Audi RS 6 Avant im Test: Muss man den gefahren haben?
Testbericht
München, 15. April 2013 - Der Audi RS 6 Avant ist der Wahnsinn auf Rädern: 560 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment katapultieren den Familienkombi in 3,9 Sekunden über die Hundertermarke und lassen ihn bis zu 305 km/h schnell rennen. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Warum jedoch ein Auto, in dessen Normal-Motorisierungen vermutlich die Isofix-Halterungen öfter benutzt werden als der Sport-Modus der Automatik, ist eine berechtigte Frage. Wer aber schon mal am Wochenende versucht hat, drei Kisten Sprudel, den Kinderwagen und zwei Klappboxen mit Lebensmitteln in eine Corvette zu quetschen, wird sie beantworten können. Normalerweise ein leiser Geselle Diesen Audi zu fahren, gehört zu den hundert Sachen, die man vor seinem Ableben gemacht haben muss. Schon ein einziger Tritt aufs Gaspedal kann berauschen, begeistern, bezaubern ... und den Führerschein kosten. Dabei geht die Fahrt eigentlich recht unaufregend los. Der Druck auf den Startknopf entlockt dem V8 ein kurzes, heiseres Fauchen, das jedoch schnell verschwindet. Übrig bleibt Stille, die langsam vom leise ansteigenden Rauschen des Motors und der abrollenden Räder gefüllt wird. Bei Fahrstufe D der Automatik, dem Komfortprogramm des Fahrzeug-Setup-Systems und einem sanften Druck aufs Fahrpedal säuselt der Nobel-Audi so leise voran, dass man denkt, er könne kein Wässerchen trüben. Ach wie gut, dass niemand weiß ...Doch wehe, wenn die Straße frei ist und der rechte Fuß endlich die ganze Bewegungsfreiheit bekommt. Dann wechselt Dr. Jekyll mit Mr. Hyde die Regie über den Audi. Beim Kickdown zieht der Familienbolide mit brachialer Kraft nach vorn. Und jetzt hört man endlich auch den V8 bollern und den Auspuff fauchen. Im Dynamikmodus wird das Geräusch richtig laut und beim Lastwechsel im mittleren Drehzahlbereich knallen programmierte Fehlzündungen wie bei Rennboliden aus Richtung Heck. Mit knapp vier Sekunden Sprintzeit auf Tempo 100 ist der neue RS 6 Avant um 0,7 Sekunden besser als sein Vorgänger. Normalerweise wird bei 250 km/h abgeregelt, doch gegen Geld gibt's mehr Spitze: Die Sperre lässt sich in Richtung 280 km/h und in der Topversion sogar auf 305 km/h verschieben.
Antrieb: | Allradantrieb |
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Anzahl Gänge: | 8 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | V-Ottomotor |
Hubraum: | 3.993 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 8 |
Leistung: | 412 kW (560 PS) bei 5.700 - 6.600 UPM |
Drehmoment: | 700 Nm bei 1.750 - 5.500 UPM |
Eigentlich ist auch der RS 6 Avant ein ganz praktischer Wagen: Man sitzt bequem, kann viele Sachen einladen und die ganze Familie sicher unterbringen. Das sind Eigenschaften, die jeder Kombi bieten sollte. Dass dieses spezielle Exemplar in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 schießt, bis zu 305 km/h sprintet und man im Serpentinen-Rausch die Sau rauslassen kann, macht es zu einem richtig heißen Gefährt. Wer nun aber die Frage nach dem Sinn des Audi RS 6 Avant stellt, bringt nur wenig Emotionen für Autos mit. "Haben will!" ruft dann auch jeder, der in seiner Jugend Sportwagen-Poster an der Wand hatte. Dass diesem "Haben will!" ein "Nein!" in Höhe von 108.000 Euro entgegenschallt, gehört zu den traurigen Situationen dieses Lebens.