Praxistest: Renault Twingo 1.2 Expression - Nackte Fahrtsachen
Testbericht
Der neue Renault Twingo leistet sich kaum Schwächen. Leider sind aber auch seine Stärken dünn gesät. Nur der clevere Innenraum hebt ihn über den Durchschnitt - und es droht billige Konkurrenz aus eigenem Haus.
Müssen Kleinwagen langweilig sein? Der erste Twingo war ein Beweis für das Gegenteil. 1993 kam er auf den Markt und eroberte die Herzen allein erziehender Mütter, pendelnder Arbeitnehmer und heimschlafender Studenten im Sturm. Er war frisch, freundlich und unverwechselbar. Der Kleinst-Franzose war so erfolgreich, dass erst nach 14 Jahren ein Nachfolger kam. Doch als Renault den Twingo II vorstellte, gab es lange Gesichter. Die Kulleraugen-Front wich einem Allerwelts-Gesicht. Den Knuddel-Bonus kann Renault abschreiben. Und hat trotzdem eine Unart übernommen: Die versenkten Türgriffe mit dem kleinen Kunststoff-Hebelchen sind und bleiben unpraktisch.
Weil der Twingo im Vergleich zum Vorgänger um 17 Zentimeter gewachsen ist das Leergewicht stieg im Gegenzug um rund 30 Kilo - dürfen sich vor allem die Fond-Passagiere über mehr Platz freuen. Die Kopffreiheit ist ausreichend. Und mit den auf Schienen verstellbaren Einzelsitzen kann man die Raumaufteilung variieren je nachdem, ob man mehr Beinfreiheit oder mehr Laderaum wünscht.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Lehne des Beifahrersitzes lässt sich waagerecht legen, so dass man sperrige Gegenstände besser verstauen kann. Auch für die kleinen Dinge des täglichen Lebens bietet der Twingo genug Platz, in der Passagierkabine sind viele kleine Ablagen verteilt. Das beliebte Faltschiebedach des Vorgängers gibt es nicht mehr, dafür ein Panorama-Glasdach. Das Cockpit der Basisversion ist ansonsten aber genau so spartanisch, wie es aussieht. Die riesigen Plastiklandschaften haben eine eigenartige Oberflächenstruktur, die irgendwie an Holzmaserung erinnert. Die Sitze sind etwas zu weich, aber immerhin bequem. Der Digital-Tacho hockt in klassischer Twingo-Manier in der Mitte auf dem Armaturenbrett. Daneben sitzen die Tankanzeige, der Kilometerzähler und ein paar Kontrollleuchten. Mehr darf man in der Basisversion nicht erwarten einen Bordcomputer ebenso wenig wie einen Drehzahlmesser, eine Uhr oder eine Außentemperaturanzeige. Die Hupe sitzt am Blinkerhebel. Ein bisschen gefeilt hat Renault am Lenkrad-Bedienungssatelliten für das Radio: Das neue Sendersuchrädchen ist besser bedienbar, so dass man nicht mehr bei jeder Bodenwelle ungewollt zwei Sender überspringt.
Der bekannte Basismotor mit seinen 1,2 Litern Hubraum, 58 Pferdestärken und 93 Newtonmetern Drehmoment ist kein Temperamentsbolzen. Ohne Drehzahlmesser fährt man nach Gehör. Und wenn man zu früh hochschaltet, bleibt dem Twingo schnell die Spucke weg. Ansonsten schlägt sich das kleine Motörchen recht wacker. Selbst längere Autobahnpassagen sind kein Problem, wenn man sich erst einmal tapfer über die Beschleunigungsspur gerettet hat und keine Steigungen auf der Reiseroute liegen. 15 Sekunden von 0 auf 100 km/h muss man einkalkulieren (der erste Twingo war in dieser Disziplin sogar eine Spur schneller unterwegs). Offiziell ist bei 150 km/h Schluss - bergab und mit Anlauf ist durchaus mehr drin. Den Durchschnittsverbrauch gibt Renault mit 5,6 Litern an, in der Praxis waren es rund sechs Liter.
Das Fahrwerk ist bei Querfugen etwas holprig und insgesamt weich, aber sehr komfortabel ausgelegt. Das Fahrverhalten ist gutmütig, in schnellen Kurven bleibt der Twingo lange neutral. ESP ist erst ab der 76 PS-Version zu haben und kostet 300 Euro Aufpreis. Das ist in dieser Klasse immer noch üblich VW zum Beispiel lässt sich beim Fox (ab 9475 Euro) das ESP mit 420 Euro bezahlen.
Auch wenn es die Splitterfasernackt-Variante "Authentique" gibt, ist der Twingo Expression für 10.000 Euro das Mindeste, was man erwägen sollte. Zumindest dann, wenn man hin und wieder zu dritt oder viert unterwegs ist. Servolenkung, elektrische Fensterheber oder Gepäckraumabdeckung sind schon im Basismodell serienmäßig, die verschiebbaren hinteren Einzelsitze gibt es erst im Expression. Dazu kommen ein höhenverstellbarer Fahrersitz und Seitenairbags. Beim Testwagen waren außerdem das CD-Radio mit Bedienungssatellit am Lenkrad sowie eine Klimaanlage an Bord alles zusammen kostet als "Klang & Klima-Paket" 1250 Euro Aufpreis.
Eine karge Ausstattung, dafür aber vier Türen und mehr Laderaum gibt es im Renault-Konzern übrigens schon für weniger Geld: Der neue Dacia Sandero bringt in der Basisausstattung einen 75 PS-Benziner mit und soll rund 8000 Euro kosten. Ob der Twingo II so erfolgreich wird wie sein Vorgänger, wird sich zeigen. In jedem Fall dürfte der alte Kulleraugen-Twingo noch lange die Oberhand auf den Straßen haben: Laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes rollten 2007 noch mehr als 460.000 Twingo auf deutschen Straßen - was dem kleinen Renault mit großem Vorsprung den Spitzenplatz bei den "Minis" garantierte noch vor Ford Ka, VW Lupo oder Smart.
Müssen Kleinwagen langweilig sein? Der erste Twingo war ein Beweis für das Gegenteil. 1993 kam er auf den Markt und eroberte die Herzen allein erziehender Mütter, pendelnder Arbeitnehmer und heimschlafender Studenten im Sturm. Er war frisch, freundlich und unverwechselbar. Der Kleinst-Franzose war so erfolgreich, dass erst nach 14 Jahren ein Nachfolger kam. Doch als Renault den Twingo II vorstellte, gab es lange Gesichter. Die Kulleraugen-Front wich einem Allerwelts-Gesicht. Den Knuddel-Bonus kann Renault abschreiben. Und hat trotzdem eine Unart übernommen: Die versenkten Türgriffe mit dem kleinen Kunststoff-Hebelchen sind und bleiben unpraktisch.
Weil der Twingo im Vergleich zum Vorgänger um 17 Zentimeter gewachsen ist das Leergewicht stieg im Gegenzug um rund 30 Kilo - dürfen sich vor allem die Fond-Passagiere über mehr Platz freuen. Die Kopffreiheit ist ausreichend. Und mit den auf Schienen verstellbaren Einzelsitzen kann man die Raumaufteilung variieren je nachdem, ob man mehr Beinfreiheit oder mehr Laderaum wünscht.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Lehne des Beifahrersitzes lässt sich waagerecht legen, so dass man sperrige Gegenstände besser verstauen kann. Auch für die kleinen Dinge des täglichen Lebens bietet der Twingo genug Platz, in der Passagierkabine sind viele kleine Ablagen verteilt. Das beliebte Faltschiebedach des Vorgängers gibt es nicht mehr, dafür ein Panorama-Glasdach. Das Cockpit der Basisversion ist ansonsten aber genau so spartanisch, wie es aussieht. Die riesigen Plastiklandschaften haben eine eigenartige Oberflächenstruktur, die irgendwie an Holzmaserung erinnert. Die Sitze sind etwas zu weich, aber immerhin bequem. Der Digital-Tacho hockt in klassischer Twingo-Manier in der Mitte auf dem Armaturenbrett. Daneben sitzen die Tankanzeige, der Kilometerzähler und ein paar Kontrollleuchten. Mehr darf man in der Basisversion nicht erwarten einen Bordcomputer ebenso wenig wie einen Drehzahlmesser, eine Uhr oder eine Außentemperaturanzeige. Die Hupe sitzt am Blinkerhebel. Ein bisschen gefeilt hat Renault am Lenkrad-Bedienungssatelliten für das Radio: Das neue Sendersuchrädchen ist besser bedienbar, so dass man nicht mehr bei jeder Bodenwelle ungewollt zwei Sender überspringt.
Der bekannte Basismotor mit seinen 1,2 Litern Hubraum, 58 Pferdestärken und 93 Newtonmetern Drehmoment ist kein Temperamentsbolzen. Ohne Drehzahlmesser fährt man nach Gehör. Und wenn man zu früh hochschaltet, bleibt dem Twingo schnell die Spucke weg. Ansonsten schlägt sich das kleine Motörchen recht wacker. Selbst längere Autobahnpassagen sind kein Problem, wenn man sich erst einmal tapfer über die Beschleunigungsspur gerettet hat und keine Steigungen auf der Reiseroute liegen. 15 Sekunden von 0 auf 100 km/h muss man einkalkulieren (der erste Twingo war in dieser Disziplin sogar eine Spur schneller unterwegs). Offiziell ist bei 150 km/h Schluss - bergab und mit Anlauf ist durchaus mehr drin. Den Durchschnittsverbrauch gibt Renault mit 5,6 Litern an, in der Praxis waren es rund sechs Liter.
Das Fahrwerk ist bei Querfugen etwas holprig und insgesamt weich, aber sehr komfortabel ausgelegt. Das Fahrverhalten ist gutmütig, in schnellen Kurven bleibt der Twingo lange neutral. ESP ist erst ab der 76 PS-Version zu haben und kostet 300 Euro Aufpreis. Das ist in dieser Klasse immer noch üblich VW zum Beispiel lässt sich beim Fox (ab 9475 Euro) das ESP mit 420 Euro bezahlen.
Auch wenn es die Splitterfasernackt-Variante "Authentique" gibt, ist der Twingo Expression für 10.000 Euro das Mindeste, was man erwägen sollte. Zumindest dann, wenn man hin und wieder zu dritt oder viert unterwegs ist. Servolenkung, elektrische Fensterheber oder Gepäckraumabdeckung sind schon im Basismodell serienmäßig, die verschiebbaren hinteren Einzelsitze gibt es erst im Expression. Dazu kommen ein höhenverstellbarer Fahrersitz und Seitenairbags. Beim Testwagen waren außerdem das CD-Radio mit Bedienungssatellit am Lenkrad sowie eine Klimaanlage an Bord alles zusammen kostet als "Klang & Klima-Paket" 1250 Euro Aufpreis.
Eine karge Ausstattung, dafür aber vier Türen und mehr Laderaum gibt es im Renault-Konzern übrigens schon für weniger Geld: Der neue Dacia Sandero bringt in der Basisausstattung einen 75 PS-Benziner mit und soll rund 8000 Euro kosten. Ob der Twingo II so erfolgreich wird wie sein Vorgänger, wird sich zeigen. In jedem Fall dürfte der alte Kulleraugen-Twingo noch lange die Oberhand auf den Straßen haben: Laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes rollten 2007 noch mehr als 460.000 Twingo auf deutschen Straßen - was dem kleinen Renault mit großem Vorsprung den Spitzenplatz bei den "Minis" garantierte noch vor Ford Ka, VW Lupo oder Smart.
Quelle: Autoplenum, 2008-03-29
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