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Testbericht

Stefan Grundhoff, 13. Dezember 2010
Wer beim Namen Volvo an kantige Schwerlast-PKW ohne Fahrdynamik und Eleganz denkt, ist von vorgestern. Die Schweden gehören mittlerweile dem chinesischen Geely-Konzern und setzen mehr denn je auf Sportlichkeit und skandinavischen Individualismus.

Mit dem S60 beginnt für Volvo ein neues Zeitalter. Die China-Schweden, lange Jahre im Ford-Winterschlaf, sind zu neuem Leben erwacht. Frisches Geld, neue Technik und cooles Design spülen den neuen Schweden in die erste Reihe des Premiumsegments. Endlich nehmen die Skandinavier den harten Konkurrenzkampf in der Mittelklasse an; wollen sich gegen die bekannt starken deutschen Hersteller effektvoll in Szene setzen. Mit Sicherheitstechnik allein lässt sich kein Blumentopf gewinnen, denn hier punkten mittlerweile viele. Doch wie es sich für einen Volvo gehört, ist der S60 neben aller Designraffinesse ein echtes Sicherheitsmobil. Abstandstempomat, Überhol- und Spurhalteassistent sowie ein wachsames Auge, das in der Innenstadt bei Gefahr sogar eine Notbremsung einleitet, werden geboten.

Das sorgt für ein gutes Gefühl und einen bisweilen genervten Fahrer. Denn es blinkt und piepst, dass unkundige Mitfahrer bisweilen das Gefühl haben, der Pilot wäre nicht in der Lage, ein Auto zu fahren. Zu spät geblinkt, zu nah aufgefahren – der Volvo lässt einen an seinen zahlreichen gut gemeinten Sicherheitsgedanken mit Tönen aller Art stets teilhaben – oft ohne nachvollziehbaren Grund. Zum Glück können die Assistenzsysteme bei Nichtgefallen einfach ausgeschaltet werden. Das kostet Sicherheit; bringt aber mehr Ruhe ins Cockpit.

Doch der 4,63 Meter lange Volvo S 60 hat weit mehr als ein komplettes Sicherheitspaket zu bieten. Er sieht gut aus, macht jede Menge Spaß und schlägt sich insbesondere auf längeren Strecken prächtig. Ein Garant ist der komfortable Innenraum mit bequemen Sitzen, die sich eindrucksvoll verstellen lassen. Nach wir vor gibt es leichtes Verbesserungspotenzial bei Oberschenkelauflage und Seitenhalt. Prächtig gemacht hat sich in den letzten Jahren der Volvo-Innenraum. Anders als viele andere bekennen sich die China-Schweden unnachgiebig zu vielen Schaltern und Knöpfen. Diese sind vorbildlich beleuchtet und machen sich auch optisch gut. Das Platzangebot ist vorne trotz breiter Mittelkonsole gut und auch im Fond lässt es sich mit zwei Erwachsenen bequem reisen. Allein die Sitzbank ist allzu tief. Zudem ist Rundumsicht in dem Schweden nur mäßig. Überraschend klein präsentiert sich der Laderaum. Ungewöhnlich für diese Fahrzeugklasse fasst das Heckabteil gerade einmal 380 Liter. Die Konkurrenz bietet derweil zwischen 70 und 100 Liter mehr. Immerhin gibt es gute Noten für die niedrige Ladekante und die umklappbare Rückbank.

Auch wenn in der Fernsehwerbung ein Rennfahrer mit einer Schleuderkehre das Wasserglas gekonnt zu Fall bringt und in voller Fahrt rückwärts einen Autotransporter erklimmt, ist die Abstimmung komfortabel, aber nicht zu weich. Nervig ist der riesige Wendekreis von rund zwölf Metern, der bauartbedingt kaum zu erklären ist. Die Lenkung könnte etwas direkter sein und beim Fronttriebler lassen sich die Antriebskräfte im Steuer kaum überspielen. Auf rutschiger Fahrbahn zucken und zerren die 420 Nm schon einmal vehement am Steuer – gerade wenn es in die Kurve geht. Bei den beiden Topmodellen, dem 205-PS-Diesel und dem 304 Benzin-PS, ist der Allradantrieb eine sinnvolle Variante. Der Benziner ist damit serienmäßig unterwegs. Beim D5 hat man die Wahl.

Das Motorenangebot des 1,7 Tonnen schweren Volvo S 60 ist ausreichend groß. Das beste Paket bietet die Top-Dieselmotorisierung D5. Mit 151 KW / 205 PS geht der 2,4 Liter große Fronttriebler mit seinem typischen Fünfzylinder-Klang nach einem spürbaren Turboloch bullig voran und nutzt sein maximales Drehmoment von 420 Nm souverän aus, aus dem der Fahrer ab 1.500 Touren ausgiebig schöpfen kann. Nicht nur das große Drehmoment empfiehlt die optionale Sechsgang-Automatik, die den Fahrkomfort nicht nur im Innenstadtverkehr spürbar steigert. Die Fahrleistungen sind mit 0 auf 100 km/h in knapp acht Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h auf klassenüblichem Niveau. So angenehm sich die Automatik auch fährt, so sehr macht sich diese beim Kraftstoffverbrauch bemerkbar. Bereits der Normverbrauch ist mit 6,3 zu 5,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern deutlich höher. Im Praxistest verbrauchte der D5-Fronttriebler 7,9 Liter Diesel – das ist zu viel. Regenerative Bremsen oder eine Start-Stopp-Automatik fehlen im Öko-Paket.

Wer sich für den Volvo S60 entscheidet, kann nicht nur zwischen vier Benzinern und zwei Dieselversionen entscheiden. Zudem gibt es mit Basis, Kinetic, Momentum und Summum vier Ausstattungsvarianten, die das Angebot unübersichtlich machen. Die Preise beginnen bei 27.000 Euro für 150 PS-Benziner. Der Turbo-Benziner S60 2.0 T ist ab 31.750 Euro erhältlich und der D5 kostet als Fronttriebler 33.950 Euro. Wer die sinnvolle Kombination aus Allradantrieb und Getriebeautomatik ergänzt, drückt den Grundpreis auf 38.550 Euro. Das rund 3.500 Euro teure Momentum-Paket sollte es zudem schon sein. Das sinnvolle Sicherheitspaket mit Abstandstempomat, Totwinkel-Assistent und Müdigkeitswarner schlägt nochmals mit 1.950 Euro zu Buche.

Serienmäßig sind allein Airbags, ESP, ABS sowie das City Safety System. Es bremst das Auto bei einem Tempo bis 30 Km/h automatisch ab, wenn ein Auffahrunfall droht. Mit dem S60 bietet Volvo den wohl besten Volvo aller Zeiten. Gerade in Sachen Fahrdynamik, Assistenzsysteme und Design wurde deutlich nachgelegt. Doch die stattlichen Preise, ein kleinere Kofferraum und eine schwache Serienausstattung in den Basisvarianten ist alles andere als zeitgemäß.

Quelle: Autoplenum, 2010-12-13

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