Renault Twizy im Test: Wer hat Angst vorm LKW?
Testbericht
Haar, 20. November 2012 - Einige Autofahrer und Passanten haben nur müde gelächelt, andere zeigten sich interessiert. Fest steht: Man fällt auf mit einem Elektrofahrzeug, erst recht wenn es gerade einmal 2,32 Meter kurz ist, 40 Zentimeter kürzer als der Smart. Sie ahnen bereits, der Twizy ist nicht für Ausflüge mit der Familie gedacht. Hinter dem Fahrersitz kann noch eine weitere Person Platz nehmen. Wer hat Angst vorm LKW? Der Elektromotor, der die Hinterräder antreibt, leistet 8 kW beziehungsweise 11 PS. Kurzzeitig, beispielsweise bei schnellem Anfahren oder beim Überholen, wächst die Leistung auf maximal 13 kW, also 18 PS. Die maximale Reichweite gibt Renault mit 100 Kilometer an. Rund 80 Kilometer sind im Alltag zu bewältigen, wenn man das "Gaspedal" behutsam betätigt. Der Ladestand des 6,1 kWh speichernden Akkus unter dem Fahrersitz wird im Cockpit angezeigt. Allerdings ist die Anzeige für die Restreichweite je nach Fahrweise sprunghaft. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei unserem Testwagen laut Tacho bei 84 km/h. Dies sorgt auf der Autobahn für ein mulmiges Gefühl, wenn hinter einem der LKW drängelt, während man selbst auf schmalen Reifen, ohne ABS und ohne Servolenkung unterwegs ist. Die Stärken des Twizy liegen definitiv in der Stadt. Dazu passt auch das Fahrgeräusch, das ein wenig an eine S-Bahn erinnert. Keine Türen als SerienausstattungIn der Basisausstattung gibt es keine Türen, bei unserem Testwagen waren die optionalen, nach oben öffnenden Scherentüren ohne Fenster verbaut. Letztere werden mittlerweile von Renault und Tuner Elia angeboten. Bei Regen wurden wir ohne die Fenster besonders im Stand nass. Eine Heizung suchten wir vergebens. Lediglich eine beheizbare Frontscheibe bieten die Franzosen an. Im Innenraum geht es spartanisch zu: Die teilweise gepolsterten Plastiksitze sind unbequem. Ein Radio ist ebenfalls nicht vorhanden. Als Nachrüstlösung gibt es ein Bluetooth-Freisprechsystem mit Anschlussmöglichkeit für externe Audiogeräte. Immerhin ist eine Lautsprechervorbereitung im Dach vorhanden. Im Cockpit finden sich lediglich zwei kleine Staufächer und hinter der Rücklehne des Beifahrers versteckt sich ein kleines, abschließbares Gepäckfach.
Dreieinhalb Stunden an der Steckdose In der vorderen Verkleidung befindet sich ein Fach für das drei Meter lange Ladekabel. In dreieinhalb Stunden ist der entladene Akku wieder gefüllt. Nach zweieinhalb Stunden sind bereits 80 Prozent abrufbar. Dann kann die Reise weitergehen, und man kann sich wieder den Blicken und Sprüchen den anderen Verkehrsteilnehmern aussetzen.
Technische Daten
Antrieb: | Heckantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 1 |
Getriebe: | automatisches Untersetzungsgetriebe |
Motor Bauart: | Drehstrom-Asynchronmotor |
Drehmoment: | 57 Nm bei 0 - 2.100 UPM |
Preis
Neupreis: 7.690 € (Stand: Oktober 2012)Fazit
Der Twizy sieht witzig aus und an warmen Tagen macht es Spaß, ihn zu fahren - trotz der harten Federung, die in Verbindung mit den kaum gepolsterten Sitzen jede Unebenheit weitergibt. Die Ausstattung lässt einiges zu wünschen übrig - für etwas weniger Geld gibt es schließlich schon einen Dacia Sandero. Doch der Franzose will kein Autoersatz sein. Er ist als wendiger Stadtflitzer konzipiert, der dem Motorroller Konkurrenz machen soll. Von den Seiten her machen sich Fahrtwind und Wetter bemerkbar. Bei Eis und Schnee wird man den Twizy wohl in der Garage stehen lassen.Testwertung
Quelle: auto-news, 2012-11-19
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