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Testbericht

Sebastian Viehmann, 2. Juni 2010
Der neue Touran hat ein frisches Gesicht und neue Assistenzsysteme an Bord. VW verspricht außerdem bis zu 27 Prozent Verbrauchseinsparung. Die beiden größten Spritgeizer sind der BlueMotion-Diesel und das Erdgas-Modell.

1,13 Millionen Tourans hat Volkswagen seit 2003 verkauft. Dabei hat der Wolfsburger eigentlich nichts Besonderes anzubieten: Keine Schiebetüren, keine versenkbaren Fondsitze, kein außergewöhnliches Design. Doch der Wagen ist innen wie außen grundsolide, hat sparsame Motoren und vor allem ein üppiges, optimal nutzbares Raumangebot.

Beim neuen Touran sind alle Blechteile neu, Front und Heck wurden dem aktuellen Familiengesicht angepasst. Die Länge ist mit 4,4 Metern nahezu gleich geblieben, das Kofferraumvolumen (695 bis maximal 1989 Liter) ist ebenfalls unverändert. Die Rücksitze lassen sich mit ein paar Handgriffen umklappen oder ganz ausbauen sowie um 25 Zentimeter in Längsrichtung verschieben. Im Boden versenkbare Sitze wie beim Opel Zafira findet man im Touran nur bei der optionalen dritten Sitzreihe (705 Euro). Im Kofferraum sind mehr Flächen mit Stoff ausgekleidet, damit die Seiten nicht mehr so schnell zerkratzen – ein Manko des Vorgängers. Im Cockpit finden sich die vom Golf VI bekannten Bedienelemente.

Unter der Haube ersetzt der 1.2 TSI (105 PS, Durchschnittsverbrauch 5,9 Liter pro 100 Kilometer) den alten 1.6 (102 PS, Durchschnittsverbrauch 8,1 Liter) als Basismotor. Die Modelle 1.4 TSI mit 140 oder 170 PS bleiben im Programm, dafür fällt der 1,9-Liter Dieselmotor weg. Stattdessen kommt der 1.6 TDI mit 90 oder 105 PS. Der stärkste Diesel ist der 2.0 TDI mit 140 oder 170 PS und Commonrail-Technik. 80 Prozent aller Touran-Käufer wählen ohnehin einen Diesel. Mit BlueMotion-Paket an Bord verbraucht der 1.6 TDI (77 kW / 105 PS) laut Werksangabe im Schnitt nur 4,6 Liter pro 100 Kilometer – kein anderer Van mit sieben Sitzen ist sparsamer. Der Motor entwickelt ein maximales Drehmoment von 250 Newtonmetern ab 1500 Touren, ist nach einem kleinen Turboloch ausgesprochen drehfreudig und wirkt auch unter hoher Last nicht allzu brummig oder angestrengt. Den Spurt von 0 auf 100 Km/h erledigt der Wagen in noch akzeptablen 12,8 Sekunden, die Elastizität beim Überholen ist zumindest ausreichend.

Ein großer Vorteil im Vergleich zu den BlueMotion-Varianten des Golf ist das serienmäßige Sechsganggetriebe. Der quälend lang übersetzte fünfte Gang fällt damit weg, die feinere Getriebeabstufung macht den Van subjektiv spritziger als zum Beispiel den Golf Variant mit gleichem Antriebspaket. Der Touran lässt sich gerade auf der Autobahn sehr kommod und schaltfaul fahren. Teil des BlueMotion-Pakets ist die Start-Stopp-Automatik, die nicht zu empfindlich arbeitet und mit dem Abstellen wartet, bis das Auto auch wirklich zum Stillstand gekommen ist. Der Touran 1.6 TDI Trendline mit BlueMotion-Paket kostet 24.950 Euro (zum Vergleich: Opel Zafira 1.7 CDTi EcoFlex / 110 PS: 22.855 Euro; Ford C-Max 1.6 TDCi / 109 PS: 23.275 Euro).

Das zweite Spar-Modell ist der 110 kW / 150 PS starke Touran 1.4 TSI EcoFuel mit kombiniertem Erdgas- / Benzinbetrieb. Turbo- und Kompressoraufladung verleihen dem Erdgas-Van einen ordentlichen Durchzug und gutes Überholvermögen. Unter Last wird der Motor allerdings recht laut, und in Verbindung mit dem Siebengang-DSG gestaltet sich das Anfahren etwas ruppig. Im Vergleich zu VWs altem Erdgasmotor ist der neue aber viel weniger phlegmatischer und könnte den Touran EcoFuel nicht nur für Taxichauffeure interessant machen. Im Gasbetrieb verbraucht der Wagen laut Werksangabe nur 4,6 kg Erdgas pro 100 Kilometer, damit betragen die reinen Treibstoffkosten bei aktuell rund 93 Cent pro kg ungefähr 4,27 Euro pro 100 Kilometer. Wenn der 24 kg fassende Erdgastank zur Neige geht, wird automatisch auf den 11 Liter großen Benzintank umgestellt – manuelles Eingreifen ist nicht vorgesehen.

Das Basismodell des neuen Touran (1.2 TSI Trendline) ist ab August für 22.400 Euro zu haben. Zur Serienausstattung zählen Dinge wie ESP, elektrische Fensterheber, Klimaanlage, CD-Radio sowie Staufächer unter den Sitzen. Bei der Version Comfortline kommen unter anderem Komfortsitze, Klapptische für die Fond-Passagiere, Tempomat und hintere Parksensoren dazu. Gegen Aufpreis hält der Touran frische Extras bereit, etwa die adaptive Fahrwerksregelung DCC (955 Euro), Bi-Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht und Abblendautomatik (1180 Euro) sowie eine neue Version des bekannten Einparkassistenten (720 Euro). Der übernimmt beim Einparken (längs oder quer) die Lenkarbeit und kann den Wagen jetzt auch ausparken. Dazu reichen vorn und hinten je 25 Zentimeter Platz.

Mit dem neuen Kamerasystem, das für die intelligente Lichtsteuerung benötigt wird und im Fuß des Innenspiegels steckt, haben die VW-Ingenieure noch einiges vor. „Die Multifunktionskamera wird in Zukunft auch Verkehrszeichen erkennen und einen Spurhalte-Assistenten ermöglichen“, sagt VW-Entwickler Andreas Block.

Quelle: Autoplenum, 2010-06-02

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