversion analog D4, D5 oder D6 AWD heißen müssten, irrt. Auch die Selbstzünder tragen bei Volvo nunmehr ein B und nicht mehr das dieselnde D. So trägt der 197-PS-Basisdiesel im Mittelklasse-Crossover die Nomenklatur Volvo XC60 B4 - auf Wunsch sogar mit Allradantrieb und dem Namensannex AWD. Handelt es sich um einen Plug-In-Hybriden bekommt er den Zusatz \"P8 Recharge\". Verstehen kann das kaum jemand und nicht nur im Ruhrgebiet oder München schütteln selbst die Verkäufer in den Autohäusern über diese wirren Kreationen der Marketingabteilungen nur den Kopf, weil sie beim Kunden jede Menge Aufklärungsarbeit leisten müssen. Mal schauen, wie wild die Namen noch werden oder ob sich die Hersteller besinnen. Schließlich macht das Portfolio aus Diesel, Benziner, Elektroauto oder Plug-In-Hybrid das Ganze schon kompliziert genug.
Quelle: Autoplenum, 2020-12-30
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