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Testbericht

10. August 2004
Verona, 10. August 2004 – Alte VW-Busse haben ein besonderes Flair: Führerschein-Neulinge kaufen nach der Lehre oder dem Abitur die wartungsfreundlichen Transporttalente billig gebraucht, peppen sie ein bisschen auf und rauschen damit nach Spanien. Das Flair des Bully ist der Duft nach Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuer in der großen weiten Welt. Dieses Flair will VW mit einem Neuwagen verströmen: Dem Caddy Life. Als „den kleinen VW-Bus“ bezeichnen die VW-Leute den Siebensitzer mit den zwei Schiebetüren. Wir haben das Spaßmobil mit 104 PS starkem 1,9-Liter-Turbodiesel getestet. Pick-up seit 1979 Der erste Caddy war ein Golf I mit Ladefläche. Ihn gab es seit 1979 in den USA, seit 1982 in Europa. Auch der war hierzulande bei jungen Leuten beliebt: Man fuhr ami-like einen Pick up, hatte aber weniger Unterhaltskosten als bei einem „echten“ US-Modell. 1995 folgte Caddy Nummer 2. Er war auf verschiedenen Plattformen des VW-Konzerns aufgebaut und hatte das Gesicht des Polo. Neben einem Pick up gab es bereits eine geschlossene Variante als Kastenwagen und mit Sitzen im Fond. Caddy 2004: Golf-Plattform Der neue Caddy anno 2004 basiert auf der Plattform von Golf und Touran, hat aber erstmals ein eigenes Gesicht. Auch ihn gibt es als Kastenwagen und als Kombi-Version mit Sitzen. „Caddy Life“ heißt die Fun-Version, die mehr dem Hobby und der Freizeit als dem Beruf dienen soll.

Schicke Alus für sportlichen Auftritt Schicke Alus verleihen unserem Testwagen einen sportlichen Auftritt, allerdings verraten die schwarzen Plastikstoßfänger wieder die Herkunft aus der Nutzfahrzeug-Familie. Dennoch macht der Fun-Caddy keine schlechte Figur: Man kann sich gut vorstellen, wie es ist, mit drei Freunden, dem Grill, einer Kühltasche und einer Kiste Bier loszudüsen. Vielleicht auch mit einem Surfbrett auf dem Dach. Zwei Schiebetüren für den Einstieg Zwei Schiebetüren erleichtern den Fondpassagieren den Einstieg. Bis zu fünf Personen haben hinten Platz – vorausgesetzt man hat die optionale dritte Sitzbank geordert. Diese Reihe ist nach Umklappen des Einzelsitzes in der zweiten Reihe zugänglich. Wie im Kino ist die Position der Reihen ansteigend. Das wird besonders Kinder freuen, weil sie einen besseren Überblick haben. Bis 2.239 Liter Stauvolumen Praktisch: In die hinteren Türen sind Schiebefenster integriert. Spötter meinen zwar, dass diese an einen Würstchen-Verkaufswagen erinnern, aber den Fondpassagieren ermöglicht es mit Passanten zu sprechen, ohne die große Tür öffnen zu müssen. Je weniger Leute, desto mehr Platz fürs Gepäck: Der Stauraum vergrößert sich von einem kaum nennenswerten Volumen auf 560 Liter mit fünf Sitzen bis zu immerhin 2.239 Liter, wenn nur der Fahrer im Wagen sitzt. Nüchtern, aber pflegeleicht Weiter vorn geht es ebenfalls nicht ungemütlich zu: Fahrer und Beifahrer sitzen relativ bequem. Prima: Es gibt genügend Ablagen und Staufächer für die vielen kleinen Utensilien, die sonst ziellos im Wagen umherkullern. Zugegeben: Das Cockpit kommt von der Materialanmutung und der nüchternen Gestaltung her einem Nutzfahrzeug nahe. Auch das Handschuhfach ohne Deckel erinnert mehr an seinen eigentlich Zweck – nämlich Arbeitshandschuhe schnell zu verstauen. Aber das macht erstens auch das besondere Flair dieses Wagens aus und zweites ist es pflegeleicht. Und wer kennt nicht die Mühen, nach einem Drive-in-Besuch am Schnellrestaurant mit mehreren Freunden, das Armaturenbrett wieder sauberzukriegen?

Fahren wie einen PKW Der Caddy Life lässt sich, mit einigen Abstrichen, wie ein moderner PKW fahren. Das verwundert nicht, schließlich steckt ja jede Menge Golf im Caddy. Das Kurvenverhalten ist wegen dem doch vergleichsweise hohen Aufbau zwar mit Verneigungen nach links und rechts verbunden. Doch sobald es brenzlig wird, greift das optionale ESP sichernd ein. Serienmäßig an Bord sind übrigens das ABS und ein Antriebsschlupf-Regel-System, das auch in die Motorsteuerung eingreift. Vier Motoren zur Wahl Der 1,9-Liter-Turbodiesel-Motor ist ein typisch drehmomentstarker Vertreter der Pumpe-Düse-Mannschaft von VW: Durchzugswillig und drehfreudig schickt das 104-PS-Aggregat den Caddy auf die Reise. 13,3 Sekunden dauert der Sprint auf Tempo hundert, die Spitze ist bei 166 km/h erreicht. Angeboten werden außerdem ein Zweiliter-Saugdiesel mit 70 PS, ein 75 PS starker 1,4-Liter-Benziner sowie ein 102 PS leistender 1,6-Liter-Ottomotor. Ab 14.993 Euro Der Caddy Life ist für einen Preis ab 14.993 Euro mit 1,4-Liter-Benziner mit 75 PS zu haben. Das von uns getestete Modell mit 1.9 TDI-Motor kostet ab 18.158 Euro. Hinzu kämen Extras wie die Klimaanlage für 1.189 Euro, das ESP für 389 Euro, die Aluräder für 557 Euro, oder ein Radio mit CD-Player für 168 Euro. Optional ist gegen Aufpreis von 2.308 Euro ein Navigationssystem mit Farbdisplay zu haben. Der Grundpreis klingt im ersten Moment sicherlich viel. Doch im Vergleich mit beispielsweise dem Touran (ab 20.275 Euro), dem Citröen Jumpy Kombi (als Achtsitzer ab 21.773 Euro) oder dem Peugeot Expert Kombi (als Achtsitzer ab 20.390 Euro) ist der Caddy Life schon wieder günstig.
Technische Daten
Antrieb:Front
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihenmotor, quer eingebaut
Hubraum:1.896
Anzahl Ventile:2
Anzahl Zylinder:4
Leistung:77 kW (104 PS) bei UPM
Drehmoment:250 Nm bei 1.900 UPM
Preis
Neupreis: 18.160 € (Stand: August 2004)
Fazit
Der neue Caddy Life ist ein Fahrzeug, dass das typische Flair vom alten VW Bus nicht ersetzen kann. Dafür ist er als Neuwagen für Führerschein-Frischlinge zu teuer. Junge Leute werden sich wohl wie bisher nach Lehrabschluss oder Abi (sehr) gebrauchte Bullys kaufen, um ihre Abenteuerreisen zu beginnen. Der Caddy Life bleibt Großfamilien, solventen Hobby-Sportlern mit viel Equipment und Putzkolonnen vorbehalten, die damit bequem zu siebt vorwärts kommen. Ideal scheint sich der Caddy Life für Menschen zu eignen, die einen eher flexiblen Wagen suchen, um bei Bedarf ihre Hobbyutensilien genauso gut transportieren zu können wie sechs Leute zusätzlich. Und noch ein Aspekt zählt für den Caddy Life: Für sein Geld bekommt man auf jeden Fall einen Volkswagen mit seinen Vorzügen wie einer leichten Bedienbarkeit, einer sauberen Verarbeitung und einem durchzugsstarken Turbo-Dieselmotor. Also dann: Surfbrett aufs Dach und ab in den Süden. (hd)

Quelle: auto-news, 2004-08-10

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