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Testbericht

Jürgen Wolff, 3. Dezember 2019

Nächstes Jahr bringt Mazda sein erstes Elektroauto auf die Straße. Ein Soundgenerator soll innen für vertraute Klänge sorgen. Wir haben es ausprobiert - es funktioniert.

Von außen sehen die beiden aus, wie ganz normale Kompakt-SUV von Mazda. Doch der glänzend schwarze Schriftzug "e-Skyactiv" lässt erahnen, dass unter der Karosserie der zwei Mazda CX-30 etwas anderes steckt: Die Ingenieure des japanischen Autoherstellers haben dort hinein die Technik ihres ersten Elektroautos gepackt. Es sind "Versuchsträger", mit denen gerade auf portugiesischen Straßen nach der möglichst perfekten Feinabstimmung gesucht wird.

Eigentlich hatte Mazda gar kein Elektroauto bauen wollen. Der Focus der Japaner liegt ganz erfolgreich darauf, ihre Verbrennungsmotoren auf den Ausstoß immer weniger Schadstoffe zu trimmen. Doch angesichts der weltweit sinkenden Vorgaben für Grenzwerte kommt Mazda nun doch nicht an einem Stromer vorbei, um die Flottenvorgaben zu erfüllen. Der elektrische Mazda MX-30 wurde Ende Oktober bereits statisch auf dem Motorsalon in Tokio präsentiert - nun kann man auch erste Eindrücke sammeln, wie er sich wohl auf der Straße anfühlen wird.

Den Focus hat Mazda bei dem Elektro-SUV darauf gelegt, die Kunden möglichst wenig zu verschrecken: Der Elektro-SUV fühlt sich an, wie ein Automatik-Mazda mit Verbrennungsmotor. Beschleunigung und Fahrverhalten des Fronttrieblers sind spritzig und agil. Die "electric G-Vectoring Control Plus"-Technik trägt ihren Teil dazu bei: Beim Einlenken wird je nach Bedarf das Drehmoment reduziert. Beim MX-30 funktioniert das noch besser als bei anderen Mazda-Modellen, da dieser Eingriff in die Fahrdynamik wegen des Elektromotors noch schneller erfolgen kann.

Vor allem aber: Er klingt gewohnt. Über einen Sound-Generator simuliert der verkappte MX-30 die gewohnte Geräuschkulisse. Gibt man Gas, schwillt im Hintergrund leise das "Fahrgeräusch" an, geht man vom Gas, wird es wieder ruhiger. Der Fahrklang kommt dabei aus den Lautsprechern des Entertainment-Systems. Was zunächst wie eine ziemlich spinnerte Idee klingt, zeigt sich schon nach wenigen Kilometern als hilfreiches Konstrukt, um allen ein besseres Fahrgefühl zu vermitteln, die mit der Geräuschkulisse der Verbrennungsmotoren aufgewachsen sind. Neben Auge und Gleichgewichtsorgan fährt nun auch das Ohr wieder mit - dezent im Hintergrund bedient. Der Klang der Stille in einem Elektroauto bliebe dann allerdings womöglich nur Option: Noch überlegt man bei Mazda, ob man den Sound abschaltbar macht.

Für Mazda ist der MX-30, der ab dem Spätherbst 2020 lieferbar sein soll, zunächst ein reiner Zweitwagen. Mit 4.395 mm Länge, 1.795 mm Breite und 1.570 mm hat er nahezu auf den Millimeter genau die gleichen Dimensionen wie der kompakte CX-30 - allerdings mit nach hinten stark abfallender Dachlinie. Auch der Radstand ist mit 2.655 mm gleich. Der wassergekühlte Elektromotor mit 106 kW / 143 PS stammt von Hitachi, die Akku-Packs werden von Panasonic zugeliefert und im Unterboden sowie unter der Rückbank verbaut. Das sorgt für einen tiefen Schwerpunkt und eine deutlich höhere Steifigkeit der Karosserie. Die über ein Kühlmittel auf Temperatur gehaltenen Lithium-Ionen-Akkus arbeiten mit 355 Volt Spannung und haben eine Kapazität von 35,5 kWh und sollen für eine Reichweite von 200 Kilometer langen - genug für die normalen täglichen Wege, zu wenig für längere Ausfahrten. Die Ladeleistung am Wechselstromanschluss ist auf höchstens 6,6 kW begrenzt.

Wer Reichweite und Mazda will, der muss bis mindestens weit ins Jahr 2021 hinein warten: Dann will Mazda den MX-30 auch mit einem Reichweiten-Extender anbieten. Über einen kleinen, leisen und vibrationsarmen Wankelmotor im Vorderwagen kann der Akku während der Fahrt über den Generator wieder aufgeladen werden. Die Reichweite wäre dann deutlich größer und entspräche in etwa der eines heutigen Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.

Auch innen setzt Mazda auf Öko. Die verwendeten Stoffe sind vegan und meist aus wiederverwendeten Rohstoffen. Die Oberflächen der Ablagen sind aus Kork, die Stoffe der Sitze sehen nur aus wie Leder und fühlen sich so an. Kleiner Sidekick: Mazda startete seine Firmengeschichte 1920 unter dem Namen Toyo Cork Kogyo Co. Ltd. als Produzent von Korken. Das Material für die Türverkleidungen stammt von recycelten Plastikflaschen. Zwischen den Vordersitzen ist ein freischwebend wirkendes Bedienpanel angeordnet mit einem 7-inch-Touchscreen darüber. Die Türen öffnen ähnlich wie beim einstigen Sportwagen RX-8 gegenläufig, eine C-Säule gibt es nicht, was den Einstieg vor allem auf die Rückbank deutlich einfacher macht.

Der Preis für den Mazda MX-30 der "First Edition" liegt bei 33.990 Euro. Minus der staatlichen Prämie. Wer vorbestellen will, der muss 1.000 Euro anzahlen. Der MX-30 ist noch ein Mazda-Eigengewächs und basiert auf einer eigenen Plattform. Der Elektro-Baukasten, den man seit zwei Jahren in Kooperation mit Toyota entwickelt, kam beim MX-30 noch nicht zum Einsatz.

Quelle: Autoplenum, 2019-12-03

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