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Testbericht

Peter Weißenberg/SP-X, 24. Juni 2021
SP-X/München. Es rumpelt irgendwo von rechts hinten. Es knirscht ganz merkwürdig beim Durchfahren des engen Kurvenradius von knapp zehn Metern. Und beim Aussteigen quietschen die Türen leicht. Aber das spielt nun wirklich keine Rolle. Denn dieses Auto ist ein Schwerarbeiter.Vom Beifahrersitz dieses Prototypen des Elektro-Vans Sion ermuntert Markus Volmer, trotz der beunruhigenden Geräusche noch etwas zackiger die Kurven des kleinen Testparcours nördlich von München zu nehmen: „Der ist es gewohnt, gequält zu werden”, sagt der Chefentwickler beim Newcomer Sono Motors. Dass der 4,31 Meter lange Wagen so ächzt im Gebälk, das liege eben an den vielen Tausend Testkilometern auf dem Buckel – und daran, dass etwa die Säulen auf dem Aluminiumrahmen der Bodenplatte noch aufgeschraubt sind statt verschweißt wie in der Serie.Bis zum Serienstart ist es zwar noch ein gutes Jahr hin, aber auch dieses Auto ist schon recht nah an dem Wagen, für den mehr als 13.000 Menschen aus ganz Europa unbesehen im Schnitt 3.000 Euro Anzahlung auf die avisierten 25.500 Euro Kaufpreis geleistet haben. Vor allem hat der Test-Sono bereits alle wesentlichen Ausstattungsdetails, die das Produkt des Münchner Startups zu einer Einzelerscheinung in der Flut neuer Elektroautos machen werden.Das ist bereits auf dem 10-Zoll-Display auf der Mittelkonsole zu sehen, als der Sono aus der großen Testhalle in den strahlenden Sonnenschein fährt. Das Einganggetriebe lässt den Sion flott voran surren, das Bremspedal wird dank kräftiger Rekuperation kaum gebraucht. 290 Newtonmeter Drehmoment und 120 kW/163 PS lassen die elektro-übliche Fahrlaune aufkommen.Aber um die Fahrleistungen bis zu den abgeregelten 140 Stundenkilometern V-Max geht es sicher ohnehin den wenigsten Sion-Interessierten. Also zurück zum Zentraldisplay: Dort ist der Wagen schematisch von oben zu sehen – und auf Haube, Dach und den Seitenflächen leuchten jetzt gelb die Kilowatt: jene nämlich, die Solarzellen überall dort wieder in die Batterie laden.Die Solarpanels sind der ganze Stolz der Entwickler. Sono-Mitgründer und Chef Laurin Hahn rechnet denn auch vor, dass in einer durchschnittlich sonnigen deutschen Woche die 248 Kollektoren die Reichweite des Fahrzeugs um 112 Kilometer erhöhen. An sonnigen Sommertagen sind sogar 245 Kilometer drin. Beim Wechsel der Fahrstrecke zwischen schattigen und sonnigen Wegen ist auch in Echtzeit abzulesen, wie der kW-Fluss in die Batterie schwankt.Die Solarfunktion ist damit anders als bei anderen Anbietern nicht nur eine Möglichkeit, im Stand den Innenraum zu klimatisieren. Ein großstädtischer Pendler mit den dort üblichen durchschnittlich 16 Kilometern täglicher Strecke kann dadurch die ganze Woche ins Büro und zurück, ohne den Akku einmal nachzuladen. Interessant für Laternenparker, die auch im Job keine Ladebuchse haben.„Bei solcher Nutzung muss die Batterie im Boden auf 1.000 Kilometer nur einmal geladen werden”, sagt Hahn. Die vielfach patentierte Technik der Solarpanele ist das zweite Standbein für Sono Motors. Die superleichten Kunststoff-Zellen, die nahtlos mit den Polycarbonat-Karosserieteilen verbacken sind, hat das Unternehmen auch schon an Produzenten von Bahnen, Schiffen oder Lkw verkauft. Auch MAN plant, bald Transporter mit Zellen zu beplanken.Für den Normalfahrer zählt aber natürlich die Praktikabilität. Viel Mühe, sich bei der Auswahl zu orientieren, hat er beim Sion nicht: Das Auto gibt es in genau einer Ausführung – und die ist immer schwarz. „Wie früher beim Ford T-Model”, sagt Hahn. Früher, das war übrigens 1908. Das T-Model war 20 Jahre lang ein Bestseller.Damit der Sion in so große Fußstapfen treten kann, reicht der Billigpreis für einen ausgewachsenen Kompaktvan allein nicht. LED-Scheinwerfer, Sitzheizung vorne, Klimaautomatik und vernetztes Infotainment sind für den Preis ebenso drin wie ein adaptiver Tempomat, Spurhalteassistent und weitere Sicherheitsfeatures. In der Serie wird der Sion übrigens noch einmal 16 Zentimeter länger, damit der Vorderwagen auch ganz sicher die Anforderungen eines Crashtests erreicht.Ebenfalls nachgelegt haben die Macher noch bei der Batterie. Sie wird nun 54 kWh statt bisher 33 fassen und die Reichweite von 255 auf bis zu 305 Kilometer erweitern – ohne den Solarbonus. Geladen wird mit bis zu 75 kW. Bidirektionales Laden beherrscht der Van auch.Die Sion-Macher sagen selbst, dass es noch eine Menge Arbeit gibt, bis Anfang 2023 die ersten Kundenfahrzeuge aus den Hallen der früheren Saab-Fabrik im schwedischen Trollhättan rollen. Reichlich Feinschliff brauchen etwa noch Nähte und Fugen der Kunststoffbeplankung. Der mit 1,66 Meter Höhe sehr luftige Fünfsitzer fasst sich zwar auch im Interieur des Prototyps schon ganz kommod an – aber noch mit einem bunten Mix aus Schaltern, die wohl bei Peugeot oder VW schon ein erstes Leben hatten. Auch die Ladekante des 650 Liter-Kofferraums (1.100 Liter mit umgeklappter 60:40-Rückbank) ist noch reichlich hoch. Doch auch hier sollen noch rund vier Zentimeter bis zum Finale gesenkt werden.Dann wird wohl auch ein Problem beseitigt sein, dass im Prototyp das Vergnügen an schönem Wetter deutlich trübt: Der Monitor in der Mitte spiegelt in der gegenwärtigen Neigung bei Sonnenschein ziemlich deutlich. Da müssen die Macher noch nachbessern. Aber mit den Eigenschaften der Sonne kennen sie sich ja aus.Der Münchener Autobauer Sono Motors bringt gerade sein erstes Produkt auf die Zielgerade. Der Sion kann dank Solarzellen vor allem städtischen Pendlern mit schmalem Geldbeutel etwas bieten, was noch kein anderes Elektroauto hat.
Fazit
Der Münchener Autobauer Sono Motors bringt gerade sein erstes Produkt auf die Zielgerade. Der Sion kann dank Solarzellen vor allem städtischen Pendlern mit schmalem Geldbeutel etwas bieten, was noch kein anderes Elektroauto hat.

Quelle: Autoplenum, 2021-06-24

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