Volkswagen T2 - Der Dauer-Bully
Testbericht
Er läuft und läuft und läuft - und kommt von Volkswagen. Nicht nur der Käfer hat bei den Wolfsburgern Kultstatus eingefahren. Der VW T2, den alle nur Bully nennen, wird in Brasilien noch immer gebaut - als VW Kombi.
Können diese Kulleraugen lügen? Rundliche Formen, große Glasflächen und ein Design, was jeder seit seinen Kindertagen kennt - der VW Bully ist seit Jahrzehnten ein Liebling der Massen. Für dienen war er Lastesel, für andere Wohnmobil und die nächsten der erste Schritt in die Freiheit. Während in Europa längst die fünfte Generation des VW Transporters mit Preisen von bis zu 70.000 Euro die Preisskala sprengt, wird der Volkswagen T2 noch immer gebaut. Im brasilianischen VW-Stammwerk im Südwesten von Sao Paulo tuckert der Bully nach wie vor munter vor sich hin. Seinen charakteristischen Boxerklang hat der schneeweiße Bully dabei verloren. Doch abgesehen von der wenig schmuckvollen Kühlerblende zwischen den Kulleraugen ist fast alles beim Alten geblieben. Seinen Name: VW Kombi. Die einzige Farbe: weiß.
Man sitzt im T2 wie bei uns in den 60er und 70er Jahren hoch zu Ross und hält ein Lenkrad in Händen, dessen üppiger Durchmesser mindestens genauso ungewöhnlich ist wie die Neigung. Einmal im Leben Busfahrer - nur eben in einem kleinen Bus. Das Cockpit ist kaum als karg zu bezeichnen. Außer dem Tachometer, ein paar Blinkleuchten und einer LCD-Anzeige für den Kilometerstand gibt es nicht viel. Zwei Lichtschalter und ein Lüftungsregler - Radio, Heizung oder irgendwelche elektrischen Helfer? Nicht die Spur. Stattdessen sticht zwischen den Beinen die Lenksäule steil nach oben und auch bei den winseldünnen Türen muss man kurz nach dem Erklimmen des T2-Throns kurz an einen Unfall denken.
Die Sitze lassen sich nicht nennenswerte verstellen. Wenn auf allen drei Frontsitzen Erwachsene Platz genommen haben sollten, wird es zumindest kuschelig. Der graue Sitzbezug mit Testbildmuster findet sich auch auf den beiden Sitzbänken hinten wieder. Rund 30 Zentimeter neben der selbstmörderischen Lenksäule befindet sich die zweite, kaum kalkulierbare Gefahrenquelle des Volants. Diesen Schalthebel hätte Hochspringer Sergej Bubka einst für seine Rekordsprünge missbrauchen können. 2006 legte Volkswagen do Brasil den T2 neu auf, nachdem er über die Jahrzehnte zuvor nie aus dem Programm verschwunden war. Lange Zeit hatte man eine Mischlösung aus dem 1967 ausgelaufenen T1 und seinem Nachfolger T2 auf die brasilianischen Straßen geschickt. Auf den unwegsamen Pisten von Sao Paulo, Rio de Janeiro oder Brasilia ist der T2 eine feste Größe im Straßenbild.
Der brandneue VW T2 fährt sich - abgesehen vom fehlenden Boxerklang und den damit verbundenen Auspuffknallern beim Ausdrehen - wie ein alter Bekannter, den man schon viel zu lange vermisst hat. Die Lenkung ist schwergängig, der Wendekreis gigantisch und nicht nur bei den gigantischen Hügeln zur Verkehrsberuhigung kommt das aus den 50er Jahren stammende Fahrwerk des Bullys an seine allzu engen Grenzen. Unschlagbar ist die Übersicht, denn wo die Scheiben enden, ist auch beim 4,51 Meter langen Auto Schluss. Gewohntermaßen gibt es am Heck zwei Klappen. Hinter der oberen kann man den hoch gelegenen Laderaum erreichen. Vor dem Laderaum lassen sich beiden Sitzbänke keinesfalls problemlos umklappen. Wer mehr Platz braucht, muss die Sitze mit rund einem Dutzend Schrauben ausbauen und in der Garage lagern. So war das nun einmal in den unsteten 60er und 70er Jahren. Dann stehen aber auch über 4.800 Liter Stauraum und eine Tonne Zuladung zur Verfügung. Deutlich mehr Wünsche lässt die Sicherheitsausstattung offen. Vorne gibt es Gurte und Kopfstützen. Doch das war es auch schon. ABS, ESP, Gurte oder Kopfstützen hinten - nichts von alledem.
Unter der zweiten Klappe dröhnt das Triebwerk. Statt des blubbernden und bollernden Boxers arbeitet hier ein 1,4 Liter großer Reihenvierzylinder mit 78 PS und 125 Nm maximalem Drehmoment. Die 1,3 Tonnen Leergewicht und die wenig ausgeklügelte Aerodynamik des Hecktrieblers verhindern, dass sich die Fahrleistungen nennenswert von denen abheben, als der T2 Ende der 70er Jahren in unseren Breiten auslief. Wer es drauf anlegt, schafft den Spurt 0 auf Tempo 100 in knapp 17 Sekunden. Vier nicht immer leicht einzulegende Gänge - mehr gibt es nicht. Zur Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h gehört zumindest auf den schlechten brasilianischen Pisten ein gutes Stück Mut. Ansonsten ist man unterhalb von 100 km/ besser aufgehoben. Wie in Brasilien üblich können Benzin und Ethanol ganz nach Gusto getankt werden. Der Verbrauch: rund zehn Liter.
Die Legende vom VW T2 lebt noch einige Zeit weiter. Mindestens bis Ende 2013 soll der in Brasilien umgerechnet 17.000 Euro teure Lastesel weiter gebaut werden. Dann machen ihm wohl strengere Vorschriften bei Abgas- und Crashverhalten den Garaus. Einige Firmen importieren den Legenden-Bully mittlerweile nach Europa und hauchen ihm hier mit einer Einzelabnahme einen neuen Odem ein. Doch auch damit dürfte bald Schluss sein.
Können diese Kulleraugen lügen? Rundliche Formen, große Glasflächen und ein Design, was jeder seit seinen Kindertagen kennt - der VW Bully ist seit Jahrzehnten ein Liebling der Massen. Für dienen war er Lastesel, für andere Wohnmobil und die nächsten der erste Schritt in die Freiheit. Während in Europa längst die fünfte Generation des VW Transporters mit Preisen von bis zu 70.000 Euro die Preisskala sprengt, wird der Volkswagen T2 noch immer gebaut. Im brasilianischen VW-Stammwerk im Südwesten von Sao Paulo tuckert der Bully nach wie vor munter vor sich hin. Seinen charakteristischen Boxerklang hat der schneeweiße Bully dabei verloren. Doch abgesehen von der wenig schmuckvollen Kühlerblende zwischen den Kulleraugen ist fast alles beim Alten geblieben. Seinen Name: VW Kombi. Die einzige Farbe: weiß.
Man sitzt im T2 wie bei uns in den 60er und 70er Jahren hoch zu Ross und hält ein Lenkrad in Händen, dessen üppiger Durchmesser mindestens genauso ungewöhnlich ist wie die Neigung. Einmal im Leben Busfahrer - nur eben in einem kleinen Bus. Das Cockpit ist kaum als karg zu bezeichnen. Außer dem Tachometer, ein paar Blinkleuchten und einer LCD-Anzeige für den Kilometerstand gibt es nicht viel. Zwei Lichtschalter und ein Lüftungsregler - Radio, Heizung oder irgendwelche elektrischen Helfer? Nicht die Spur. Stattdessen sticht zwischen den Beinen die Lenksäule steil nach oben und auch bei den winseldünnen Türen muss man kurz nach dem Erklimmen des T2-Throns kurz an einen Unfall denken.
Die Sitze lassen sich nicht nennenswerte verstellen. Wenn auf allen drei Frontsitzen Erwachsene Platz genommen haben sollten, wird es zumindest kuschelig. Der graue Sitzbezug mit Testbildmuster findet sich auch auf den beiden Sitzbänken hinten wieder. Rund 30 Zentimeter neben der selbstmörderischen Lenksäule befindet sich die zweite, kaum kalkulierbare Gefahrenquelle des Volants. Diesen Schalthebel hätte Hochspringer Sergej Bubka einst für seine Rekordsprünge missbrauchen können. 2006 legte Volkswagen do Brasil den T2 neu auf, nachdem er über die Jahrzehnte zuvor nie aus dem Programm verschwunden war. Lange Zeit hatte man eine Mischlösung aus dem 1967 ausgelaufenen T1 und seinem Nachfolger T2 auf die brasilianischen Straßen geschickt. Auf den unwegsamen Pisten von Sao Paulo, Rio de Janeiro oder Brasilia ist der T2 eine feste Größe im Straßenbild.
Der brandneue VW T2 fährt sich - abgesehen vom fehlenden Boxerklang und den damit verbundenen Auspuffknallern beim Ausdrehen - wie ein alter Bekannter, den man schon viel zu lange vermisst hat. Die Lenkung ist schwergängig, der Wendekreis gigantisch und nicht nur bei den gigantischen Hügeln zur Verkehrsberuhigung kommt das aus den 50er Jahren stammende Fahrwerk des Bullys an seine allzu engen Grenzen. Unschlagbar ist die Übersicht, denn wo die Scheiben enden, ist auch beim 4,51 Meter langen Auto Schluss. Gewohntermaßen gibt es am Heck zwei Klappen. Hinter der oberen kann man den hoch gelegenen Laderaum erreichen. Vor dem Laderaum lassen sich beiden Sitzbänke keinesfalls problemlos umklappen. Wer mehr Platz braucht, muss die Sitze mit rund einem Dutzend Schrauben ausbauen und in der Garage lagern. So war das nun einmal in den unsteten 60er und 70er Jahren. Dann stehen aber auch über 4.800 Liter Stauraum und eine Tonne Zuladung zur Verfügung. Deutlich mehr Wünsche lässt die Sicherheitsausstattung offen. Vorne gibt es Gurte und Kopfstützen. Doch das war es auch schon. ABS, ESP, Gurte oder Kopfstützen hinten - nichts von alledem.
Unter der zweiten Klappe dröhnt das Triebwerk. Statt des blubbernden und bollernden Boxers arbeitet hier ein 1,4 Liter großer Reihenvierzylinder mit 78 PS und 125 Nm maximalem Drehmoment. Die 1,3 Tonnen Leergewicht und die wenig ausgeklügelte Aerodynamik des Hecktrieblers verhindern, dass sich die Fahrleistungen nennenswert von denen abheben, als der T2 Ende der 70er Jahren in unseren Breiten auslief. Wer es drauf anlegt, schafft den Spurt 0 auf Tempo 100 in knapp 17 Sekunden. Vier nicht immer leicht einzulegende Gänge - mehr gibt es nicht. Zur Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h gehört zumindest auf den schlechten brasilianischen Pisten ein gutes Stück Mut. Ansonsten ist man unterhalb von 100 km/ besser aufgehoben. Wie in Brasilien üblich können Benzin und Ethanol ganz nach Gusto getankt werden. Der Verbrauch: rund zehn Liter.
Die Legende vom VW T2 lebt noch einige Zeit weiter. Mindestens bis Ende 2013 soll der in Brasilien umgerechnet 17.000 Euro teure Lastesel weiter gebaut werden. Dann machen ihm wohl strengere Vorschriften bei Abgas- und Crashverhalten den Garaus. Einige Firmen importieren den Legenden-Bully mittlerweile nach Europa und hauchen ihm hier mit einer Einzelabnahme einen neuen Odem ein. Doch auch damit dürfte bald Schluss sein.
Quelle: Autoplenum, 2012-11-02
Getestete Modelle
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