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Testbericht

26. April 2012
Haar, 27. April 2012 - Manchmal trügt der Eindruck: Gefühlt sieht man den Toyota Avensis nur selten auf unseren Straßen. Er scheint ein etwas stiefmütterliches Dasein zu fristen. Die Mittelklasse wird hierzulande von Passat, C-Klasse, 3er und A4 dominiert, danach kommt lange nichts. Doch ein Ladenhüter ist der Avensis keineswegs, verrät ein Blick in die Zahlen des Kraftfahrtbundesamts (KBA): Über 8.800 Zulassungen sind für 2011 notiert - mehr als vom Mazda 6, Peugeot 508 oder Seat Exeo. Ob künftig noch ein paar Exemplare dazu kommen? Denn nach drei Jahren hat der Avensis ein Facelift erhalten. Wir sind den in Deutschland beliebteren Combi gefahren, der bei Toyota tatsächlich mit C geschrieben wird. Neu gestaltete Frontpartie Die optischen Änderungen fallen auf den ersten Blick gar nicht so offensichtlich aus, dabei hat sich zumindest an der Frontpartie einiges getan. Hier gibt es nun markanter geformte Scheinwerfer, einen modifizierten Kühlergrill mit zwei statt drei Querstreben sowie einen größeren, jetzt trapezförmigen unteren Lufteinlass. Während die Limousine zusätzlich eine andere Heckschürze bekommen hat, muss sich der Avensis Combi hinten mit einer neuen Chromleiste über dem Nummernschild und veränderten Rückleuchten begnügen. Sie sind nun anders aufgeteilt und serienmäßig in LED-Technik ausgeführt. Beide Karosserievarianten sind im Rahmen des Facelifts um 15 Millimeter gewachsen, das Kombimodell misst nun glatte 4,78 Meter. Viel Platz Innen bleibt das Platzangebot wie gehabt. Diesbezüglich gab es auch keinen Grund für Änderungen, denn die Platzverhältnisse zählen zu den Pluspunkten des Kombis. Das gut zugängliche Gepäckabteil gehört mit einem Fassungsvermögen von 543 bis 1.690 Liter zu den größeren im Segment. Legt man die Rücksitzlehnen um, entsteht ein 1,72 Meter langer, ebener Ladeboden. Auch die Passagiere im Fond können nicht über zu wenig Raum klagen. Da kein hoher Mitteltunnel stört, kann man sogar in der Mitte sitzend die Beine bequem unterbringen. Vorne erhöhen neu geformte Sitzwangen den Seitenhalt für Fahrer und Beifahrer. Wichtiger wäre allerdings gewesen, das vordere Gestühl etwas langstreckentauglicher zu gestalten. Auch nach mehrfachem Verstellen fand sich keine ideale Sitzposition.
Erinnerungen an die 1980er-Jahre Für das Interieur verspricht Toyota neue Materialien und Bezugsstoffe. Doch einen sonderlich hochwertigen und modernen Eindruck hinterlässt das übersichtliche Cockpit nicht gerade. Die Kunststoffverkleidungen wirken trotz Metalloptik billig, die Digitalanzeigen der Klimaautomatik erinnern an Taschenrechner aus den 1980er-Jahren. Ansprechender und zudem gut bedienbar ist das neue Infotainmentsystem mit 6,1 Zoll großem Touchscreen. Für günstige 550 Euro kann es zum Navigationssystem ausgebaut werden. In Verbindung mit einem bluetooth-fähigen Mobiltelefon lassen sich über das System SMS versenden und empfangen. Zudem ist der Zugriff auf die Online-Suchfunktion "Google Local Search" möglich. Solider 150-PS-Turbodiesel Für den Avensis sind zwei Benziner und drei Diesel mit einem Leistungsspektrum zwischen 124 und 177 PS im Programm, ein Start-Stopp-System sucht man aber vergeblich. Sicherlich nichts falsch macht, wer zum 150 PS starken 2,2-Liter-Turbodiesel greift. Der arbeitet solide, laufruhig und sorgt für passablen Vortrieb. Das aufgeladene Vierzylinder-Aggregat mit Direkteinspritzung beschleunigt den Avensis Combi sehr gleichmäßig und in 9,2 Sekunden von null auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 210 km/h erreicht. Dank optimierter Dämmung dringen nun weniger Motorgeräusche in den Innenraum, wo es selbst bei hoher Geschwindigkeit nicht zu laut wird. Die sechs Gänge des Schaltgetriebes lassen sich leichtgängig und präzise einlegen. Alternativ steht eine Sechsstufen-Automatik zur Verfügung. Der Passat braucht einen Liter weniger Mit einem Normverbrauch von 5,6 Liter gehört der manuell geschaltete Avensis Combi 2.2 D-4D jedoch nicht gerade zu den Sparsamsten seiner Klasse. Der VW Passat Variant 2.0 TDI mit 140 PS etwa gönnt sich einen vollen Liter weniger. Alle Avensis-Versionen verfügen jetzt über eine elektrische Feststellbremse, die sich in Verbindung mit dem Sechsgang-Getriebe beim Anfahren automatisch löst. Neu ist die automatische Aktivierung der Bremse, wenn der Fahrer die Zündung ausschaltet. Das Fahrwerk des Avensis wurde "zugunsten von Komfort und Stabilität" überarbeitet, wie der Hersteller das nennt. So sind die hinteren Stoßdämpfer neu abgestimmt worden. In der Praxis ist davon nicht allzu viel zu merken. Man reist zwar bequem, solange die Straßen tadellos sind. Doch jede Unebenheit, jeder Kanaldeckel sowie jede Querfuge ist deutlich zu spüren. Die elektrische Servolenkung ist direkter als bisher ausgelegt und bietet ausreichend Rückmeldung.
Immer mit Klima und CD-Radio Drei verschiedene Ausstattungslinien stehen für den Avensis zur Wahl. Die Basisversion verfügt über sieben Airbags, 16-Zoll-Stahlräder, elektrische Fensterheber vorne, eine Klimaanlage und ein CD-Radio. Der 150-PS-Selbstzünder ist erst ab der mittleren Variante zu haben, die jetzt auf den Namen Life statt Sol hört. Hier sind zusätzlich eine Mittelkonsole mit Metallic-Finish, das Infotainmentsystem, eine Rückfahrkamera, eine Klimaautomatik, elektrische Fensterheber hinten, ein Tempomat und Leichtmetallfelgen serienmäßig dabei. In der Topausstattung Executive gibt es Sitze mit Alcantara-/Lederbezug, ein Soundsystem mit elf Lautsprechern, eine Sitzheizung vorn sowie Gepäckraumschienen für den Kombi. Assistenten nur im Paket Auf Wunsch sind für die überarbeitete Baureihe auch einige Assistenzsysteme erhältlich: ein Abstandstempomat, ein Totwinkelwarner und ein aktiver Spurhalteassistent. Das radarbasierte Antikollisionssystem leitet automatisch eine Notbremsung ein, wenn ein Unfall droht. Alle Assistenten sind allerdings nur zusammen im Paket und einzig für den Avensis 2.2 D-4D Automatik in der Topvariante Executive bestellbar. Erfreulicher ist, dass Toyota die Preise im Zuge des Facelifts nicht erhöht hat. Los geht‘s unverändert bei 22.700 Euro für die Limousine, in der Kombiversion werden jeweils 1.000 Euro mehr fällig. Der getestete Avensis Combi 2.2 D-4D schlägt mit mindestens 29.300 Euro zu Buche. Damit ist der Japaner zwar nur 150 Euro günstiger als der vergleichbare VW Passat Variant 2.0 TDI, bietet dafür aber ein deutliches Mehr an Ausstattung.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Dieselmotor mit Turboaufladung
Hubraum:2.231
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:110 kW (150 PS) bei UPM
Drehmoment:340 Nm bei 2.000 bis 2.800 UPM
Preis
Neupreis: 29.300 € (Stand: April 2012)
Fazit
Dass der Toyota Avensis von außen nur dezent überarbeitet wurde, ist nicht weiter schlimm. Audi oder BMW handhaben das bei ihren Modellaufwertungen meist nicht anders. Dringender wäre beim Avensis allerdings eine gründlichere Renovierung des Innenraums angesagt gewesen. Auch das Fahrwerk entspricht nicht dem, was man von einer modernen Mittelklasse erwartet. Da der getestete Avensis Combi 2.2 D-4D zudem nicht sonderlich sparsam ist, bleiben nicht allzu viele Punkte, die für den Japaner sprechen. Die wichtigsten sind das gute Platzangebot und das faire Preis-/Leistungsverhältnis.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: auto-news, 2012-04-26

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