VW Touran 2.0 TDI - Das Imperium schlägt zurück
Testbericht
Auch wenn sich jetzt auch BMW im Van-Segment versucht, bleibt der VW Touran das Maß aller Dinge. Über 1.9 Millionen Mal wurde der Wolfsburger Familientransporter seit seinem Debüt 2003 verkauft. Jetzt ist die Zeit reif für eine neue Generation. Sie punktet hauptsächlich mit inneren Werten.
Wenn der VW Touran im vollen Ornat daherkommt, haben Mathematik-Fans ihre wahre Freude. Je nach Ausstattung stehen bis zu 47 Ablagen bereit, um allerlei Krimskrams aufzunehmen. Die Bandbreite reicht dabei von Barbiepuppen, Brillen-Etuis, Taschen in allen Größen und Marken und natürlich Getränkeflaschen. In den zwölf Jahren der Existenz des Touran haben sich die Wolfsburger Automobil-Innenarchitekten zu Experten der Raumplanung entwickelt. "In diesem Auto stecken die Erfahrung und die Kundenwünsche der vergangenen Jahre", sagt Borghard Schetschorke, technischer Projektleiter des Touran.
Kleinigkeiten, wie die Münzablagefächer im klimatisierten Handschuhfach, die drei Liter große Box inklusive herausnehmbaren Abfalleimer in der vorderen Armablage oder die zuschnappenden Becherhalter in der Mittelkonsole machen das Leben beim Familienausflug leichter. Dass bis zu 1.5 Liter große Flaschen in den Türablagen verstaut werden können, setzten die Van-Fahrer heutzutage voraus. "Ein Entwicklungsziel beim neuen Touran war, dem Kunden eine möglichst große Flexibilität bei der Ausstattung des Autos zu geben", erklärt Albert Meltzow Leiter Technische Projektleitung Touran. Das Resultat sind dann solche Extras, wie das 1,4 Quadratmeter große Glas Panoramadach, das auf Kosten zweier praktischer Sonnenbrillenablagen das Interieur mit Licht flutet.
Beim Projekt "Schöner Wohnen auf vier Rädern" hilft der Modulare Querbaukasten (MQB): Der neue Touran ist bis zu 62 Kilogramm leichter als der Vorgänger, ist jetzt 4,53 Meter lang (ein Plus von 13 Zentimetern), steht satter da, hat deutlich kürzere Überhänge und einen Radstand von 2,79 Metern. Das sind elf Zentimeter mehr als beim Vorgänger. Die gewachsenen Ausmaße kommen den Passagieren deutlich spürbar zugute. Die zweite Reihe lässt sich um 20 Zentimeter in der Längsrichtung verschieben und wenn die Sitze ganz hinten sind, hat der Passagier Business-Class-Beinfreiheit. Damit die Bequemlichkeit auch beim Oberkörper ankommt, lassen sich die Lehnen in drei Stufen verstellen. Wenn der Kofferraum leer genug ist, könnten auch mobile Friseure den Touran als Arbeitsauto nutzen. Wer die Sitze, inklusive Beifahrersitz, flachlegen will, um so eine ebene Ladefläche mit bis zu 2,70 Meter Länge (Regalfreunde aufgemerkt) erhalten will, muss an einer Schlaufe ziehen. Eine bequemere Variante per Hebel-Fernentriegelung war laut VW aufgrund der Einzelsitze inklusive Isofix-Halterung nicht machbar.
Für Großfamilien, die den Passagier-Raum möglichst effektiv nutzen wollen, ist der neue Touran auch als Siebensitzer erhältlich. Sogar 1,85 Meter große Erwachsene finden auf den beiden hinteren Notsitzen Platz. Allerdings können auch Wolfsburger Ingenieure nicht den Zusammenhang zwischen Fahrzeuglänge und Platz überwinden: Ist die letzte Reihe von Personen mit Gardemaß belegt, müssen davor kleinere Menschen sitzen. Empfehlenswert ist die letzte Reihe nur für Kurzstrecken und Kinder.
Geht es zum blaugelben Möbelgiganten, lässt sich das Kofferraumvolumen von 743 Liter auf 1.980 Liter vergrößern, in dem man die Sitzlehnen umlegt und den Wolfsburger Familien-Van bis zum Dach vollpackt. Wer sechs Personen mitnehmen will, macht das auf Kosten des Gepäckabteils, das dann nur noch zwischen 137 Litern und 1.857 Litern fasst. Beim ähnlich großen BMW 2er Gran Tourer sind es übrigens maximal 1.905 Liter und Gerätschaften von 2,60 Metern Länge, die verstaut werden können - zehn Zentimeter weniger als beim drei Zentimeter kürzeren Wolfsburger. Der Touran kostet mit dem 110 kW / 150 PS Diesel mindestens 30.975 Euro, das sind 1.375 Euro weniger als der Münchener Neuling. In einem Segment, bei dem es in erster Linie um Praktikabilität und Variabilität geht, lässt sich dieser Premiumaufschlag angesichts der erstklassigen Verarbeitung, die der Touran an den Tag legt, nur mit einer weißblauen Brille goutieren. Zumal der VW im Zusammenspiel mit dem kräftigen Selbstzünder auch auf der Straße eine gute Figur macht. Das Triebwerk hat mit dem 1.552 Kilogramm schweren Vehikel keine Probleme, zieht kräftig wenn auch unter Last knurrend an und knackt aus dem Stand in 9,3 Sekunden die 100-km/h-Marke. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 208 km/h kommt man auch schnell genug voran. Der Durchschnittsverbrauch von 4,5 Litern pro 100 Kilometer kann sich sehen lassen und befindet sich auf gleichem Niveau, wie der Durst des BMW 2er Gran Tourer. Natürlich bietet der komfortabel abgestimmte Touran nicht die Agilität des Müncheners und auch die Lenkung hat nicht die angenehme Präzision und Rückmeldungsfreude des bayerischen Pendants, zirkelt aber den VW durchaus zackig um die Ecken. Was im Wolfsburger Van ebenfalls nicht zu haben ist, ist ein Allradantrieb. Eine Elektrifizierung ist im Moment nicht vorgesehen. "Der Baukasten gibt es her", schmunzelt Borghard Schetschorke. Das heißt im Klartext nichts anderes, als "wir warten ab, wie erfolgreich der BMW 2er Gran Tourer mit dem Plug-in-Hybrid-Antrieb sein wird und ziehen bei Bedarf nach." Also die typische VW-Taktik.
Das Cockpit ist typisch VW. In den höheren, definitiv nicht billigen Ausstattungslinien, überzeugt die Wertigkeit und die Verarbeitung. Klar gibt es Vans, die billiger als der VW sind und einen ähnlichen Nutzwert bieten, aber bei der Summe aller Eigenschaften, ist der VW Touran ein echter Hit. Wer einmal in einem aktuellen Auto aus Wolfsburg gesessen ist, findet sich auch im Touran blind zurecht. Das Top-Navigationssystem mit dem Acht-Zoll-Bildschirm kostet mindestens 2.515 Euro und erreicht trotz Google Maps und Verkehrsmeldungen in Echtzeit nicht das Niveau der BMW-Konnektivität. Das Gleiche gilt für das Bedienkonzept, bei dem das BMW iDrive immer noch die Messlatte sehr hoch legt. Dafür haben die Niedersachsen die Integration von Apple-Smartphones, MirrorLink und Handys mit Android-Betriebssystem bewerkstelligt. Ein nettes Gimmick ist der Trailer-Assist - ein Parkpilot für das Rangieren mit einem Anhänger. Da richtet der Fahrer mit Hilfe einer Grafik, den Blick in die Außenspiegel und den Außenspiegel-Einstellungsknopf das Gespann aus und gibt vorsichtig Gas. Die Lenkarbeit inklusive dem notwendigen Gegen-Einschlag übernimmt die Technik. Allerdings braucht man schon etwas Übung, ehe man das Prozedere perfekt beherrscht. Investiert man die gleiche Zeit für das Training des Rangieren ohne Hilfe, ist man vermutlich ähnlich schnell in der Parklücke. Richtig cool ist, dass man auch eine GoPro-Kamera-in das System integrieren kann, die das Heck des Anhängers überwacht. Ob das etwas für die Touran-Käufer ist, wird die Zeit zeigen.
Wenn der VW Touran im vollen Ornat daherkommt, haben Mathematik-Fans ihre wahre Freude. Je nach Ausstattung stehen bis zu 47 Ablagen bereit, um allerlei Krimskrams aufzunehmen. Die Bandbreite reicht dabei von Barbiepuppen, Brillen-Etuis, Taschen in allen Größen und Marken und natürlich Getränkeflaschen. In den zwölf Jahren der Existenz des Touran haben sich die Wolfsburger Automobil-Innenarchitekten zu Experten der Raumplanung entwickelt. "In diesem Auto stecken die Erfahrung und die Kundenwünsche der vergangenen Jahre", sagt Borghard Schetschorke, technischer Projektleiter des Touran.
Kleinigkeiten, wie die Münzablagefächer im klimatisierten Handschuhfach, die drei Liter große Box inklusive herausnehmbaren Abfalleimer in der vorderen Armablage oder die zuschnappenden Becherhalter in der Mittelkonsole machen das Leben beim Familienausflug leichter. Dass bis zu 1.5 Liter große Flaschen in den Türablagen verstaut werden können, setzten die Van-Fahrer heutzutage voraus. "Ein Entwicklungsziel beim neuen Touran war, dem Kunden eine möglichst große Flexibilität bei der Ausstattung des Autos zu geben", erklärt Albert Meltzow Leiter Technische Projektleitung Touran. Das Resultat sind dann solche Extras, wie das 1,4 Quadratmeter große Glas Panoramadach, das auf Kosten zweier praktischer Sonnenbrillenablagen das Interieur mit Licht flutet.
Beim Projekt "Schöner Wohnen auf vier Rädern" hilft der Modulare Querbaukasten (MQB): Der neue Touran ist bis zu 62 Kilogramm leichter als der Vorgänger, ist jetzt 4,53 Meter lang (ein Plus von 13 Zentimetern), steht satter da, hat deutlich kürzere Überhänge und einen Radstand von 2,79 Metern. Das sind elf Zentimeter mehr als beim Vorgänger. Die gewachsenen Ausmaße kommen den Passagieren deutlich spürbar zugute. Die zweite Reihe lässt sich um 20 Zentimeter in der Längsrichtung verschieben und wenn die Sitze ganz hinten sind, hat der Passagier Business-Class-Beinfreiheit. Damit die Bequemlichkeit auch beim Oberkörper ankommt, lassen sich die Lehnen in drei Stufen verstellen. Wenn der Kofferraum leer genug ist, könnten auch mobile Friseure den Touran als Arbeitsauto nutzen. Wer die Sitze, inklusive Beifahrersitz, flachlegen will, um so eine ebene Ladefläche mit bis zu 2,70 Meter Länge (Regalfreunde aufgemerkt) erhalten will, muss an einer Schlaufe ziehen. Eine bequemere Variante per Hebel-Fernentriegelung war laut VW aufgrund der Einzelsitze inklusive Isofix-Halterung nicht machbar.
Für Großfamilien, die den Passagier-Raum möglichst effektiv nutzen wollen, ist der neue Touran auch als Siebensitzer erhältlich. Sogar 1,85 Meter große Erwachsene finden auf den beiden hinteren Notsitzen Platz. Allerdings können auch Wolfsburger Ingenieure nicht den Zusammenhang zwischen Fahrzeuglänge und Platz überwinden: Ist die letzte Reihe von Personen mit Gardemaß belegt, müssen davor kleinere Menschen sitzen. Empfehlenswert ist die letzte Reihe nur für Kurzstrecken und Kinder.
Geht es zum blaugelben Möbelgiganten, lässt sich das Kofferraumvolumen von 743 Liter auf 1.980 Liter vergrößern, in dem man die Sitzlehnen umlegt und den Wolfsburger Familien-Van bis zum Dach vollpackt. Wer sechs Personen mitnehmen will, macht das auf Kosten des Gepäckabteils, das dann nur noch zwischen 137 Litern und 1.857 Litern fasst. Beim ähnlich großen BMW 2er Gran Tourer sind es übrigens maximal 1.905 Liter und Gerätschaften von 2,60 Metern Länge, die verstaut werden können - zehn Zentimeter weniger als beim drei Zentimeter kürzeren Wolfsburger. Der Touran kostet mit dem 110 kW / 150 PS Diesel mindestens 30.975 Euro, das sind 1.375 Euro weniger als der Münchener Neuling. In einem Segment, bei dem es in erster Linie um Praktikabilität und Variabilität geht, lässt sich dieser Premiumaufschlag angesichts der erstklassigen Verarbeitung, die der Touran an den Tag legt, nur mit einer weißblauen Brille goutieren. Zumal der VW im Zusammenspiel mit dem kräftigen Selbstzünder auch auf der Straße eine gute Figur macht. Das Triebwerk hat mit dem 1.552 Kilogramm schweren Vehikel keine Probleme, zieht kräftig wenn auch unter Last knurrend an und knackt aus dem Stand in 9,3 Sekunden die 100-km/h-Marke. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 208 km/h kommt man auch schnell genug voran. Der Durchschnittsverbrauch von 4,5 Litern pro 100 Kilometer kann sich sehen lassen und befindet sich auf gleichem Niveau, wie der Durst des BMW 2er Gran Tourer. Natürlich bietet der komfortabel abgestimmte Touran nicht die Agilität des Müncheners und auch die Lenkung hat nicht die angenehme Präzision und Rückmeldungsfreude des bayerischen Pendants, zirkelt aber den VW durchaus zackig um die Ecken. Was im Wolfsburger Van ebenfalls nicht zu haben ist, ist ein Allradantrieb. Eine Elektrifizierung ist im Moment nicht vorgesehen. "Der Baukasten gibt es her", schmunzelt Borghard Schetschorke. Das heißt im Klartext nichts anderes, als "wir warten ab, wie erfolgreich der BMW 2er Gran Tourer mit dem Plug-in-Hybrid-Antrieb sein wird und ziehen bei Bedarf nach." Also die typische VW-Taktik.
Das Cockpit ist typisch VW. In den höheren, definitiv nicht billigen Ausstattungslinien, überzeugt die Wertigkeit und die Verarbeitung. Klar gibt es Vans, die billiger als der VW sind und einen ähnlichen Nutzwert bieten, aber bei der Summe aller Eigenschaften, ist der VW Touran ein echter Hit. Wer einmal in einem aktuellen Auto aus Wolfsburg gesessen ist, findet sich auch im Touran blind zurecht. Das Top-Navigationssystem mit dem Acht-Zoll-Bildschirm kostet mindestens 2.515 Euro und erreicht trotz Google Maps und Verkehrsmeldungen in Echtzeit nicht das Niveau der BMW-Konnektivität. Das Gleiche gilt für das Bedienkonzept, bei dem das BMW iDrive immer noch die Messlatte sehr hoch legt. Dafür haben die Niedersachsen die Integration von Apple-Smartphones, MirrorLink und Handys mit Android-Betriebssystem bewerkstelligt. Ein nettes Gimmick ist der Trailer-Assist - ein Parkpilot für das Rangieren mit einem Anhänger. Da richtet der Fahrer mit Hilfe einer Grafik, den Blick in die Außenspiegel und den Außenspiegel-Einstellungsknopf das Gespann aus und gibt vorsichtig Gas. Die Lenkarbeit inklusive dem notwendigen Gegen-Einschlag übernimmt die Technik. Allerdings braucht man schon etwas Übung, ehe man das Prozedere perfekt beherrscht. Investiert man die gleiche Zeit für das Training des Rangieren ohne Hilfe, ist man vermutlich ähnlich schnell in der Parklücke. Richtig cool ist, dass man auch eine GoPro-Kamera-in das System integrieren kann, die das Heck des Anhängers überwacht. Ob das etwas für die Touran-Käufer ist, wird die Zeit zeigen.
Technische Daten
Antrieb: | Vorderrad |
---|---|
Getriebe: | Sechsgang Handschaltung |
Motor Bauart: | Vierzylinder Diesel |
Hubraum: | 1.968 |
Drehmoment: | 340 Nm bei 1.750 - 3.000 UPM |
Preis
Neupreis: 30.975 € (Stand: 2015-06-25)Testwertung
Quelle: Autoplenum, 2015-06-24
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