Renault Spider - Fliegen zwischen den Zähnen
Testbericht
Lange Jahre hatte sich niemand mehr getraut, ein solch scharfes Teil auf die Räder zu stellen. Am allerwenigsten hätte man einen derart kompromisslosen Boliden von Renault erwartet. Adieu Caterham - Bonjour Renault Spider.
Puristische Sportwagen oder bissige Renner, die einem die Frisur zerreißen und einen schier süchtig machen, stammen bekanntlich selten aus französischer Produktion. Doch der Renault Spider zeigte vor Jahren, dass die Franzosen können, wenn sie nur wollen. Und wie! Leider wollen oder dürfen sie nur allzu selten. Renault 5 Turbo, Clio V6 oder die legendären Alpines – es ist nicht so, als hätte man in Frankreich jahrzehntelang allein dröge Familienkutschen und preiswerte Kleinwagen zusammengebastelt. Das schärfste Franzosen-Teil ist nun schon ein paar Jahre Geschichte. Der Renault Spider hatte und hat bis heute ein ungeheures Suchtpotenzial. Eine Sportskanone, die seinem Piloten alles abverlangt und ihm nichts schenkt. Wem ein Wochenendausflug auf zwei Rädern zu langweilig ist, bekommt hinter dem Steuer des Spiders seinen Kick.
Der Renault Spider ist ein Spielzeug für echte Kerle. Niemand hat ihn je als Fortbewegungsmittel genutzt. Dafür ist er zu unkomfortabel, zu unpraktisch und einfach zu schlecht - ein rappelnder Renner aus Kunststoff, auf GFK und einem Alurahmen zusammengeschustert von der Renault-eigenen Motorsportabteilung in Dieppe. Dort arbeiten seit Jahren die sportverstrahlten Köpfe von Renault. Während in Paris die normalen Fahrzeuge entschieden und begutachtet werden, dürfen die Ingenieure aus Dieppe immer wieder mal der Öffentlichkeit zeigen, dass automobile Spaßmacher nicht allein aus Deutschland oder England stammen. Gedacht war der Renault Spider in der zweiten Hälfte der 90er Jahre weniger als grandioser Imagebringer. Er sollte vielmehr ein Motorrad auf vier Rädern sein, mit dem Renault im Motorsport von sich reden machen wollte.
Der Renault ist ein echtes Kind der grellen 90er. Die coolen Jungs groovten 1996 zu Hits wie „Gangstas Paradise“, die Masse tanzte zu „Macarena“ von Los del Rio oder dem Geplärre der Spice Girls. Da kam eine gelbe Plastikgranate wie der Renault Spider gerade recht. Doch so recht weiß heute keiner mehr, wie es der Spider durch die Gremien und Vorstände des Autokonzerns schaffte. Irgendwann stand fest: der Renault Spider geht in Kleinserie. Immerhin von 1995 bis 1999 hielt er sich im Markt und wurde rund 2.000 Mal verkauft. Der Spider lockte über Nacht Freizeitrennfahrer, die sonst allenfalls an einem Caterham oder einem Lotus Gefallen gefunden hätten. Echte Spider-Fans verzichteten sogar noch auf den einzigen Komfort, den ihnen der sportliche Franzose bot: eine Wundschutzscheibe. Die Cupversion und einige Straßenmodelle kamen ohne derlei Schnickschnack aus. So galt es, sich gegen Staub, Fahrtwind und Steinchen am besten mit einem Helm zu sichern. Die meisten Fahrzeuge sind heute jedoch mit der rundlichen Windschutzscheibe unterwegs. Da sonstige Heiz- und Lüftungselemente fehlen, kann die Scheibe per Knopfdruck beheizt werden.
Roadster-Fans lieben den Spider wegen seiner kompromisslosen Sportlichkeit. Der Hecktriebler ist kaum mehr als ein verkleidetes Gokart, eine mit Kunststoff bezogene Kanonenkugel oder eine Fahrmaschine mit Aluminiumrahmen. Wie es sich für einen echten Sportler gehört, befindet sich der Antrieb hinten und der Motor sitzt in der Fahrzeugmitte. So ist der Renault Spider auch etwas für die kühle Jahreszeit: Selbst ohne Sitz- und Innenraumheizung wird einem trotz Fahrtwind selten kalt. Ähnlich wie die puristischen Spaßmacher von Lotus hat der Renault jedoch ein Problem - einen lausigen Motor. Der zwei Liter große Vierzylinder mit 108 KW / 147 PS ist genau das richtige für eine träge Laguna-Limousine oder einen freudlosen Van. Doch kein Renault-Konstrukteur hätte sich wohl je träumen lassen, dass dieses Triebwerk einmal einen echten Sportwagen befeuern müsste.
Bei 4.500 Touren stehen 185 Nm maximales Drehmoment zur Verfügung. Unten herum geht nicht viel, und auch in mittleren und höheren Drehzahlbereich ist das Triebwerk ein eher unwilliger Krieger. Doch wen stört das, wenn der Spider nicht einmal eine Tonne Leergewicht auf die Waage bringt. So lässt man sich in den Innenraum hinein gleiten, dreht zuerst den Zündschlüssel um und dann den Motor aus, was das Zeug hält. Auf der Landstraße grüßen einen allenfalls eingefleischte Biker, alle anderen zeigen einem den Vogel. Der Spider schreit nach Grenzbereich und Geschwindigkeit. Wer es drauf anlegt, schafft knapp 220 km/h Spitze. Nicht erst bei höheren Geschwindigkeiten sollte man aber beide Hände fest am Steuer haben, sonst ist der sportliche Spaßausflug schnell vorbei.
Anleihen für Federung und Dämpfung holte sich Renault aus dem Rennsport. Vorne und hinten gibt es Dreieckslenker und Stabilisatoren. Damit der Spider zur Flunder aus glasfaserverstärktem Kunststoff taugt, wurden die vorderen Federbeine gleich liegend eingebaut. Die exzellente Straßenlage dankt es. Keine Frage, dieser Spider kann süchtig machen. Schwer wird es aber, wenn man mit über 1,85 Metern Körpergröße in den fest verschraubten Schalensitzen keine ideale Sitzposition findet. Dann ist der Lustgewinn kleiner, aber immer noch spürbar. Sind Motor, Reifen und Pilot erst einmal warm gefahren, gibt es am Steuer des Spiders kein Halten mehr. Bis über 5.000 Touren kann man drehen, bevor man das knochige Fünfgang-Getriebe in die nächste Fahrstufe treibt. Doch der Pilot sollte seine Sinne in jeder Sekunde beisammen haben. ESP, ABS oder Servolenkung gibt es nicht. Und ob der Airbag des wenig schmuckvollen Sportlenkrades den Fahrer wirklich vor Schlimmerem bewahrt, darf zumindest bezweifelt werden. Immerhin: werden die Bremsen erst einmal getreten, scheint ein Anker geworden und der Fahrer wird in den Gurt gepresst.
Auf dem freien Markt ist der Renault Spider heute kaum zu bekommen. Der Neupreis lag Ende der 90er Jahre bei knapp 60.000 D-Mark. Heute kostet eines der durchweg gut erhaltenen Exemplare mit geringer Laufleistung 20.000 bis 25.000 Euro. In Deutschland sollen nicht einmal 300 Fahrzeuge unterwegs sein. Einige Spider befinden sich als Ausstellungs- und Promotionsfahrzeuge bei Renault-Händlern und Rennställen. Seinerzeit war der Renault Spider übrigens das Fahrzeug mit den geringsten Entwicklungskosten überhaupt: In nur 15 Monaten kostete die kleine Sportskanone Renault gerade einmal 30 Millionen Franc.
Puristische Sportwagen oder bissige Renner, die einem die Frisur zerreißen und einen schier süchtig machen, stammen bekanntlich selten aus französischer Produktion. Doch der Renault Spider zeigte vor Jahren, dass die Franzosen können, wenn sie nur wollen. Und wie! Leider wollen oder dürfen sie nur allzu selten. Renault 5 Turbo, Clio V6 oder die legendären Alpines – es ist nicht so, als hätte man in Frankreich jahrzehntelang allein dröge Familienkutschen und preiswerte Kleinwagen zusammengebastelt. Das schärfste Franzosen-Teil ist nun schon ein paar Jahre Geschichte. Der Renault Spider hatte und hat bis heute ein ungeheures Suchtpotenzial. Eine Sportskanone, die seinem Piloten alles abverlangt und ihm nichts schenkt. Wem ein Wochenendausflug auf zwei Rädern zu langweilig ist, bekommt hinter dem Steuer des Spiders seinen Kick.
Der Renault Spider ist ein Spielzeug für echte Kerle. Niemand hat ihn je als Fortbewegungsmittel genutzt. Dafür ist er zu unkomfortabel, zu unpraktisch und einfach zu schlecht - ein rappelnder Renner aus Kunststoff, auf GFK und einem Alurahmen zusammengeschustert von der Renault-eigenen Motorsportabteilung in Dieppe. Dort arbeiten seit Jahren die sportverstrahlten Köpfe von Renault. Während in Paris die normalen Fahrzeuge entschieden und begutachtet werden, dürfen die Ingenieure aus Dieppe immer wieder mal der Öffentlichkeit zeigen, dass automobile Spaßmacher nicht allein aus Deutschland oder England stammen. Gedacht war der Renault Spider in der zweiten Hälfte der 90er Jahre weniger als grandioser Imagebringer. Er sollte vielmehr ein Motorrad auf vier Rädern sein, mit dem Renault im Motorsport von sich reden machen wollte.
Der Renault ist ein echtes Kind der grellen 90er. Die coolen Jungs groovten 1996 zu Hits wie „Gangstas Paradise“, die Masse tanzte zu „Macarena“ von Los del Rio oder dem Geplärre der Spice Girls. Da kam eine gelbe Plastikgranate wie der Renault Spider gerade recht. Doch so recht weiß heute keiner mehr, wie es der Spider durch die Gremien und Vorstände des Autokonzerns schaffte. Irgendwann stand fest: der Renault Spider geht in Kleinserie. Immerhin von 1995 bis 1999 hielt er sich im Markt und wurde rund 2.000 Mal verkauft. Der Spider lockte über Nacht Freizeitrennfahrer, die sonst allenfalls an einem Caterham oder einem Lotus Gefallen gefunden hätten. Echte Spider-Fans verzichteten sogar noch auf den einzigen Komfort, den ihnen der sportliche Franzose bot: eine Wundschutzscheibe. Die Cupversion und einige Straßenmodelle kamen ohne derlei Schnickschnack aus. So galt es, sich gegen Staub, Fahrtwind und Steinchen am besten mit einem Helm zu sichern. Die meisten Fahrzeuge sind heute jedoch mit der rundlichen Windschutzscheibe unterwegs. Da sonstige Heiz- und Lüftungselemente fehlen, kann die Scheibe per Knopfdruck beheizt werden.
Roadster-Fans lieben den Spider wegen seiner kompromisslosen Sportlichkeit. Der Hecktriebler ist kaum mehr als ein verkleidetes Gokart, eine mit Kunststoff bezogene Kanonenkugel oder eine Fahrmaschine mit Aluminiumrahmen. Wie es sich für einen echten Sportler gehört, befindet sich der Antrieb hinten und der Motor sitzt in der Fahrzeugmitte. So ist der Renault Spider auch etwas für die kühle Jahreszeit: Selbst ohne Sitz- und Innenraumheizung wird einem trotz Fahrtwind selten kalt. Ähnlich wie die puristischen Spaßmacher von Lotus hat der Renault jedoch ein Problem - einen lausigen Motor. Der zwei Liter große Vierzylinder mit 108 KW / 147 PS ist genau das richtige für eine träge Laguna-Limousine oder einen freudlosen Van. Doch kein Renault-Konstrukteur hätte sich wohl je träumen lassen, dass dieses Triebwerk einmal einen echten Sportwagen befeuern müsste.
Bei 4.500 Touren stehen 185 Nm maximales Drehmoment zur Verfügung. Unten herum geht nicht viel, und auch in mittleren und höheren Drehzahlbereich ist das Triebwerk ein eher unwilliger Krieger. Doch wen stört das, wenn der Spider nicht einmal eine Tonne Leergewicht auf die Waage bringt. So lässt man sich in den Innenraum hinein gleiten, dreht zuerst den Zündschlüssel um und dann den Motor aus, was das Zeug hält. Auf der Landstraße grüßen einen allenfalls eingefleischte Biker, alle anderen zeigen einem den Vogel. Der Spider schreit nach Grenzbereich und Geschwindigkeit. Wer es drauf anlegt, schafft knapp 220 km/h Spitze. Nicht erst bei höheren Geschwindigkeiten sollte man aber beide Hände fest am Steuer haben, sonst ist der sportliche Spaßausflug schnell vorbei.
Anleihen für Federung und Dämpfung holte sich Renault aus dem Rennsport. Vorne und hinten gibt es Dreieckslenker und Stabilisatoren. Damit der Spider zur Flunder aus glasfaserverstärktem Kunststoff taugt, wurden die vorderen Federbeine gleich liegend eingebaut. Die exzellente Straßenlage dankt es. Keine Frage, dieser Spider kann süchtig machen. Schwer wird es aber, wenn man mit über 1,85 Metern Körpergröße in den fest verschraubten Schalensitzen keine ideale Sitzposition findet. Dann ist der Lustgewinn kleiner, aber immer noch spürbar. Sind Motor, Reifen und Pilot erst einmal warm gefahren, gibt es am Steuer des Spiders kein Halten mehr. Bis über 5.000 Touren kann man drehen, bevor man das knochige Fünfgang-Getriebe in die nächste Fahrstufe treibt. Doch der Pilot sollte seine Sinne in jeder Sekunde beisammen haben. ESP, ABS oder Servolenkung gibt es nicht. Und ob der Airbag des wenig schmuckvollen Sportlenkrades den Fahrer wirklich vor Schlimmerem bewahrt, darf zumindest bezweifelt werden. Immerhin: werden die Bremsen erst einmal getreten, scheint ein Anker geworden und der Fahrer wird in den Gurt gepresst.
Auf dem freien Markt ist der Renault Spider heute kaum zu bekommen. Der Neupreis lag Ende der 90er Jahre bei knapp 60.000 D-Mark. Heute kostet eines der durchweg gut erhaltenen Exemplare mit geringer Laufleistung 20.000 bis 25.000 Euro. In Deutschland sollen nicht einmal 300 Fahrzeuge unterwegs sein. Einige Spider befinden sich als Ausstellungs- und Promotionsfahrzeuge bei Renault-Händlern und Rennställen. Seinerzeit war der Renault Spider übrigens das Fahrzeug mit den geringsten Entwicklungskosten überhaupt: In nur 15 Monaten kostete die kleine Sportskanone Renault gerade einmal 30 Millionen Franc.
Quelle: Autoplenum, 2010-10-17
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