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Testbericht

Jürgen Wolff, 23. Dezember 2009
Im März kommt der neue Audi A8. Und wie gewohnt zeigen die Ingenieure in ihrem Flaggschiff wieder einmal, was technisch heute machbar ist. Von der Schrifterkennung bis zu Google Maps.

Als Apple 1993 den ersten Handheld mit Handschrifterkennung auf den Massenmarkt brachte, da geriet der "Newton" schnell zum Desaster: immer noch zu groß, der Chip überfordert, die Schrifterkennung nicht ausgereift, zu kompliziert - und insgesamt seiner Zeit voraus. Jetzt versucht es Audi beim neuen A8 mit er Handschriftenerkennung im Auto. Und die Ingenieure aus Ingolstadt könnten damit mehr Glück damit haben als die Firma mit dem angebissenen Apfel im Logo.

Vor allem für das Navigationssystem bieten sich Touchpad und Handschriftenerkennung an. Wer an die Elbe will, der muss in den Highend-Systemen der Luxusklasse derzeit erst einmal kräftig am Rad drehen: "H"-Druck-"A"-Druck-"M"-Druck-"B"-Druck-"U"-Druck-"R"-Druck-"G"-Druck - und dann das gleich mit der Straße noch einmal. Mittlerweile funktioniert die Buchstabenwahl zwar ganz passabel. Aber immer noch etwas langatmig. Und wer zu schnell dreht, den bestraft das Leben - mit dem falschen Buchstaben und mühsamen Löschfunktionen. Peter Steiner, Chef der Infotainment-Entwicklung bei Audi, zeigt, wie das künftig im Audi besser gehen soll. Seine rechte Hand ruht lässig auf dem Wählhebel der Automatik, mit dem Zeigefinger malt er in schnellem Schwung Großbuchstaben auf die sensible kleine Fläche davor: H-A-M-B-U-R-G. Dazwischen - wie man es von seinem Notebook gewohnt ist, ein kleiner Tipp mit dem Finger auf das Touchpad. Zur Bestätigung. Auf dem Display vor dem Fahrer erscheinen die einzelnen Buchstaben, Zeichen und Ziffern so, wie er sie ein malt. Erlaubt sind nur Großbuchstaben, um auch ja keinen Zweifel aufkommen zu lassen zwischen "i" und "l". Wer sich partout nicht schriftlich äußern will, dar darf auch weiterhin die Buchstaben mit dem Drehrad des Bordcomputers zusammen sammeln. Oder sich per Spracheingabe versuchen. Wie beim Navi funktioniert die Handschrifterkennung auch beim Telefon.

Schuld sind übrigens die Chinesen, sagt Steiner. Uns Mitteleuropäer hätten die Ingolstädter wohl noch jahrelang am Rad drehen lassen - mit unseren mickrigen 26 Grundbuchstaben plus Umlauten und "ß". In China allerdings sind schon allein rund 3.000 Schriftzeichen nötig, um Zeitung lesen zu können. Die Erbsenzähler unter den Sinologen kamen 1994 auf insgesamt 87.000 Schriftzeichen und Varianten. Wer da von Shanghai nach Peking fahren will, der wäre längst am Ziel, bevor er den Namen der Hauptstadt per Drehrad eingegeben hat. Einen Ausweg bietet das Touchpad - darauf lassen sich auch die kompliziertesten Zeichen problemlos eingeben. Die Handschriftenerkennung ist nur ein kleines technisches Feature, das sich im neuen Audi A8 gegen Aufpreis ordern lässt. Wie die S-Klasse bei Mercedes oder der 7er bei BMW ist auch der A8 bei Audi der Tummelplatz, auf dem die Ingenieure sich mit neuen Features austoben, bevor die ihren Weg in die Optionslisten der Fahrzeugklassen darunter finden. Bleiben wir beim Thema Navigation. Die hilft nicht nur dem Fahrer sondern auch dem Fahrzeug. Die neue MMI Navigation ist so zum Beispiel mit den Assistenz- und Sicherheitssystemen vernetzt. Schon bevor der A8 nachts an eine Kreuzung kommt, bereitet sich seine Elektronik darauf vor - und schaltet zum Beispiel rechtzeitig vorher das spezielle Kreuzungslicht ein. Wenn laut Navi-Daten eine Gefällestrecke bevorsteht oder der Wagen wohl gleich aus einer Kurve heraus beschleunigt, stellt sich die Schaltung schon mal entsprechend ein - ohne, dass der Fahrer auch nur darüber nachdenken muss. "Die Umgebung wird vorausschauend ausgeleuchtet und die Adaptive Cruise Control samt Stop & Go ständig angepasst," verspricht Audi.

Bei all dem hat Google seine Tentakel im Spiel. Denn Audi hat Google Maps über GPS tief in die Navigation mit eingebunden. Die Suche nach Sonderzielen etwa wird über eine Online-Abfrage bei Google erweitert. Die gelieferten Daten können direkt für die Navigation eingebunden werden, Ziele wie Restaurants oder Hotels aus den Google-Daten heraus angerufen werden. Der 3D-Grafikprozessor von nVidia wird künftig auch die Darstellung von Google Earth liefern, verspricht Audi. "Hochauflösende dreidimensionale Satelliten- und Luftbilder oder aktuelle, von der Community eingestellte Fotos und Artikel von Standorten weltweit sind nur einige der spannenden Möglichkeiten," schwärmt Steiner. Schon jetzt erscheinen die Karten auf Wunsch topografisch mit Schattierungen, Tunneln und Brücken, für viele Städte sind dreidimensionale Daten gespeichert. Das Thema Navigation ist allerdings nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was die Audi-Techniker alles in den neuen A8 gesteckt haben. Allein die Pressemappe umfasst 73 Seiten. Das Handbuch für den Wagen dürfte in einem Schuber ausgeliefert werden und im Bücherregal einen würdigen Platz neben den Brockhaus-Bänden finden. Zu den weiteren Innovationen gehören etwa die optionalen Voll-LED-Scheinwerfer, die ihr Licht komplett aus einer Vielzahl verschiedener Leuchtdioden liefern. Sie "markieren einen Quantensprung in der Geschichte der Lichttechnik", vermerkt Audis Marketingabteilung ohne jeden Anflug von schwäbisch-bayerischer Bescheidenheit. Die Karosserie entsteht wie beim A8 seit 15 Jahren üblich zum größten Teil aus Aluminium. Bei der neuen Limousine wiegt sie nur mehr 231 Kilogramm - 40% weniger als ein vergleichbarer Aufbau aus Stahl.

Der Komfort an Bord ist laut Audi "First Class", die Verarbeitung "auf Manufakturniveau". Das klingt nach einem Hauch von Maybach. Allein die Sitze im Audi verfügen je nach Order über mehr als zwei Dutzend Verstellmöglichkeiten, alle über die Memory-Taste individuell abspeicherbar. Die zwei Motoren, mit denen der A8 an den Start geht, sind gleich in mehreren Bereichen optimiert worden - bis hin zu einer speziellen Wärmesteuerung gleich nach dem Kaltstart. Alle Aggregate haben an Leistung und Drehmoment zugelegt, schlucken aber deutlich weniger. Der FSI zum Beispiel bleibt trotz 372 PS und einem zulässigen Gesamtgewicht des A8 von 2,5 Tonnen im Verbrauchsdurchschnitt deutlich unter zehn Litern. Der 350 PS starke TDI kommt laut Audi sogar mit 7,6 Litern DIN-Verbrauch aus. Vom Vorgänger des neuen A8 hat Audi weltweit fast 150.000 Exemplare verkauft. In Deutschland beginnt die Auslieferung im März 2010. Die Preise stehen schon fest: Den 4.2 FSI quattro gibt es ab 89.300 Euro, der 4.2 TDI quattro steigt bei 90.800 Euro ein. Später soll noch ein 3.0 TDI als Basisversion folgen - 72.200 stehen dafür schon jetzt in der Preisliste.

Quelle: Autoplenum, 2009-12-23

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