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Testbericht

Marcel Sommer, 21. September 2015
Der neue Subaru Levorg soll den weltgrößten Hersteller von Allrad-Pkw wieder in die Erfolgsspur bringen. Sein sportliches Äußeres weckt jedoch Hoffnungen, die nicht erfüllt werden.

354.687 Fahrzeuge. Nein, es geht nicht um den Diesel-Skandal des größten Automobilherstellers der Welt oder die Jahresproduktion des erfolgreichsten Modells dieses Herstellers. Es handelt sich vielmehr um die Anzahl an Fahrzeugen, die Subaru, immer noch weltgrößter Hersteller von Allrad-Pkw, innerhalb der letzten 35 Jahre in Deutschland verkauft hat. Es muss kein Taschenrechner hinzugezogen werden um zu errechnen, dass dies einer Jahresproduktion von rund 10.000 Einheiten entspricht. Damit diese Zahl schon in naher Zukunft nach oben schnellt, dafür steht nun das neueste Mitglied der Allradler-Familie parat: der Levorg. Ab 28.900 Euro kostet er in der günstigsten der drei in Deutschland angebotenen Ausstattungsvarianten. Das Topmodell schlägt mit 34.900 Euro zu Buche - die 560 Euro für die Metallic-Lackierung exklusive. Wer sich direkt zu Beginn des am 26. September startenden Marktstarts für eine noch sportlicher wirkende Außenhaut inklusive Front-, Seiten- und Heckspoiler entscheidet, für den kommt das STI Body Styling-Paket für 1.807 Euro wie gerufen. Doch auch ohne das Paket aus der Rennabteilung des Unternehmens schaut der 4,69 Meter lange Kombi äußerst dynamisch aus.

Vor allem die große Hutze im Zentrum der Motorhaube sorgt beim ersten Blick für Gedankenspiele beim Betrachter: Was da wohl für ein starker Motor drunter arbeitet? Der muss doch mindestens 250 PS haben und abgehen wie ne Rakete. Naja… Schön wäre es. Doch leider werden beide völlig nachvollziehbaren Vorurteile gegenüber des rassig aussehenden Fünftürers schon auf den ersten Kilometern im Keim erstickt. Wirkt das Gaspedal auf den ersten Metern noch überraschend sensibel, wünscht sich der Fahrer genau solch eine Reaktion auch jenseits der Tempo 30-Markierung. Der Traum von Champus und netten Mädels auf dem Rennsport-Siegertreppchen verschwindet so schnell, wie er gekommen ist. Auf alle Fälle schneller, als es der Subaru Levorg je sein würde. Zu schwammig ist seine Lenkung, zu unharmonisch das CVT-Automatikgetriebe. Erst mit der Betätigung der Schaltwippen am Lenkrad, mit denen sich durch die sechs programmierten Fahrstufen gearbeitet werden kann, wächst ein wenig der Fahrspaß. Bei der ersten Bergaufpassage weicht diese aber auch wieder. Und das, obwohl 170 PS aus einem 1,6 Liter großen Vierzylinder-Boxermotor auf dem Papier ganz nett anmuten.

Wer keinen Wert auf eine dynamische Fahrweise legt, kann im Subaru Levorg allerdings äußerst zufrieden von A nach B reisen. Die Ledersitze vorn und hinten, die es in der Sportversion serienmäßig gibt, sorgen für einen sehr guten Seitenhalt und sind durchaus langstreckentauglich. Das Fahrwerk ist konsequent auf Komfort abgestimmt und verzeiht so manche Unebenheit. Neben den guten Sitzeigenschaften vorn, können sich auch in der zweiten Reihe großgewachsene Mitfahrer über ausreichend Kopf- und Beinfreiheit freuen. Bleibt sie leer, kann durch Umklappen der Rückenlehnen der Kofferraum von 522 auf 1.446 Liter erweitert werden. Das Aufladen von Smartphones erfolgt sorgenfrei über die beiden verbauten USB-Buchsen. Das Infotainmentsystem wird per sieben Zoll Touchscreen bedient. Hier fällt leider auf, dass das Navigationssystem vor allem mit Kreisverkehren seine liebe Not hat. Zu langsam beziehungsweise gar nicht dreht sich die 3D-Darstellung beim Durchfahren der Kreisel. Zudem lässt sich keine Navigationsdarstellung, sei es in Pfeilform oder andersartig, auf dem kleinen Bildschirm zwischen Drehzahlmesser und Tacho aufrufen.

Wurde sich mit den wenigen Widrigkeiten, zu denen auch die auf Anhieb sehr kunststofflastige Materialverwendung im Cockpit gehört, abgefunden, steht einer gemütlichen Ausfahrt kaum noch etwas im Wege. Vor allem der unglaublich laufruhige und kaum wahrnehmbare Motor sorgt für ein sehr komfortables Dahingleiten. Wer sich die Sprintzeit von 8,9 Sekunden oder die Höchstgeschwindigkeit von 210 Kilometern pro Stunde selbst vor Augen führen möchte, der wird nicht gerade nennenswert lauter beschallt. Der Normverbrauch von 7,1 Litern Benzin auf 100 Kilometern gerät dann jedoch arg außer Sichtweite. Besonders angenehm wirkt in Baustellen- oder generell engen Fahrspuren seine Breite von nur 1,78 Metern. Dass der 1,6 Tonnen schwere Subaru nicht zu spontanen Überholmanövern geeignet ist, da der Tritt auf das Gaspedal erst nach wenigen Augenblicken zur Motorkraftverteilung an alle vier angetriebenen Rädern führt, ist angesichts des ruhigen Fahrkomforts für den einen oder anderen vielleicht dann doch zu verschmerzen. Und wer sich fragt, was der Name Levorg überhaupt zu bedeuten hat: Er ist eine Abkürzung aus den Worten LEgace, reVOlution und touRinG, was wiederum erklärt, warum er auf den ersten Blick an einen modernisierten Legacy erinnert, der in Europa nicht mehr verkauft wird.
Technische Daten
Antrieb:permanenter Allradantrieb
Getriebe:Sechsgang-CVT-Automatikgetrieb
Motor Bauart:Vierzylinder-Boxermotor
Hubraum:1.600
Preis
Neupreis: 34.900 € (Stand: 2015-09-22)
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2015-09-21

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