Test Audi A5 Coupé 2.0 TDI Ultra: Klassiker in Produktion
Testbericht
Das erste Audi A5 Coupé ist, obwohl es noch produziert wird, schon heute ein Klassiker. Und mit dem 163 PS starken Dieselmotor sogar ein vernünftiger.
Die Form des Audi A5 Coupé entstammt der Feder von Walther de Silva. Der war im Jahr 2007 Designchef bei Audi in Ingolstadt, aber geboren wurde er mit dem italienischen Sinn für sinnliche Formen. Eine gute Kombination, die man dem A5 Coupé ansieht. Dieses gilt auch nach neun Jahren Produktionszeit immer noch als eines der klassischsten, manche sagen: formschönsten Audi-Modelle. Um den großen Wurf zu erkennen, braucht es eigentlich nur eines: Sehvermögen.
Nur Turbomotoren
Alle Motoren im A5 Coupé gehören der Gattung der aufgeladenen Direkteinspritzer an. Die Turbobenziner und Turbodiesel sind mit Start-Stop, Rekuperationssystem und wahlweise mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe oder einer Automatik verkuppelt. Schon der Einstiegsmotor, der 1.8 TFSI, stemmt 320 Newtonmeter auf die Räder. Der vom Verbrauch korrekteste Motor im A5 Coupé ist der Zweiliter-Vierzylinder im A5 Coupé 2.0 TDI Ultra (ab 39.850 Euro), der dank 20,5-Liter-AdBlue-Tank zusätzlich zum 63-Liter-Haupttank die Abgasnorm Euro 6 erfüllt. Der Turbodiesel produziert 163 PS Leistung sowie, und das ist wichtiger für den Krafteindruck, bärige 400 Newtonmeter Drehmoment im Drehzahlkeller.
Nicht als Quattro
Der Allradantrieb besorgt auch im A5 Coupé die vorbildliche Traktion. Die Fahrdynamik schärfen ein Kronenrad-Mittendifferenzial mit radselektiver Momentsteuerung, welches bis zu 70 % der Kraft zur Vorderachse und bis zu 85% zur Hinterachse leitet, und das Sportdifferenzial, welches das Drehmoment zwischen den Hinterrädern verteilt. Allerdings nicht im 2.0 TDI Ultra, denn den erhält man ausschließlich mit Vorderradantrieb. Seine elektromechanische Servolenkung, in der ein Elektromotor die Lenkunterstützung tempoabhängig regelt, verbraucht bei Geradeausfahrt keinerlei Energie, wodurch der Verbrauch um bis zu 0,3 l/100 km sinkt. Das Fahrwerk, dessen Rückmeldung sich mit „Audi drive select“ am Drehregler verändern lässt – Modi: „efficiency“, „comfort“, „auto“, „dynamic“ oder „individual“ –, federt grundsätzlich komfortabel, auch wenn die den Radkasten ausfüllenden 235/35 R19-Winterreifen etwas markanter abrollen.
Niedriger Puls, gute Laufkultur
„Haben sie uns einen Benziner vor die Redaktion gestellt?“, fragen wir uns nach dem Druck auf den Start-Stop-Knopf und den ersten Metern im 2.0 TDI Ultra. Wir sind unsicher, tatsächlich in einem Diesel zu sitzen. Dieser 2.0 TDI arbeitet, so der erste Eindruck, auf dem Geräuschniveau eines leicht angeraut laufenden Benziners. Der guten Dämmung verdankt er dies auch. Auf der Landstraße und der Autobahn geht sein Laufgeräusch sogar zumeist komplett in den Fahr- und Windgeräuschen unter. Der Turbolader und die Schalthand am Sechsgang-Getriebe halten die 163 PS lässig auf Trab. Im Durchzug ist der 2.0 TDI füllig dran an der Sache, elastisch, durchzugsstark und kraftvoll. Das Drehzahlniveau liegt ausgesprochen niedrig. Bei 130 km/h dreht der Zweiliter gerade einmal mit ruhigen 2.100 Touren. Nur wenn man ihn ausfährt, bemerkt man wie der Vierzylinder lauter wird und auf dem Weg zur Höchstgeschwindigkeit zugeschnürter wirkt und an Verve verliert. Mit dem 3,0-Liter-Diesel läuft dann doch mehr. Allerdings auch im Verbrauch. Der Verbrauch des A5 Coupé 2.0 TDI Ultra liegt im Test bei 6,4 Liter Diesel.
Cockpit: eine Dekade jung
Das Cockpit des 2016er Modells ist in seinen Grundfesten das des 2007er Modells, auch wenn im Jahr 2011 ein Facelift stattfand. Dies ist kein Nachteil und fällt nur im direkten Vergleich mit jüngeren Audi Modellen auf. Der Innenraum wirkt hochwertig und tadellos verarbeitet. Die durchgängig weiß beleuchteten Displays und die Schalter liegen gut im Blick. Ungewöhnlich ist nur die Doppelbelegung eines Schalters als Temperatur- und Lüftungsregler, denn für gewöhnlich stehen hierfür zwei Regler zur Verfügung.
Die Sportsitze mit Alcantara-Leder-Bezug bieten einen guten Seitenhalt und die Armlehnen auf dem Mittelkonsolenfach und auf der Türverkleidung eine bequeme Ellenbogenablage. Allerdings nur gegen Aufpreis – der für so vieles im A5 Coupé zu zahlen ist: den praktischen Komfortschlüssel, die auch den Fond kühlende Dreizonen-Klimaautomatik und das „Xenon plus“-Licht samt adaptiver Ausleuchtung … Zwei Sicherheitsoptionen im A5 Coupé immer mit an Bord zu haben, ist empfehlenswert. Erstens den Toter-Winkel-Assistenten als Kann-Option, weil der Schulterblick im A5 Coupé nicht so vorbildlich gelingt wie etwa im BMW 4er Coupé. Zweitens die Rückfahrkamera als Muss-Option, weil vom Bereich hinter dem Fahrzeug wenig mehr als der Himmel zu sehen ist.
Ein gutes Ende
Wer schön sein will, muss im Coupé leiden – nicht immer und vorne schon gar nicht im A5. In seiner 1,37 Meter hohen 2+2-Version kommen auch Sitzriesen auf den Vordersitzen einwandfrei unter. Auf den beiden hinteren Sitzplätzen, wenn der engere Einstieg hinter einem liegt, nicht mehr. Dort geht es um die Beine und den Kopf geschwind eng zu. Wer mehr Erwartung hat, was im klassischen 2+2 Coupé unrealistisch ist, wundert sich spätestens ganz am Fahrzeugende. Der Kofferraum bietet nicht nur eine ordentliche Tiefe, sondern ein Gepäckvolumen von 455 Liter, das sich durch das Umklappen der Rücksitze sogar auf 829 Liter erweitern lässt – ein gutes Ende.
Ein Ende und ein Anfang
Nach neun Jahren Bauzeit ist es soweit: Der Produktionszyklus des A5 Coupé neigt sich dem Ende zu. Ein Ende, in dem eine neue Chance steckt: Die zweite Generation rollt im Herbst 2016 in den Handel. Ein guter Grund zu warten, aber ein genauso guter, sich die erste Generation des Coupés in die Garage zu stellen. Denn das nächste Audi A5 Coupé entstammt garantiert nicht mehr der Feder von Walther de Silva. Der ging Ende 2015 einige Monate vor seinem A5 Coupé in den Ruhestand. (Lothar Erfert)
Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2016-04-14
Getestete Modelle
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