Seat Cordoba 1.4: Volks-Spanier im Alfa-Look
Seat will sich mit sportlicher ausgelegten Fahrzeugen und temperamentvollerem Design neu positionieren. Ein augenfälliges Beispiel für diese Imagepflege ist der neue Cordoba. Die bislang unscheinbare Stufenheckvariante des kompakten Ibiza setzt seit Anfang 2003 Akzente: Mit schmalen Rückleuchten, dem hoch liegenden Heck und aggressiven Scheinwerfern hat der Cordoba starke Anklänge an den Alfa-Romeo 156. Wie dieser neue Look des Cordoba mit dem 75 PS starken 1,4-Liter-Benzinmotor harmoniert und was der Stufenheck-Spanier noch zu bieten hat, zeigt unser Test.
Seiner Klasse entwachsen
Neben der äußeren Aufwertung hat sich beim Cordoba auch innen einiges getan. Die auf dem aktuellen VW Polo basierende Stufenheckvariante wirkt erwachsener und hochwertiger als der Vorgänger. Mit einer Fahrzeuglänge von 4,28 Metern ist die Limousine zudem um dreizehn Zentimeter gewachsen. Es fällt schwer, den Cordoba mit diesen Außenmaßen noch ins Kleinwagensegment einzuordnen. Entsprechend großzügig sind die Raumverhältnisse innen. Vorne wie hinten haben die Passagiere selbst auf langen Strecken ausreichend Platz. Lediglich die Kniefreiheit im Fond könnte besser sein. Auf der hinteren Sitzbank sollten sich übrigens nur zwei Personen aufhalten. Denn den mittleren Sitz gibt es weder mit Kopfstütze noch mit Dreipunktgurt.
Praktisch und schick
Materialanmutung und Verarbeitung sind hingegen auf hohem Niveau, Funktionalität und Bedienbarkeit tadellos. Die in tiefen Tunneln liegenden, gut ablesbaren Rundinstrumente erinnern wie auch das äußere Design an Alfa-Romeo. Nachteilig im Alltagsbetrieb ist das schwer abschätzbare Fahrzeugende.
Das dicke Ende
Das unübersichtliche, dicke Ende hat einen klaren Vorteil: Das Gepäckabteil schluckt stattliche 485 Liter. Das sind 218 Liter mehr als beim kompakten Schwestermodell Ibiza und 155 Liter mehr als beim VW Golf. Wer will, kann beim Cordoba die Rückenlehnen der hinteren Sitzbank asymmetrisch umlegen. So erweitert sich der Stauraum wahlweise auf 800 oder 1.140 Liter. Lange Gegenstände wie Skier lassen sich in der Stufenheckversion problemlos transportieren. Für den Transport einer Waschmaschine ist der flache Laderaum des Cordoba hingegen ungeeignet. Im maximal auf 960 Liter erweiterbaren Stauraum der Kompakt-Version Ibiza geht das dank der hohen Laderaumöffnung etwas besser.
Sparsam und kultiviert
Mit dem 75 PS starken 1,4-Liter-Benzinmotor ist der 1.165 Kilogramm schwere Cordoba nicht gerade übermotorisiert. Doch harmoniert der Vierzylinder in angenehmer Weise mit dem Polo-Derivat. Nun will sich Seat als sportliche Marke inszenieren. Diesen Anspruch kann der Cordoba mit diesem Triebwerk natürlich nicht erfüllen. Der Motor zeichnet sich durch Laufruhe und geringes Geräuschniveau aus. Im Zusammenspiel mit dem exakt und leichtgängig schaltbaren Fünfgang-Getriebe wirkt der Antrieb vor allem kultiviert. Der Benzinverbrauch ist außerdem niedrig: Im Schnitt haben wir einen Spritkonsum von 6,5 Litern Benzin auf 100 Kilometern gemessen. Bei zurückhaltender Fahrweise kann man diesen Wert auch unter sechs Liter drücken. Über zehn Liter sind ebenfalls möglich: Die Höchstgeschwindigkeit von 176 km/h ist auf langen Autobahnetappen problemlos fahrbar.
Tolles Fahrwerk
Die Fahrwerksabstimmung ist straff, ohne eine übertriebene Härte an den Tag zu legen. Die Federung bietet gleichzeitig auf der Autobahn guten Komfort und auf kurvigen Landstraßen eine satte Straßenlage, selbst bei zügiger Gangart. In schnell gefahrenen Kurven lässt sich der Cordoba kaum aus der Ruhe bringen. Das Fahrzeug folgt den Lenkbefehlen präzise und willig. Die vier Bremsscheiben arbeiten einwandfrei, könnten aber durchaus etwas mehr Biss vertragen. Die hinteren Bremsscheiben sind übrigens in der Version Stella aufpreispflichtig. Sie gibt es für 615 Euro samt dem Stabilitätsprogramm ESP.
Viel Stauraum zum Nulltarif
Stufenheck-Varianten aus dem Kleinwagensegment verkaufen sich in Deutschland schwer. Deutlich erfolgreicher sind die kompakten Versionen. Doch spricht vieles für den Cordoba. Mit der Limousine bekommt man für wenig Aufpreis deutlich mehr geboten. In der Ausstattung Stella kostet der Ibiza mit dem 75 PS starken 1,4-Liter-Aggregat 12.000 Euro. Für den von uns getesteten Cordoba mit deutlich größerem Kofferraum ist mit 12.730 Euro zwar etwas mehr fällig. Doch für 730 Euro gibt es immerhin 218 Liter mehr Kofferraumvolumen und obendrauf auch noch zwei Einstiegstüren für die Fondpassagiere. Diese kosten beim Ibiza 500 Euro Aufpreis. Insofern gibt es den großen Kofferraum fast geschenkt.
Fabia Sedan etwas günstiger
Etwas günstiger als der Cordoba ist der konzeptionell und technisch sehr ähnliche Konzernbruder Fabia Sedan von Skoda. Ebenfalls auf der aktuellen Polo-Plattform basierend, kostet die Basisversion dieser Stufenhecklimousine mit gleicher Motorisierung 12.560 Euro. Die 170 Euro Preisunterschied fallen kaum ins Gewicht. Da dürfte bei der Kaufentscheidung zwischen den Konzernbrüdern Cordoba und Fabia Sedan wohl am ehesten das Design und das Image der jeweiligen Marke entscheiden oder die Nähe eines Händlers.
Motor Bauart: | Vierzylinder-Reihen-Benzinmotor, vier Ventile pro Zylinder |
---|---|
Hubraum: | 1.390 |
Leistung: | 55 kW (75 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 126 Nm bei 3.800 UPM |
Quelle: auto-news, 2003-07-31
Autoplenum, 2020-01-06
Seat-Sondermodelle - Zwei Sorten SchwarzAutoplenum, 2019-02-27
Euro-NCAP-Crahstest - Dreimal Höchstwertung für große SUVAutoplenum, 2019-02-25
Micromobil Seat Minimo - Halb Pkw, halb MotorradAutoplenum, 2018-11-23
Fahrbericht: Seat Tarraco - Koloss mit FamiliensinnAutoplenum, 2018-11-23
Seat Tarraco 2.0 TDI - Großer Bruder