Unsere Partnerseiten: 12gebrauchtwagen.de12neuwagen.de
Testbericht

Stefan Grundhoff, 3. Januar 2012
Renault hat scheinbar erkannt, dass es mit windigen Elektroideen allein kaum vorwärts geht. Die Franzosen suchen nach einer neuen Designlinie und träumen von R16, Twingo und Alpine.

Nein, beim Thema Alpine schüttelt Axel Breun, bei Renault verantwortlich für die Konzeptfahrzeuge, noch immer den Kopf: "Wir denken über vieles nach, aber entschieden ist nichts." Renault braucht mehr Konturschärfe – das wissen die Franzosen selbst am besten. In den letzten Jahren hatte sich der Autohersteller mit dem unverwechselbaren Rhombus-Signet fast ausschließlich durch eine vermeintliche Abkehr vom Verbrennungsmotor im Gespräch gehalten. Doch allzu illusorische Elektroideen allein bringen im harten Tagesgeschäft wenig. Damit man den Anschluss nicht verliert, besinnen sich die Franzosen langsam alter Tugenden. Mit unverwechselbarem Design will man aus dem Elektrosumpf emporklettern. Viel Arbeit für Laurens van den Acker und sein Team.

Der Mittvierziger Van den Acker wurde vor mehr als zwei Jahren von Mazda zu Renault geholt. Hier hatte er nach Stationen bei Audi und Ford durch seine Nagare-Studien mit fließenden Naturformen für Aufsehen gesorgt. Renault befand sich nach mehr als zwei Jahrzehnten unter Designchef Patrick Le Quément in der visuellen Sackgasse. Modelle wie Safrane, Vel Satis, Megane oder Avantime floppten insbesondere wegen ihres allzu polarisierenden Designs. Das kann sich ein Massenhersteller heute selbst bei einem Spartenauto nicht mehr erlauben. Van den Acker traf bei Renault auf ein 500-Personen-Designteam. Daher dauerte es seine Zeit, um die einzelnen Arbeitsbereiche auf Linie zu bringen. Im Herbst schickt Laurens van den Acker mit dem neuen Clio sein erstes Serienmodell als Star auf den Pariser Salon. Mit ihm will Renault einen Neuanfang starten. Das Motto: "Autos zum Leben" – wie einst in den 60er und 70er Jahren.

Patrick Le Quément konnte sich für große Logos und wiedererkennbare Designdetails kaum begeistern. Jedes Autos seiner Autos sollte unverwechselbar sein. Klasse für den Designer – wenig erquicklich für den Verkauf. Das soll sich ab Herbst ändern. "Das einprägsame Logo soll wieder in den Vordergrund der Marke Renault rücken", hört man von Laurens van den Acker. Auch der einstig bei Mazda ausgelebte Hang von van den Acker zu organischen Formen lässt sich bei den Studien der letzten Monate kaum wiedererkennen. Vielmehr wird bei Visionen wie Dezir oder Captur an einem Markengesicht gefeilt, das sich über alle Modellreihen ziehen soll. Auch wenn van den Acker den Vergleich zu deutschen Marken wie Audi oder Mercedes scheut, soll das neue Renault-Gesicht unverwechselbar sein. Demnach gibt es organisch-emotionale Formen mit einer dunkel gehaltenen Kühlermaske, die die vorderen Leuchteinheiten miteinander verbindet. Dominiert wird das Antlitz jedoch von dem charakterstarken Renault-Rhombus, der für jedermann zu erkennen sein soll.

Fest steht, dass sich Renault in den nächsten zwei bis fünf Jahren pointierter und charakterstärker in Szene setzen will – und muss. Die Zeiten, in denen vom koreanischen Kooperationspartner Samsung lieblos Modelle wie der SUV Koleos oder die Pseudo-Luxuslimousine Latitude übernommen wurden, sollen vorbei sein. Dabei sind derartige Eskapaden nicht lange her und noch immer im Modellprogramm. "Es musste schnell gehen", entschuldigt sich Axel Breun, "daher haben wir zu einer Notlösung gegriffen. Aber wie so oft bei Notlösungen, hat es dann nicht funktioniert." Bleibt die Frage, wer derartige Fehlentscheidungen zu verantworten hat. Denn nicht allein der Blick nach vorne ist der rechte. Vielfach gab es bei Renault in den vergangenen Jahren für Fehlentscheidungen keine Köpfe die rollten. Wie man es nicht macht, zeigt auch der Espace. Einst war der Familienvan zusammen mit dem amerikanischen Chrysler Voyager der imagestarke Segmentbegründer. Im Laufe der Zeit fuhr nahezu die gesamte Konkurrenz an einem der zentralen Renault-Modelle vorbei. Ob es nun der rechte Weg ist, sich allein auf Elektromodelle zu konzentrieren erscheint mehr als fraglich.

Unzählige Modelle von möglichen Alpine-Fahrzeugen hat das Zukunftsteam von Sportwagenfan Axel Breun gezeichnet. Gekommen ist nichts. Nicht einmal ein Sportler außerhalb PS-starker Clio- oder Megane-Modelle schaffte es in die Serie. Formel-1 und Tourenwagensport verpufften völlig. Niemand auf der Straße sieht Renault als Autohersteller mit sportlichen Genen. Gerade hier gibt es viel zu tun. Da reichen sehenswerte Studien wie Frendzy, Captur oder Dezir ebenso wenig aus wie ein neuer Clio. Der steht auf dem Pariser Salon im Herbst – für Renault ein echter Neuanfang – zumindest vielleicht.

Quelle: Autoplenum, 2012-01-03

Getestete Modelle
Für diesen Testbericht sind keine passenden Modelle vorhanden.
Ähnliche Testberichte
Autoplenum

Autoplenum, 2020-03-05

Renault setzt auf Elektro - wieder - Dreimal ERenault setzt auf Elektro - wieder - Dreimal E
Renault treibt die Elektrifizierung seiner Modellpalette weiter voran; nachdem man dies vor ein paar Jahren schon ein...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2020-02-25

Renault Twingo Z.E. - Was lange währt, soll besser werdenRenault Twingo Z.E. - Was lange währt, soll besser werden
Was lange währt, soll besser werden Renault Twingo Z.E. Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2020-02-24

Renault Twingo Z.E. - In der Kürze liegt die WürzeRenault Twingo Z.E. - In der Kürze liegt die Würze
Renault präsentiert mit dem Twingo Z.E. ein weiteres Elektromodell. Doch der Stromer ist kein Klon des Smart Forfour ...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2020-01-12

SUV ohne Geländeambitionen - Mogelpackung für jedermannSUV ohne Geländeambitionen - Mogelpackung für jedermann
SUV sind beliebter denn je. In Europa, den USA, Asien und selbst in Südamerika gibt es an sich nur noch diesen Fahrze...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2020-01-10

5x: Mobilitäts-Marktführer 2019 - Der Deutschen liebste K...5x: Mobilitäts-Marktführer 2019 - Der Deutschen liebste Kinder
Der Deutschen liebste Kinder 5x: Mobilitäts-Marktführer 2019 Ganzen Testbericht lesen