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Testbericht

Stefan Zaumseil / Stefan Grundhoff, 27. Januar 2008
Junge Familien oder trendiger Single – wer begeistert sich heute nicht für einen SUV? Gerade die Importeure haben sich ein gutes Stück vom Kuchen gesichert. Bei Modellen wie dem Honda CR-V und dem Hyundai Santa Fe werden viele schwach. Doch wer ist besser? Benziner oder Diesel?

Angenehm zu fahren, hohe Sitzposition, viel Platz und Allradantrieb wenn man ihn gerade braucht - das sind die Antworten, wenn man SUV-Fahrer nach dem Grund für ihren Kaufentscheid befragt. Hyundai Santa Fe und Honda CR-V sind beide nicht mehr ganz neu und wurden jüngst durch Modellpflegen aufgepeppt. Honda spielt die sportliche Karte, Hyundai setzt auf günstigen Preis und viel Komfort. Der erste Eindruck ist bei beiden Allradstrategen ein ordentlicher. Gerade die Modellüberarbeitungen haben ihnen gut getan. Der Santa Fe zeigt sich vielleicht eine Spur eleganter und hebt sich mit seinem unverändert eigenständigen Karosseriedesign ab. Durch die Taillierung und die markante Front sind es fast barocke Formen. Anders der Honda CR-V. Er macht auch optisch keinen Hehl aus seinen sportlichen Ambitionen, wirkt deutlich dynamischer und knackiger. Wie beim Hyundai wirken die Alufelgen in den mächtigen Radhäusern fast verloren. Fakt ist: Mit breiten Pneus sehen beide SUVs eine ganze Ecke stimmiger aus.

Ganz bewusst soll es auch um einen Vergleich der Antriebe gehen. Einen variablen Allradantrieb bieten beide. Doch bei der Motorisierung gehen es auseinander. Auch den CR-V gibt es mittlerweile mit einem prächtigen 140-PS-Diesel - doch viele Honda-Kunden bleiben der hauseigenen Benzin-Philosophie treu. So arbeitet im Vorderwagen des Japaners ein Benzinaggregat mir zwei Litern Hubraum und variabler Ventilsteuerung. Macht unter dem Strich 110 kW/150 PS und 192 Nm. Aus dem Drehzahlkeller ist honda-typisch nicht viel zu holen. Die größte Leistung gibt es bei 6.500 U/min und das maximale Drehmoment liegt bei 4.000 Touren an. So will der CR-V auch gefahren werden. Im mittleren und hohen Drehzahlbereich fühlt er sich wohl. Der Vierzylinder klingt angenehm - und dann stimmen auch die Fahrleistungen. Doch viele Honda-Piloten würden sich mehr Leistung wünschen. Die Höchstgeschwindigkeit von knapp 180 km/h erreicht der CR-V nur unter großen Mühen. Und auch bei kurzen Spurts gibt es viel Arbeit für die rechte Hand. Gerade bei längeren Autobahnfahrten vermisst man einen sechsten Gang. Das merkt man auch beim Verbrauch. Honda versprach 9,0 Liter Super auf 100 km. Im Praxistest war der Durst nicht zu bändigen – im Durchschnitt kamen wir auf 12,9 Liter. Das ist trotz Winterreifen für 150 PS und 1,6 Tonnen Leergewicht schon indiskutabel.

Der Hyundai Santa Fe hat einen ganz anderen Charakter. Er ist mit einem deutlich weniger trinkfreudigen Dieselmotor ausgestattet. Doch 83 kW/113 PS sind zu wenig, um den Koreaner zügig bewegen zu können. Schließlich wiegt der Santa Fe rund 1,8 Tonnen - und unter 150 PS sollte man auch in der Dieselklasse nicht bestückt sein. Immerhin lässt sich bereits aus niedrigen Drehzahlen etwas bewegen. Wenn der laute Hyundai seine latente Anfahrschwäche erst mal überwunden hat, geht es zunächst zügig zur Sache. Bei 2.000 U/min stehen 255 Nm zur Verfügung. Trotz deutlich weniger Leistung schafft er rund 170 km/h. Allein beim Spurtvermögen hat er gegen den CR-V keine Chance. Dafür gewinnt er die Verbrauchswertung haushoch. Statt der zugesagten 7,1 waren es zwar auch gut neun Liter Diesel – aber kein Vergleich zu dem durstigen Kollegen. Leider vermissen wir nach wie vor Euro-4 und einen Partikelfilter. Das gehört heute einfach dazu.

Auch beim Allradantrieb lässt der Hyundai den Honda überraschend hinter sich. Beide sind mit 20 cm Bodenfreiheit ohnehin nichts für den harten Geländeeinsatz - doch auf schneebedeckten Straßen macht der Santa Fe den besseren Eindruck. Drehen die Vorderräder durch, wird ein Teil der Kraft automatisch an die Hinterräder übertragen. So gab es auch im heftigen Schneegestöber von Obertauern keine großen Probleme beim Vortrieb am Berg. Hier tat sich der Honda deutlich schwerer. Er fährt sich wie ein echter Fronttriebler und es dauert zu lange, bis die Kraft per Dual-Pump-System im Bedarfsfall nach hinten transferiert wird. Beim Fahrwerk sieht der Vergleich ganz anders aus. Der CR-V fährt sich dynamisch und wirkt wie ein sportlicher Kombi. Leichte Wank- und Nickbewegungen sind konstruktionsbedingt und halten sich im Rahmen. Die Bremsen arbeiten ebenso wie die Lenkung ordentlich. Es macht Spaß, den 4,64 Meter langen Allradler zu bewegen. Der Hyundai macht eher auf Gleiter und fährt sich recht träge. Sein Hauptmarkt sind die USA - und so ist er auch abgestimmt. Die Feder-/Dämpferabstimmung ist zu weich. Und die Karosserie neigt sich in schnellen Kurven spürbar. Auch die Bremsen würde man sich bissiger wünschen.

Im Innenraum bieten beide viel fürs Geld. Die Ledersitze der höherwertigen Versionen sind bequem und haben guten Langstreckenkomfort. Die Armaturenbretter sind übersichtlich und leicht zu bedienen. Jedoch nerven bei Dunkelheit schlecht beleuchtete Schalter, zum Beispiel an Lenkrad und Fensterhebern. Neben der Lichtbedienung am Blinkerhebel stört jeweils, dass sich die Lenkräder nur unzureichend verstellen lassen. Eine mehrstufige Sitzheizung oder Komfortschaltungen für Fensterheber rundum sind anderswo auch schon ein paar Jahre auf dem Markt. Das Platzangebot ist dagegen ordentlich. Fünf Personen finden auch samt Gepäck problemlos Platz. Der Honda CR-V schluckt 527 bis 952 Liter Gepäck und erfreut mit einer praktisch verschiebbaren Rückbank. Die lässt sich beim Hyundai nur umklappen. Hier gibt es Platz für 469 bis 1.473 Liter.

Bleibt noch der Preis. Der Honda CR-V 2.0i Executive kostet ab 29.240 Euro. Dafür sind unter anderem beheizte Ledersitze, ESP und zahlreiche Airbags serienmäßig. Das Travel-Paket bietet für 2.600 Euro ein DVD-Navigationssystem und abgedunkelte Scheiben hinten. Der Hyundai Santa Fe 2.0 CRDi GLS kostet mit vergleichbarer Ausstattung 27.740 Euro. Jedoch bleibt unter anderem ESP außen vor. Bleibt als Fazit: Der Honda CR-V ist das bessere Auto. Doch der mächtige Verbrauch, ein schlapper Allradantrieb und der hohe Grundpreis machen das Rennen am Ende eng. Trotzdem reicht es für den Honda, um knapp vor dem Hyundai ins Ziel zu kommen. Der Japaner hat klare Vorteile bei Fahrdynamik und Variabilität. Der Hyundai bietet viel Auto für wenig Geld – muss bei seinen Dieselmotoren jedoch nacharbeiten. Mehr Leistung, Euro-4 und ein Partikelfilter sind unumgänglich.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-27

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