Suzuki Kizashi 2.4 - Große Ziele
Testbericht
Wer Suzuki hört, dachte bislang allenfalls an Grand Vitara, SX4, Alto oder
Swift. Doch die Japaner wollen zukünftig in die Mittelklasse aufsteigen.
Ende des Jahres kommt der Kizashi auch nach Deutschland.
Kein Wunder, dass die Automobilkrake Volkswagen seine Tentakel nach
Suzuki ausstreckt. Der japanische Kleinwagenspezialist hat sich in den
letzten Jahren prächtig entwickelt. Das Portfolio an Fahrzeugen der
unteren Segmente ist groß. SX4, Swift, Splash oder Alto sind durchweg
gut im Markt platziert. Doch alles darüber musste bislang die
allradgetriebene Allzweckwaffe Grand Vitara abdecken. Ab Ende des Jahres
ist damit jedoch Schluss. Die Mittelklasselimousine Suzuki Kizashi kommt
mit sehenswertem Design dann auch nach Deutschland. Minoru Amano,
Präsident von Suzuki International Europe: „Sicherlich ist eine unserer
Kernkompetenzen im Bau von Klein- und Kompaktwagen. Durch die
Erweiterung unseres Produktprogramms in das Mittelklassesegment
geben wir vor allem unseren bestehenden Kunden die Möglichkeit mit der
Marke mitzuwachsen.“
Doch die Trauben für den Klassenneuling hängen hoch. Denn in dieser
Liga haben die deutschen Hersteller auf dem besonders umkämpften
Heimatmarkt fest die Hosen an. Die etablierte Importkonkurrenz von
Peugeot, Citroen, Mazda oder Toyota tut sich trotz ordentlicher Produkte
seit Jahren überaus schwer gegen Platzhirsche wie VW Passat, den
kleinen Bruder Jetta, Opel Insignia und Ford Mondeo. Deshalb hat man im
Hause Suzuki lange gegrübelt, ob es überhaupt Sinn macht, dass
deutsche Makenportfolio mit dem Kizashi nach oben abzurunden. Die
Aussichten mit dem 4,65 Meter langen Mittelklassemodell signifikante
Verkaufserfolge zu erzielen, scheinen gering. „Wir bewegen uns vor allem
im Feld der Mittelklasselimousinen von anderen Importmarken, wie zum
Beispiel Peugeot 407, Seat Exeo, Skoda Octavia, Mazda 6 aber auch
einem VW Jetta“, erläutert Minoru Amano. Hauptmarkt für die neue
viertürige Mittelklasse-Limousine sind jedoch die USA, wo der Kizashi seit
einigen Monaten auf dem Markt ist. Hier kämpft er gegen Bestseller wie
Toyota Camry, VW Jetta oder Chevrolet Impala.
Das Design des Suzuki Kizashi ist durchweg gelungen. Die kraftvolle Front,
die leicht ausgestellten Radhäuser und das bullige Heck zeigen, dass die
Japaner mit ihrem Erstversuch in dieser Klasse etwas bewegen wollen.
Nur müde mitschwimmen ist ihnen zumindest in Sachen Design zu
wenig. Das würde man sich auch im Innenraum wünschen, doch hier
zeigt der Japaner nicht mehr als müde Hausmannskost. Preiswerte
Oberflächen, wenig Komfortdetails sowie beliebige Schalter und
Anzeigeelemente dürften es ihm gegen die etablierte Konkurrenz gerade
in einem Land wie Deutschland schwer machen. Dabei ist das
Raumangebot ordentlich. Die Sitze könnten jedoch mehr Beinauflage und
eine stärkere Konturierung vertragen. Auf der Rückbank können zwei
Erwachsene bequem sitzen; für drei Insassen ist der Fond jedoch zu
schmal. Der Laderaum fasst 461 Liter.
Bei dem sportlichen Aussehen ist einiges in Sache Motorisierung zu
erwarten. Doch das trübe Einerlei des Innenraums setzt sich unter der
Motorhaube fort. Der Vierzylinder mit 2,4 Litern Hubraum ist müde und
wenig drehfreudig. Beim starken Beschleunigen wird das 131 KW / 178
PS starke Triebwerk zwar laut, aber kaum engagierter. Das maximale
Drehmoment von 230 Nm steht bei 4.000 U/min zur Verfügung.
Schwierig für den US-Markt: der Saugmotor ist mit einem manuellen
Sechsgang-Getriebe kombiniert. Statt einer modernen
Mehrstufenautomatik oder einem Doppelkupplungs-Getriebe kann
optional nur ein stufenloses CVT-Getriebe geordert werden, das sich
gerade bei europäischen Kunden kaum nennenswerter Beliebtheit
erfreut. Den Spurt schafft die neue japanische Mittelklasselimousine
handgeschaltet in knapp neun Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit
liegt bei 205 km/h. Zudem soll sich der Kizashi mit 7,9 Litern Super auf
100 Kilometern zufrieden geben. Während die Konkurrenz zunehmend
auf Turbotriebwerke, regenerative Bremssysteme oder eine Start-
Stopp-Automatik setzt, gibt es beim Kizashi wenig Innovatives.
Das gilt auch für die Assistenz- und Sicherheitssysteme. ESP, ABS und
zahlreiche Airbags sind an Bord – aber das war es auch schon – nicht viel
für ein neues Modell, das Maßstäbe setzen und die Konkurrenz unter
Druck setzen will. Ein Dieselmotor ist nicht zu bekommen; jedoch bietet
Suzuki seinen Kizashi mit einem optionalen Allradantrieb mit variabler
Kraftverteilung an. Gut abgestimmt zeigt sich das Fahrwerk des Suzuki
Kizashi. Es ist alles andere als schwammig und der Komfort kommt nicht
zu kurz. Die Lenkung arbeitet präzise und auch die USA-typischen
Querfugen der Highways werden locker geschluckt. In Sachen
Fahrdynamik zeigt sich der fast 1,6 Tonnen schwere Kizashi jedoch
ähnlich müde sein Vierzylinder-Triebwerk. Im Grenzbereich schiebt der
Japaner allzu spürbar über die Vorderachse und lässt durch sein leicht
träges Heck wenig Fahrfreude aufkommen.
In Deutschland wird der Suzuki Kizashi ab Herbst 2010 nur als
Topmodell „Sportsline“ mit Komplettausstattung angeboten. Minoru
Amano: „Dieses Ausstattungspaket umfasst unter anderem das volle
Sicherheitspaket, ein tiefer gelegtes Fahrwerk, Lederausstattung,
Spoilerpaket, 18 Zoll Alufelgen, 2-Zonen-Klimaautomatik,
Glasschiebedach und vieles mehr. Und das ganze zu einem
hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Zum genauen deutschen
Preis schweigt sich das Unternehmen noch aus. So günstig wie in den
USA wird der Kizashi jedoch bei weitem nicht werden können. Hier
startet der 178 PS Viertürer als solide ausgestattetes Basismodell mit
Frontantrieb für knapp unter 20.000 Dollar – rund 16.000 Euro. Das
Topmodell Kizashi SLS ist mit umgerechnet 20.000 Euro immer noch
überaus günstig. Zum Marktstart in Deutschland wird der Kizashi nur
als Fronttriebler mit Handschaltung verfügbar sein. Später folgt eine
Allradversion mit einem stufenlosen CVT-Getriebe. Heißt, selbst mit
Komfortausstattung dürfte der Einstiegspreis für den Kizashi 2.4
Sportsline 2WD in Deutschland deutlich unter 25.000 Euro liegen.
Muss er auch, denn dafür sind auch die Konkurrenten zu bekommen.
Der Kizashi wird es trotz Komplettausstattung und fairem Preis schwer
haben, sich auf dem deutschen Markt in Szene zu setzen. Designer und
Entwickler aus dem Hause Suzuki haben einen ordentlichen Job gemacht;
doch das ist in dieser Klasse und insbesondere auf dem anspruchsvollen
deutschen Markt zu wenig. Innovative Technologien komplett
auszusparen ist aus Kostensicht des Herstellers verständlich, doch dem
Kunden kaum zu vermitteln. Zumindest die Allradversion könnte sich
einen Spartenmarkt sichern.