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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 6. Mai 2014
Aus dem Golf Plus wird der Sportsvan. Praktisch bleibt es und hübscher wird es. Da strahlt der Familienvater.

Momentan haben die Marketing-Wortartisten der Automobilbranche wieder Hochkonjunktur. BMW bringt bald den Active Tourer und aus dem bekannten Golf Plus wird der Sportsvan. Diese Namensänderung zeigt, dass die Autobauer zunehmend um neue Zielgruppen buhlen. "Wir wollen mit dem Golf Sportsvan auch junge Familien ansprechen", sagt Barbara Finger aus der VW-Marketingabteilung. Die werden - genauso wie die etwas gesetzteren - Autofahrer die hohe Sitzposition im Golf Sportsvan zu schätzen wissen. Die daraus resultierende Rundumsicht ist wirklich gut. Ebenso das Raumgefühl. Schließlich ist der Radstand gegenüber dem Golf Plus um fast elf Zentimeter gewachsen. Dieser weitere Abstand der Achsen ergänzt sich gut mit dem durchaus knackigen Design. Das muss auch so sein. Denn die (Premium-)Konkurrenz schläft nicht und BMW spielt ja mit seinem Active Tourer bewusst die sportliche Karte.

Insgesamt ist der Sportsvan mit einer Länge von 4,43 Metern rund acht Zentimeter länger als der normale Golf und überragt den Wolfsburger Kompaktklassen-Bestseller mit 1,58 Metern Höhe um knapp dreizehn Zentimeter. Da müssen selbst großgewachsene klaustrophobische Menschen keine Sorge haben, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Das gilt übrigens für die erste und die zweite Reihe. Hinten wird es richtig bequem, wenn die, um 18 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbare, Rückbank ganz hinten ist. Aber selbst dann fasst das Gepäckabteil noch 500 Liter. Legt man die Lehne der Rückbank um, wächst das Kofferraumvolumen auf 1.520 Liter. Bei der Mercedes-Benz B-Klasse sind es 488 bis 1.547 Liter.

Um die hinteren Sitzlehnen noch vorne klappen zu lassen, muss man an Schlaufen ziehen. Die befinden sich an der Rückbank und im Kofferraum. Einen Fernentriegelungs-Hebel haben sich die VW-Entwickler gespart, das System funktioniert auch so problemlos. Im Winter mit kalten Fingern könnte die Angelegenheit etwas fummelig werden. Sind die Lehnen nach vorne gefallen, entsteht eine ebene leicht ansteigende Ladefläche. Die Ladekante ist gerade noch niedrig genug, um ein entspanntes Beladen zu ermöglichen. Unter dem Boden findet sich noch ein Zusatzfach, in dem man verschiedenen Krimskrams verstauen kann. Wer Fahrräder transportieren will, kann dies mit einem klappbaren Fahrradständer tun. Dazu braucht man die schwenkbare Anhängerkupplung, die mit 845 Euro extra zu Buche schlägt.

Dass ein VW Golf, auch wenn er den Zusatz Sportsvan trägt, im Innenraum keine allzugroßen Neuerungen bereithält, dürfte niemand mehr überraschen. Im Cockpit findet sich nicht nur ein VW-Connaisseur sofort zurecht. Alles ist da, wo man es vermutet. Die Verarbeitung ist gewohnt solide: unterschäumte Flächen werden beim Armaturenbrett durch ansehnliche Klavierlack-Applikationen ergänzt und die Klapptür des Handschuhfachs hat eine wertige Festigkeit. Da klappert nichts. Das dürfte auch VW-Chef Winterkorn freuen. Dass aber auch in Wolfsburg nicht alles Gold ist, was glänzt, sieht man an dem Hartplastikanteil im unteren Teil des Armaturenbretts. Auch die normalen Sitze sind mit Stoff bezogen zu weich und bieten nicht gerade ein Übermaß an Seitenhalt.

Das bedeutet aber nicht, dass man mit dem Golf-Minivan Verzicht predigen muss. Der bekannte 150-PS-Diesel zieht kräftig an und beschleunigt den 1.474 Kilogramm schweren Sportsvan in 9,2 Sekunden von null auf 100 km/h. Und wenn man es mal eilig hat, mit der Rasselbande auf den Rücksitzen in den Urlaub zu kommen, kann man mit bis zu 212 mh/h über die Autobahn gleiten. Damit das Fahren im Sportsvan souverän abläuft, ist dem maximalen Drehmoment von 340 Newtonmetern zu verdanken, das bereits bei 1.750 U/min anliegt. Diese Entspanntheit beim Bedienen des Gaspedals wirkt sich auch auf den Spritverbrauch aus: Der Minivan soll lediglich 4,4 l/100 km verbrauchen. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt. Mit den adaptiven Dämpfern kann man dem Wolfsburger Familienlaster aber durchaus etwas Sportlichkeit einhauchen.

Dabei ist beeindruckend, wie leise der Minivan seine Bahnen zieht. Die Windgeräusche fallen kaum auf, ebenso, wie der Selbstzünder im Motorraum - sobald dieser warmgefahren ist. Da meldet sich der 125-PS-1,4-TSI-Benziner deutlich hörbarer zu Wort. Auch mit diesem Aggregat mutiert man in dem Sportsvan nicht zu rollenden Schikane. Der Sprint auf die 100-km/h dauert 0,7 Sekunden länger als beim Diesel und die Spitzengeschwindigkeit ist mit 200 km/h durchaus ausreichend. Der Verbrauch ist mit 5,6 l/100 km ebenfalls in Ordnung. Auch wenn er im Alltag höher liegen dürfte.

Damit der neue Golf-Van auch mit der Mercedes-Benz B-Klasse und dem BMW Active Tourer mithalten kann, haben die Wolfsburger einige Premium-Elemente in das Fahrzeug integriert. Vor allem bei den Assistenzsystemen lassen sich die Wolfsburger nicht lumpen: Erstmals gibt es in einem Golf den sogenannten Blind-Spot-Assistenten, der nicht nur beim Fahren den toten Winkel beobachtet, sondern auch beim rückwärts Ausparken auf kreuzenden Verkehr achtet und notfalls bremst. Mit mindestens 360 Euro Aufpreis ist dieses Feature durchaus bezahlbar. Ansonsten gibt es die aus dem Golf bekannten Helferlein, die meisten, wie der adaptive Tempomat, das Kurvenlicht oder das maskierte Fernlicht kosten Aufpreis, der je nach Ausstattungsvariante variiert. Immerhin sind eine Klimaanlage und die Multikollisionsbremse serienmäßig.

Bei einem eher praxisorientierten Fahrzeug spielt der Preis durchaus eine Rolle: Die Einstiegsvariante des Sportsvan mit 85 PS ist mit 19.625 Euro ausgeschrieben. Der deutlich besser ausgestattete Zweiliter-Diesel kostet mindestens 28.350 Euro. Mercedes-Benz ruft für die günstigste B-Klasse mit 122-Benzin-PS 26.834,50 Euro auf. Da bleibt der Sportsvan beim 1.4-l-125 PS-TSI mit 24.525 Euro darunter. BMW wird die Preise seines Active Tourer an denen der Mercedes-Benz B-Klasse orientieren. Ein echter Preis-Konkurrent ist der Ford-C-Max. Der ist fünf Zentimeter kürzer und kostet mit dem 125 PS starken 1,0-l-Eco-Boost-Motor mindestens 21.590 Euro. Für den 140-PS-Diesel verlangen die Kölner 24.440 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2014-05-06

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