Sibirien und die Mongolei mit dem Auto - Ritt auf der Asphalt-Rasierklinge
Testbericht
Weit östlich von Moskau hört für viele die Welt auf. Dabei bieten Sibirien und die Mongolei atemberaubende Landschaften, unendlich weite Straßen aber auch einiges an Herausforderungen.
Mongolei? Sibirien? Da denken Mitteleuropäer gleich an Dschingis Khan, der mit seinen Reiterhorden im zwölften Jahrhundert ein Riesenreich schmiedete. Im Falle Sibiriens sind die Erinnerung zeitlich näher und noch weniger erfreulich: An Stalins Gulag-System, dessen Grauen in Alexander Solschenizyns Klassiker "Der Archipel Gulag" auf ewig lebendig bleiben wird. Und in diese unwirkliche Gegend soll es mit einem Auto gehen? Einem neuen Mazda 3, um genau zu sein. Doch an dieser Stelle kann bereits Entwarnung gegeben werden: Es ist Sommer. Im Winter sähe die Sache schon anders aus. Ganz anders. Doch, das heisst nicht, dass es ein Spaziergang auf vier Rädern wird. Von wegen.
Da ist zunächst einmal die unglaubliche Weite des Landes östlich des Urals. Alleine die Federalna-Magistral-Autobahn von Vladivostok nach Moskau ist 6.000 Kilometer lang. Das ist etwa siebeneinhalbmal die Strecke von München nach Hamburg. In der 214.000 Einwohner-Stadt Blagoweschtschensk, im Oblast Armur, also dem Verwaltungsbezirk, der den Namen des Grenzflusses trägt, geht es los. Hier ist die Grenze zu China nur einen Steinwurf entfernt. "Solange Armur besteht, besteht Russland", heißt es. Schon bei den ersten Metern, wird die Nähe zum Reich der Mitte optisch deutlich: Neben den unverwüstlichen Ladas und alten russischen Shigulis rollen japanische Rechtslenker und chinesische Modelle wie Geelys, Cherry, Toyota Aristo (hier schon eine Luxuslimousine) oder auch südkoreanische Ssang Yongs auf den Straßen. Oder das, was man hier so Straßen nennt.
Viele Verbindungsstraßen sind eigentlich bessere Feldwege. Und nicht selten verwandelt sich die Autobahn schlagartig in einen unbefestigten Weg. Die Autobahnen sind auch nicht, das, was man sich hierzulande so vorstellt. Im Grunde sind es Bundesstraßen, die abschnittsweise in einer Richtung zweispurig gebaut sind. Allerdings ohne Leitplanken in der Mitte. Da durchgezogene Linien in Russland ohnehin keinen zu interessieren scheinen und die Überholten ganz rechts auf dem angedeuteten Standstreifen fahren, ist das kein großes Problem. Man ist halt Teil des vogelwilden Chaos und hat sich nach wenigen Kilometern gewöhnt. Das Motto lautet: "Ich fahre, Du bremst." Ok, ist ja in München nicht anders. Die größere Herausforderung ist der Belag, die Topgraphie und das Klima.
Eine Fahrt auf der im russisch-verniedlichenden Slang genannten "Federalka" ähnelt einem Ski-Slalom auf einer anspruchsvollen Buckelpiste. Da ergibt das Tempo-Limit von 110 km/h sehr schnell einen Sinn. Dass die gefahrene Geschwindigkeit in der Regel zehn bis 20 km/h höher ist, steht auf einem anderen Blatt. Der Ritt über die Autobahn ist einer auf der Asphalt-Rasierklinge. Auch wenn die Fahrbahn-Oberfläche neu erscheint, sind die Hügel eine Herausforderung für jedes Fahrwerk, das moderner ist als Starrachsen mit Blattfedern. Oft knallt die Karosserie so durch, dass bei jedem Stopp ein besorgter Blick den Federbein-Domen gilt. Die zweite Überprüfung gilt immer den Rädern. Denn zerstörte Felgen und Reifen pflastern den Weg. Immer wieder sieht man rechts und links aufgebockte Autos, bei denen die Reifen gewechselt werden müssen. Auch Felgen sind einer extremen Belastung ausgesetzt. Der Grund: bisweilen monströse Schlaglöcher, die in Deutschland vermutlich zu einer Vollsperrung führen würden. Schnelles Ausweichen ist hier fast schon überlebenswichtig. Da auch gerne mal Hunde einfach die Fahrbahn kreuzen oder die Überbleibsel diverser Reifen die Fahrbahn schmücken.
Und in Russland? Da arrangiert man sich mit den Gegebenheiten. Bei fast jedem Parkplatz gibt es kleine Rampen, die zum Reifenwechsel geeignet sind und an Rastplätzen schießen kleine Werkstätten, die sich auf das Wechseln von Reifen spezialisiert haben, aus dem Boden. "Das Geschäft läuft hervorragend", erzählt der 40jährige Jura Butsenek, während schon die nächsten Kunden mit zerstörten Pneus auf den Hof rollen.
Doch die Landschaft entschädigt für die Tortur. Zunächst schlängelt sich das silbergraue Asphaltband sich hunderte Kilometer durch unendlich scheinende russische Wälder: Birken mit den typischen weißen Stämmen schimmern im Sonnenlicht zusammen mit Kiefern. Am Straßenrand hält die Flora noch einige Überraschungen parat, wie zum Beispiel wild wachsendes Cannabis. Neben einer schnellen Reaktion ist Autan der beste Freund des Menschen: Sobald man die Fahrgastzelle verlässt, stürzen sich bluthungrige von Moskitos auf die Haut. Klar. Das Klima ist bisweilen nassfeucht und viele Gegenden sumpfig. Das Wetter wechselt in Sekundenschnelle: Schien eben noch die Sonne, prasselt auf einmal sintflutartiger Regen auf das Autodach.
Die Wald-Kulisse wird nur ab und an von typisch sibirischen Dörfern mit den dunklen Holzhütten unterbrochen. Andere Gebäude sind bunt angestrichen oder haben zumindest blaue Fensterläden. Ein weiterer immer wiederkehrender Begleiter ist die transsibirische Eisenbahn, die sich entlang der Autobahn-Trasse schlängelt. Sobald man sich der Mongolei nähert, öffnet sich der Baum-Korridor der Taiga und die Landschaft macht im wahrsten Sinne des Wortes auf. Sanfte Hügelketten wechseln sich ab mit weiten langen Steppen ab. Gras, Pferde und Rinder, wohin das Auge schaut. Am Straßenrand stehen immer wieder mit Fähnchen geschmückte Bäume. So wollen die Budhisten den Göttern danken. Entweder man verbeugt sich oder wirft Geld aus dem Auto. Entsprechend zur Religion ändert sich auch die Physiognomie der Menschen. Jetzt sind deutlich asiatische Gesichtszüge prädominant. Das Klima ist immer noch sommerlich warm: das Thermometer zeigt 29 Grad. Bloß gut, dass wir nicht im Winter hier sind.
Mongolei? Sibirien? Da denken Mitteleuropäer gleich an Dschingis Khan, der mit seinen Reiterhorden im zwölften Jahrhundert ein Riesenreich schmiedete. Im Falle Sibiriens sind die Erinnerung zeitlich näher und noch weniger erfreulich: An Stalins Gulag-System, dessen Grauen in Alexander Solschenizyns Klassiker "Der Archipel Gulag" auf ewig lebendig bleiben wird. Und in diese unwirkliche Gegend soll es mit einem Auto gehen? Einem neuen Mazda 3, um genau zu sein. Doch an dieser Stelle kann bereits Entwarnung gegeben werden: Es ist Sommer. Im Winter sähe die Sache schon anders aus. Ganz anders. Doch, das heisst nicht, dass es ein Spaziergang auf vier Rädern wird. Von wegen.
Da ist zunächst einmal die unglaubliche Weite des Landes östlich des Urals. Alleine die Federalna-Magistral-Autobahn von Vladivostok nach Moskau ist 6.000 Kilometer lang. Das ist etwa siebeneinhalbmal die Strecke von München nach Hamburg. In der 214.000 Einwohner-Stadt Blagoweschtschensk, im Oblast Armur, also dem Verwaltungsbezirk, der den Namen des Grenzflusses trägt, geht es los. Hier ist die Grenze zu China nur einen Steinwurf entfernt. "Solange Armur besteht, besteht Russland", heißt es. Schon bei den ersten Metern, wird die Nähe zum Reich der Mitte optisch deutlich: Neben den unverwüstlichen Ladas und alten russischen Shigulis rollen japanische Rechtslenker und chinesische Modelle wie Geelys, Cherry, Toyota Aristo (hier schon eine Luxuslimousine) oder auch südkoreanische Ssang Yongs auf den Straßen. Oder das, was man hier so Straßen nennt.
Viele Verbindungsstraßen sind eigentlich bessere Feldwege. Und nicht selten verwandelt sich die Autobahn schlagartig in einen unbefestigten Weg. Die Autobahnen sind auch nicht, das, was man sich hierzulande so vorstellt. Im Grunde sind es Bundesstraßen, die abschnittsweise in einer Richtung zweispurig gebaut sind. Allerdings ohne Leitplanken in der Mitte. Da durchgezogene Linien in Russland ohnehin keinen zu interessieren scheinen und die Überholten ganz rechts auf dem angedeuteten Standstreifen fahren, ist das kein großes Problem. Man ist halt Teil des vogelwilden Chaos und hat sich nach wenigen Kilometern gewöhnt. Das Motto lautet: "Ich fahre, Du bremst." Ok, ist ja in München nicht anders. Die größere Herausforderung ist der Belag, die Topgraphie und das Klima.
Eine Fahrt auf der im russisch-verniedlichenden Slang genannten "Federalka" ähnelt einem Ski-Slalom auf einer anspruchsvollen Buckelpiste. Da ergibt das Tempo-Limit von 110 km/h sehr schnell einen Sinn. Dass die gefahrene Geschwindigkeit in der Regel zehn bis 20 km/h höher ist, steht auf einem anderen Blatt. Der Ritt über die Autobahn ist einer auf der Asphalt-Rasierklinge. Auch wenn die Fahrbahn-Oberfläche neu erscheint, sind die Hügel eine Herausforderung für jedes Fahrwerk, das moderner ist als Starrachsen mit Blattfedern. Oft knallt die Karosserie so durch, dass bei jedem Stopp ein besorgter Blick den Federbein-Domen gilt. Die zweite Überprüfung gilt immer den Rädern. Denn zerstörte Felgen und Reifen pflastern den Weg. Immer wieder sieht man rechts und links aufgebockte Autos, bei denen die Reifen gewechselt werden müssen. Auch Felgen sind einer extremen Belastung ausgesetzt. Der Grund: bisweilen monströse Schlaglöcher, die in Deutschland vermutlich zu einer Vollsperrung führen würden. Schnelles Ausweichen ist hier fast schon überlebenswichtig. Da auch gerne mal Hunde einfach die Fahrbahn kreuzen oder die Überbleibsel diverser Reifen die Fahrbahn schmücken.
Und in Russland? Da arrangiert man sich mit den Gegebenheiten. Bei fast jedem Parkplatz gibt es kleine Rampen, die zum Reifenwechsel geeignet sind und an Rastplätzen schießen kleine Werkstätten, die sich auf das Wechseln von Reifen spezialisiert haben, aus dem Boden. "Das Geschäft läuft hervorragend", erzählt der 40jährige Jura Butsenek, während schon die nächsten Kunden mit zerstörten Pneus auf den Hof rollen.
Doch die Landschaft entschädigt für die Tortur. Zunächst schlängelt sich das silbergraue Asphaltband sich hunderte Kilometer durch unendlich scheinende russische Wälder: Birken mit den typischen weißen Stämmen schimmern im Sonnenlicht zusammen mit Kiefern. Am Straßenrand hält die Flora noch einige Überraschungen parat, wie zum Beispiel wild wachsendes Cannabis. Neben einer schnellen Reaktion ist Autan der beste Freund des Menschen: Sobald man die Fahrgastzelle verlässt, stürzen sich bluthungrige von Moskitos auf die Haut. Klar. Das Klima ist bisweilen nassfeucht und viele Gegenden sumpfig. Das Wetter wechselt in Sekundenschnelle: Schien eben noch die Sonne, prasselt auf einmal sintflutartiger Regen auf das Autodach.
Die Wald-Kulisse wird nur ab und an von typisch sibirischen Dörfern mit den dunklen Holzhütten unterbrochen. Andere Gebäude sind bunt angestrichen oder haben zumindest blaue Fensterläden. Ein weiterer immer wiederkehrender Begleiter ist die transsibirische Eisenbahn, die sich entlang der Autobahn-Trasse schlängelt. Sobald man sich der Mongolei nähert, öffnet sich der Baum-Korridor der Taiga und die Landschaft macht im wahrsten Sinne des Wortes auf. Sanfte Hügelketten wechseln sich ab mit weiten langen Steppen ab. Gras, Pferde und Rinder, wohin das Auge schaut. Am Straßenrand stehen immer wieder mit Fähnchen geschmückte Bäume. So wollen die Budhisten den Göttern danken. Entweder man verbeugt sich oder wirft Geld aus dem Auto. Entsprechend zur Religion ändert sich auch die Physiognomie der Menschen. Jetzt sind deutlich asiatische Gesichtszüge prädominant. Das Klima ist immer noch sommerlich warm: das Thermometer zeigt 29 Grad. Bloß gut, dass wir nicht im Winter hier sind.
Quelle: Autoplenum, 2013-08-12
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