VW Phaeton - Dritter Versuch
Testbericht
Für viele stand seit langem fest, dass für den Vorzeige-Volkswagen
namens Phaeton das letzte Stündlein geschlagen hat. Doch in Wolfsburg
gingen die Daumen über Wohl und Wehe vor Monaten nach oben. Der
ebenso gute wie erfolglose Luxus-VW aus der Dresdner Manufaktur
bekommt eine weitere Chance.
Einmal scharf nachdenken – richtig. Der VW Phaeton hat vor Jahren
bereits eine Modellpflege bekommen. Doch LED-Blinker, ein paar nette
Applikationen und ein aufgefrischter Saubermann-Diesel lockten nicht
mehr Kunden in die VW-Verkaufsräume. Hier finden sich gewöhnlich
zahllose Interessenten für Polo, Golf oder Passat ein; die Luxusliga sucht
ein paar Häuser weiter. Doch bei seinem langen Weg zur weltweiten
Premiumfirma will Volkswagen sein Aushängeschild nicht einstellen und
die Luxusliga kampflos der etablierten Konkurrenz von Mercedes, BMW,
Audi oder Lexus überlassen. Schließlich hat man sich in den letzten
Jahren viel Mühe gegeben, den Phaeton auf den einzelnen Märkten zu
positionieren. Doch landauf, landab gab es trotz anerkannter Qualitäten
nicht den verdienten Publikumszuspruch. Daran änderten auch
Billigangebote für Privatkunden, Limousinendienste und Hotels nichts
Grundlegendes. Seit seiner Markteinführung gilt der VW Phaeton als eine
der besten, aber auch blassesten Luxuslimousinen auf der Welt.
Die optisch wenig auffällige Kreation aus Dresden ist mit der zweiten
Modellpflege nochmals ein gutes Stück besser geworden. Die optischen
Veränderungen an Front und Heck fallen ins Auge – sind technisch jedoch
überschaubar. Das auffälligste sind der neue, komplett verchromte
Kühlergrill und die neuen LED-Leuchteinheiten vorn und hinten. Hinter
dem unverändert üppig dimensionierten VW-Frontlogo arbeitet ein
unsichtbares Auge, das für einen genügend großen Abstand zum
Vordermann sorgt. Überhaupt hat der Phaeton weniger an Designfinesse,
als vielmehr als technischen Details zugelegt. Die Konkurrenz aus Europa
und Asien überbietet sich seit Jahren mit einer nie zuvor gekannten Zahl
von Assistenzsystemen, die Fahrer und Passagiere auf verschiedenste
Weise entlasten sollen. Hier hat der Phaeton auf-, aber nicht überholt.
So gibt es zwar Kurven-, Abbiege- und ein intelligentes Fernlicht, dazu
Abstandstempomat, Spurwechselassistent und
Verkehrszeichenerkennung, die nicht nur das Tempolimit, sondern auch
Überholverbote und zeitliche Begrenzungen lesen kann. Doch
Nachtsichtgerät, Head-Up-Display oder Voll-LED-Licht bleiben außen vor.
Innovativ: das neue Festplatten-Navigationssystem RNS 810 kann neben
normalem Kartenmaterial auch auf Google Maps zugreifen.
Bei den Triebwerken bietet der neue VW Phaeton das aktuelle
Konzernprogramm. Der Basisdiesel mit 240 PS bleibt nahezu unverändert.
Vorrangig für die internationalen Märkte gibt es drei Benziner mit sechs,
acht und zwölf Zylindern, die Leistungen zwischen 280 und 450 PS
bieten. Nach wie vor hat der Kunde beim VW Phaeton die Wahl zwischen
Normal- und Langversion mit 5,06 bzw. 5,18 Metern sowie zwischen
Vier- und Fünfsitzer. Automatikgetriebe, Allradantrieb und Luftfederung
sind bei allen Varianten serienmäßig. Eine Hybridversion bleibt bis auf
weiteres außen vor. So ist der Phaeton 3.0 TDI mit einem Verbrauch von
8,5 Litern Diesel auf 100 Kilometern die sparsamste Version. Seine
Höchstgeschwindigkeit liegt bei 237 km/h.