Mercedes Citan - Weil Päckchen nicht per E-Mail kommen
Die Tiefkühlpizza passt nicht durch die Datenleitung und das Päckchen von Ebay kommt nicht per E-Mail. Deshalb geht alle Welt davon aus, dass der Warenstrom in den Städten weiter anschwellen wird – und mit ihm die Flotte der Kleintransporter für Handel, Handwerk und Gewerbe. Von knapp einer Million im Jahr 2009 soll die Zahl der weltweiten Zulassungen bis 2015 auf 1,3 Millionen ansteigen, schätzen die Experten und rechnen für Europa mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent: Jeder zweite Transporter wird dann kein VW Bus oder ein Mercedes Sprinter mehr sein, sondern ein Citroen Berlingo oder ein Renault Kangoo.
Das ist ein Geschäft, das die gewerbliche Sparte von Mercedes nicht länger an sich vorbei gehen lassen möchte. Zwar haben die Schwaben in diesem Segment schon einmal Schiffbruch erlitten, weil der zur Jahrtausendwende angebotene Vaneo auf Basis der A-Klasse zu teuer und dem meisten Gewerbetreibenden zu unpraktisch war. Deshalb wurde er nach nur vier Jahren und nicht einmal 60.000 Exemplaren 2005 wieder eingestellt. Doch jetzt nehmen sie einen neuen Anlauf und bringen den Citan in Stellung. Der kleine Raumriese für den Stadtverkehr, der seinen Namen von „City“ und „Titan“ hat, feiert seine Publikumspremiere im Herbst auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover und kommt noch in diesem Jahr in den Handel.
Geplant sind drei Karosserievarianten als Kombi für Familien und andere Personenbeförderungsfahrten, als voll verblechter Kasten sowie als Mixto mit ein Bisschen von beidem. Außerdem wird es drei unterschiedliche Radstände sowie zwei Nutzlastklassen geben, kündigte Van-Chef Volker Mornhinweg bei einer Vorpremiere am Freitag in Stuttgart an. Unter der hohen Haube sollen vornehmlich Diesel und ein Benziner stecken, die ein Leistungsspektrum von etwa 70 bis 110 PS abdecken. Denkbar wäre auch eine Version mit Elektroantrieb
Damit es diesmal besser klappt, mit dem kleinen Kasten für die großen Städte, hat Mercedes sich einen erfahrenen Partner ins Boot geholt: Der Citan ist das erste Ergebnis der Kooperation mit Renault und Nissan und basiert deshalb auf der nächsten Generation des Kangoo. „Allerdings übernehmen wir nur die Plattform, die Motoren und die Getriebe“, bemüht sich Mornhinweg um die Eigenständigkeit des Mercedes. Statt nur Raute und Stern zu tauschen, bekommt der Citan ein eigenständiges Design, ein völlig neues Armaturenbrett sowie ein anderes Setup für Lenkung und Fahrwerk, verspricht der Chef der Van-Sparte: „Er sieht aus wie ein Mercedes, er fühlt sich an wie ein Mercedes und er fährt auch so.“
Wahrscheinlich wird der Mercedes-Anspruch aber auch für eine andere Kategorie gelten: Den Preis. Wie viel der Citan kosten wird, das haben die Schwaben zwar noch nicht verraten. Doch die Hoffnungen auf ein Schnäppchen mit Stern macht Vertriebschef Andreas Burkhart schon einmal zu Nichte: „Für Flotten, die auf den letzten Cent achten müssen, haben wir sicher nicht das richtige Angebot.“
Im Markt für kleine Transporter war Mercedes bislang nicht erfolgreich. Der Vaneo auf Basis der A-Klasse war zu teuer und wurde folgerichtig eingestellt. Jetzt soll es der Citan richten. Er profitiert von einer Partnerschaft der Schwaben.
Quelle: Autoplenum, 2012-02-03
Autoplenum, 2014-05-26
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