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Testbericht

8. Dezember 2009
Zossen, 8. Dezember 2009 - Lautstark setzt sich der Toyota Land Cruiser Pick-up der Baureihe FJ45 in Bewegung. Das über vier Jahrzehnte alte Gefährt ist innen zwar spartanisch eingerichtet, zieht aber kräftig vorwärts, 115 Benziner-PS aus 3,9 Liter Hubraum machen es möglich. Noch heute trifft man die historischen Geländewagen in Asien und Afrika an, vor einigen Jahren schaffte es ein moderner Land Cruiser sogar bis zum Nordpol. Soweit werden die Käufer des brandneuen Land Cruiser sicher nicht fahren. Wir haben die jüngste Ausgabe unter die Lupe genommen. Gelungene Weiterentwicklung Äußerlich verzichtet Toyota beim neuen Land Cruiser der so genannten 150er-Serie auf große Umwälzungen. Stattdessen wurde die Optik des Vorgängermodells weiterentwickelt, was man an der Frontpartie und dem Heck erkennt. Geblieben sind die ausgeprägten Kotflügel und der mächtige, chromverzierte Kühlergrill. Auf letzteren muss die Basisversion aber verzichten. Die Abmessungen des Fahrzeugs wurden leicht vergrößert: Der Fünftürer ist 4,5 Zentimeter großer als sein Vorgänger, beim Dreitürer sind es 8,5 Zentimeter. Kraft aus dem Keller Unter der Haube setzt Toyota auf das Prinzip "Wenige Zylinder, viel Hubraum". Zum Einsatz kommt ein Vierzylinder-Diesel mit Common-Rail-Technik. Aus drei Liter Hubraum entwickelt das 173 PS starke Aggregat ein maximales Drehmoment von 410 Newtonmeter. Ab 2010 erfüllt der Motor die Euro-5-Norm. Zur Kraftübertragung stehen zwei Getriebearten bereit: Eine Fünfstufen-Automatik und ein Schaltgetriebe mit sechs Gängen. Im Rahmen unseres Tests wählen wir die Automatik, zu der laut Toyota auch 85 Prozent der Kunden greifen. Ähnlich verhält sich mit der fünftürigen Version, zumal der Dreitürer nur in der Basisausstattung zu haben ist.

Knopf am Knie Wir entscheiden uns daher für den Fünftürer, in dem genügend Raum vorne wie hinten zur Verfügung steht. Optional ist eine dritte, elektrisch versenkbare Sitzreihe erhältlich, womit man zu siebt im Land Cruiser unterwegs sein kann. Allerdings gibt es das Zusatzmöbel nur für die teure Executive-Version. Das aus teilweise schlicht wirkendem Kunststoff bestehende Cockpit ist mit vielen Knöpfen übersät, was die intuitive Bedienung erschwert. Den negativen Höhepunkt bildet in dieser Hinsicht der Schalter für das so genannte "Adaptive Variable Suspension System": Der Knopf zur Verstellung der Fahrwerksdämpfung befindet sich vor dem rechten Knie des Fahrers, der zur Blindbedienung gezwungen wird. Zur Wahl stehen die Modi "Normal", "Comfort" und "Sport". Wir konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Stufen feststellen, auch bei "Comfort" bleibt die Federung etwas stoßig, was speziell die hinteren Passagiere zu spüren bekommen. Gelassener Bulle Auf unserer Testfahrt merken wir, dass es das Diesel-Automatik-Duo eher ruhig angehen lässt. Trotz der 173 PS fehlt es an Biss, hinzu kommt, dass das Getriebe unter Volllast sprunghaft die Stufen wechselt. So bietet sich der Land Cruiser passend zu seinem Namen eher als gelassener Gleiter an, zumal die Lenkung in der Mittellage etwas indifferent ist. Ein Blick in die technischen Daten verrät uns den Grund für die Gemütlichkeit: Das Leergewicht beträgt 2,4 Tonnen, für den Sprint von null auf 100 km/h vergehen 11,7 Sekunden. Mehr Sicherheit gegen Aufpreis Und was ist bei einem Unfall? Wird das japanische Schwergewicht andere Autos zerquetschen? Hier beruhigt Toyota: Die vordere Knautschzone des Land Cruiser befindet sich in einer Höhe, die der eines durchschnittlichen Pkw entspricht. Für die Insassen des Geländewagens stehen sieben Airbags bereit, darunter ein Luftsack für das Knie des Fahrers. Damit es erst gar nicht zur Kollision kommt, gibt es ein Pre-Crash-System, welches den Wagen automatisch abbremst. Leider gibt es diese Sicherheitseinrichtung einzig für das Topmodell "Tec-Edition" und auch dort nur gegen Aufpreis.

Genial im Gelände Ein Land Cruiser, der nicht geländetauglich ist? Für die Fans ist das so undenkbar wie eckige Eier. Doch sie können beruhigt sein, auch die neueste Generation setzt auf einen massiven Leiterrahmen. Damit hebt sich der Toyota deutlich von modernen SUVs ab und zeigt, dass man mit ihm mehr als nur den Weg zum Ski-Hotel bewältigen kann. Um das zu prüfen, begeben wir uns mit einem Instruktor in grobes Gelände mit sandigem und matschigem Untergrund. Dort lassen wir es ordentlich krachen, der Land Cruiser macht alles klaglos mit. Es geht durch Wasserlöcher, um die Wattiefe von 70 Zentimeter zu prüfen, und durch Abschnitte mit versetzten Hügeln, welche die Achsen zum Verschränken bringen. Schließlich stehen wir vor einem steilen Aufstieg. Ob das trotz eines vorderen Böschungswinkels von 32 Grad und einer Steigfähigkeit von 42 Grad klappen wird? Hier kommen dem Fahrer elektrische Heinzelmännchen zu Hilfe. Offroad für jedermann Das Zauberwort heißt "Crawl Control": Mit einem Schalter in der Mittelkonsole kann aus fünf verschiedenen Geschwindigkeiten im einstelligen Bereich gewählt werden. Sowohl der Motor als auch die Bremse werden dann automatisch geregelt. Egal ob es bergauf, bergab, vorwärts oder rückwärts geht, das Auto hält konstant die Geschwindigkeit, nur Lenken ist erforderlich. Im Selbsttest funktionierte das System hervorragend, der Fahrer kann sich so auf das Gelände konzentrieren. Einzig das spezielle ABS seufzt leicht im Hintergrund, es handelt sich um die Ventile, welche das Blockieren einzelner Räder im Gelände zulassen. Wie die meisten Extras gibt es auch die "Crawl Control" nicht für die einfacheren Ausstattungen des Land Cruiser. Gleiches gilt für den "Multi-Terrain-Monitor": Hier zeigen vier Außenkameras eine Rundumsicht an, im Bereich vor der Motorhaube beträgt der Radius 50 Zentimeter. Führungslinien im Display unterstützen den Fahrer, das System ist bis 12 km/h aktiv. Für die Automatikvariante des Gelände-Toyota ist zudem ein "Multi-Terrain-Select-System", kurz MTS, lieferbar. Es kann zwischen vier Geländearten gewählt werden, die Technik sorgt für die bestmöglichste Traktion. Günstig ist relativ Die Preise des neuen Land Cruiser starten bei 36.950 Euro für den handgeschalteten Dreitürer, mit fünf Türen und Automatik werden 41.900 Euro fällig. Trotzdem sind eine Klimaanlage und ein Radio in der namenlosen Basisversion nicht serienmäßig. Erst für deftige 3.100 Euro kommen Musik und eine Klimaautomatik an Bord. Andere Gelände-Klassiker aus Japan sind günstiger: Mitsubishi ruft für den dreitürigen Pajero 3.2 DI-D Invite mit 200 PS einen Preis von 34.990 Euro auf, der ebenfalls dreitürige Nissan Patrol 3.0 Di XE mit 160 PS ist für 32.990 Euro zu haben. Gegenüber der Land Cruiser-Basis ist die nächsthöhere Version "Life" über 10.000 Euro teurer. Dafür gibt es eine Rückfahrkamera, Xenonlicht, ein Audiosystem und die dynamische Fahrwerkskontrolle serienmäßig. Das Spitzenmodell "TEC-Edition" wird nur als Fünftürer mit Automatik angeboten. Zum Preis von 65.500 Euro ist eine fast komplette Ausstattung enthalten. Toyota plant in Deutschland für das Jahr 2010 einen Absatz von 700 Fahrzeugen.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb permanent
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Diesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung
Hubraum:2.982
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:127 kW (173 PS) bei UPM
Drehmoment:410 Nm bei 1.600 - 2.800 UPM
Preis
Neupreis: 52.400 € (Stand: Dezember 2009)
Fazit
Auch in seiner Neuauflage gehört der Toyota Land Cruiser zur Elite der richtigen Geländewagen. Trotzdem war es dank elektronischer Hilfen noch nie so einfach, sich abseits befestigter Wege aufzuhalten. Unverständlich ist aber, warum diese Technik nur gegen Aufpreis für bestimmte Varianten zu haben ist. Für alle, die häufig große Anhänger ziehen oder in Gebirgsregionen wohnen, ist der Land Cruiser trotzdem die erste Wahl. Wer jedoch nur gerne höher sitzt und auf Asphalt fährt, findet anderswo bessere Alternativen.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2009-12-08

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