VW Multivan 2.0 TDI 4motion - Für Südstaatler
Testbericht
Die nächste Wochenend-Expedition mit der eigenen Familie kann
kommen. Es müssen nicht immer das Amazonas-Delta oder die Hoch-
Anden sein. Manchmal tut es auch ein Ausflug in die Berge. Mit Mann und
Maus raus in die Berge, ab in den Schnee.
Geräumig und geländegängig, da fallen den meisten nur Geländewagen
und schicke Sport-Utility-Vehicle ein. Doch es muss nicht immer ein
Luxus-Klettermaxe sein, der einem den Weg zur Berghütte oder der
nächsten Wandertour bahnt. Wer mit vier, fünf oder noch mehr
Personen in den Winterurlaub will, bringt auch einen Mercedes GL oder
einen Audi Q7 an seine Grenzen. Seit 25 Jahren bietet Volkswagen die
beliebten Transporter mit Allradantrieb an. Bereits zehn Jahre zuvor
werkelte Entwicklungsleiter Gustav Mayer im geheimen an einer
Allradversion des VW T2 herum. Heute gehören die Allradversionen fest
ins Programm der VW Transporter. Mit einem Multivan geht es luxuriös
wie mit kaum einem anderen Transporter ins unwegsame Geläuf –
gerade der Multivan Panamericana macht es möglich. Denn kaum ein
anderes Fahrzeug ermöglicht ein derart breites Spektrum von
Einsatzmöglichkeiten. Gerade im Alpenraum hatten viele auf die 4x4-
Version des im letzten Herbst überholten neuen Transporters gewartet.
Denn während der 4motion-Anteil am Transporter in Deutschland
zwischen 10 und 15 Prozent pendelt, sieht das in Süddeutschland,
Norditalien, Österreich und der Schweiz ganz anders aus. Hier liegt der
Anteil der Allradmodelle beim VW Transporter mehr als doppelt so hoch.
Die meisten Transporter-Kunden haben den T5 im harten gewerblichen
Alltagseinsatz. Rund ein Drittel aller Fahrzeuge ist als PKW-Variante
zugelassen, die den Namen Multivan, Caravelle und California tragen. Will
man auch für leichtes Gelände gerüstet sein, um gerade auf winterlichen
Straßen und abseits befestigter Pisten seinen Weg zu finden, ist der
rustikale T5 Panamericana die rechte Besetzung. Der spielt mit netten
Designapplikationen und Cricketleder den edlen Pseudo-Naturburschen;
bietet neben Allradantrieb jedoch auch Unterfahrschutz und mehr
Bodenfreiheit. Sein Allradantrieb wurde im Vergleich zum Vorgänger
überarbeitet. So gibt es nunmehr eine elektrisch gesteuerte
Lamellenkupplung, die die Motorleistung bei durchdrehenden
Vorderrädern variabel an die Hinterachse überträgt. Maximal kann in
Sekundenbruchteilen so die gesamte Antriebskraft auf die hinteren Räder
übertragen werden.
Manuell kann der Fahrer den Allradantrieb per Tastendruck auch
vorwählen. Ab Tempo 80 schaltet die Lamellenkupplung jedoch wieder in
den Automatikmodus. Der T5 Panamericana verfügt zudem über eine
serienmäßige Differenzialsperre an der Hinterachse. Besonders
komfortabel lässt es sich in der Verbindung aus Allradantrieb und
Doppelkupplungsgetriebe DSG reisen. Aktuell ist diese Kombination jedoch
nur für den 180-PS-Biturbo zu bekommen.
Im Innern unterscheidet sich der Panamericana durch beleuchtete
Einstiegsleisten, Riffelblech am Boden und das rustikale Leder von den
normalen T5-Modellen. Auf den sinnvollen Allradantrieb weist nur ein
Schalter am Armaturenbrett und eine Leuchtanzeige im Drehzahlmesser
hin. Eine Stärke des Transporters sind das üppige Platzangebot, sechs
Einzelsitze und die zahlreichen Ablagen im Innern. Wer will, kann auch
einen Klapptisch aus der Seitenverkleidung zaubern. Die erste Sitzreihe
besteht aus zwei Einzelsitzen, die sich in Längsrichtung verschieben und
drehen lassen. Wer genügend Geld übrig hat, kann seinen Panamericana
mit zahlreichen ebenso nützlichen wie kostenintensiven Extras
aufwerten. Zusatzablagen wie Schubladen unter der hinteren Sitzbank,
Standheizung und diverse Assistenzsysteme wie Spurwechselwarner oder
Rückfahrkamera treiben den Preis über die 60.000-Euro-Marke.
Diese Vielfalt bietet in dieser Klasse kein anderes Auto.
Trotz üppiger Dimensionen mit 4,90 Metern Länge und einem
Leergewicht von mehr als 2,2 Tonnen ist der Transporter mehr als ein
bequemes Reiseauto. Auf Langstrecken bietet er Familien und Freunden
eine ungewöhnlich lässige Atmosphäre. Doch auch in der City oder auf
Landstraßen kann der Transporter viel Freude bereiten. Er ist nicht nur
wegen der hohen Sitzposition übersichtlich und mit der etwas zu
leichtgängigen Lenkung auch beim Parken einfach zu rangieren. Damit
der VW T5 auch mit entsprechender Personen- oder Gepäckbeladung
nicht zur Wanderdüne wird, sollte man bei der Motorisierung nicht zu sehr
nach unten greifen. Der Panamericana 4motion ist mit zwei
Dieselmotoren zu bekommen. Die bessere, weil stimmigere Wahl ist der
180 PS starke Commonrail-Diesel mit doppelter Turboaufladung und DSG.
Wer mit weniger zufrieden ist: auch der 140 PS starke TDI mit einfachem
Turbo und manueller Schaltung ist Dank 340 Nm ab 1.750 U/min
ordentlich unterwegs. Doch nicht nur mit Zuladung und Allradantrieb
dürfte es gerne etwas mehr Leistung sein.
Der Zweiliter-Diesel mit vier Zylindern ist kein Leisetreter, hängt jedoch
gut am Gas und unterstützt im unteren Drehzahlbereich durch hohe
Drehmoment-Reserven schaltfaules Fahren. Den Durchschnittsverbrauch
gibt VW mit 8,3 Litern pro 100 Kilometer an. Bis Tempo 80 beschleunigt
der knapp 2,3 Tonnen schwere Bulli noch recht kraftvoll. Die letzten Meter
bis 100 Km/h werden jedoch überaus zäh und für den Gesamtspurt von
0 auf 100 braucht der Allradler träge 15,3 Sekunden. Die
Höchstgeschwindigkeit liegt bei 170 Km/h, allerdings gewinnt der Multivan
ab 120 Km/h nur noch mühsam an Tempo. Die Geräuschdämmung ist für
einen Transporter vorbildlich. Das gilt allerdings nicht für den Fahrtwind,
der lautstark um Fugen und entsprechend dimensionierte Außenspiegel
pfeift.
Basismodell ist der mindestens 37.316 Euro teure VW Multivan Startline
4motion. Das ist ein Allradaufpreis von rund 3.200 Euro, der sich durch
die gesamte Preisliste schlängelt. Die Basisausstattung ist mit Details wie
Airbags, ESP, Fensterhebern und einem Campingtisch überaus dünn.
Sogar Selbstverständlichkeiten wie CD-Radio, Klimaautomatik oder
Nebelscheinwerfer müssen extra bezahlt werden. Das sieht beim VW
Mutivan Panamericana etwas anders aus. Hier gibt es unter anderem
beheizbare Ledersitze, 20 Millimeter mehr Bodenfreiheit, abgedunkelte
Scheiben und weitere nette Details. Praktisch und vielseitig einsetzbar,
doch für mindestens 51.500 Euro alles andere als günstig. Dafür ein Bully
wie kein anderer. Von dem hätte sicher auch Gustav Mayer Mitte der 70er
bei einem seiner Allradausflüge geträumt.