Praxistest: Renault Grand Espace - Air France
Testbericht
Darf es etwas mehr sein? Wer heute auf dem Markt der Großraum-Vans noch punkten will, der muss schon besonderes bieten - nicht nur Platz. Design und Komfort zum Beispiel wie Renault bei seinem Raumschiff Espace.
Espace - das klingt nach Platz. Grand Espace nach noch mehr Platz. Das versteht man auch ohne Hauptfach Französisch. Im Falle von Renaults Großraumflugzeug lässt sich das "Grande" in eine exakte Zahl übersetzen: 20 Zentimeter. So viel länger als die fünfsitzige Normalversion ist der Grande Espace. Und selbst, wenn man die dritte Sitzreihe, die durch das Stretching möglich wird und den Espace zum vollwertigen Siebensitzer macht, nur ab und an mal wirklich braucht: Der Aufpreis von 75 Euro pro Verlängerungs-Zentimeter ist gut angelegtes Geld.
Das merkt man nicht nur, wenn man mal die ganze Bestuhlung bis auf die beiden Sitze der ersten Reihe ausbaut, weil man ein komplettes Kinderzimmer vom blau-gelben Möbelhaus abholen muss. Eine gute Übung ist das obendrein: Der Ausbau der Espace-Sitze macht fit für schwedischen Möbelbau und ihr üppiges Gewicht sorgt für die nötigen Muckis. Das merkt man auch schon im Alltag und auf langen Strecken: Raus mit dem mittleren Sitz in Reihe zwei - und schon hat man ein kleines Wohnzimmer mit Sesselgarnitur und viel Knie- und Ellbogenfreiheit.
Das Prinzip (E)space haben die Franzosen bis in jeden Winkel ihres Vans übertragen. Stauflächen und -kästen gibt es in schierer Menge - mal mit, mal ohne Kühlung. Allein schon in dem ausladenden Armaturenbrett ist fast ein halbes Dutzend davon verborgen. Wobei "verborgen" ein durchaus angebrachter Begriff ist: Viele der Klappen entdeckt man erst auf den zweiten Blick - oder beim Studium des Handbuches. Selbst das Radio ist in einem der Fächer gut versteckt (was nervt, wenn man während des Fahrens mal mehr einstellen muss als nur die Lautstärke über die Tasten am Lenkrad).
Aber wir waren noch beim Thema Platz und seiner Nutzung. Sehr gut der Laderaum. Die sehr große Klappe des Grand Espace öffnet weit und schwingt hoch. Die Ladekante liegt erfreulich niedrig, der Ladeboden ist topfeben - und die fast senkrechten Seitenwände sorgen dafür, dass er sich gut nutzen lässt. Wer die Sitze nicht gleich ausbauen will, weil er mal eben ein wenig mehr Laderaum braucht, der kann sie auch einzeln nach vorne schieben oder klappen.
Das Bedienkonzept des Espace hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite finden sich durchdachte Lösungen wie das runde Tastenfeld für den Bordcomputer, die Tankklappe ohne lästigen Schraubverschluss oder die dezentral an den Seitentüren angebrachten Bedienteile für die Klimaregelung. Auf der anderen Seite nervt modischer Schnickschnack wie die zentrale Anordnung des Tachos oder der eher mickrig ausgefallene Rückspiegel. Was man mit dem Schlüssel im Scheckartendesign soll, weiß man auch nicht so recht: Das KeylessGo-System sorgt dafür, dass man den Espace auch per Knopfdruck starten kann, wenn der "Schlüssel" in der Jackentasche steckt. Aber dennoch gibt es einen Schlitz für ihn in der Mittelkonsole. Das hilft vielleicht gegen Verlieren - aber dann könnte man ihn auch gleich zum Zünden nutzen und auf den Startknopf verzichten.
Über jeden Zweifel erhaben: Verarbeitungsqualität und Materialauswahl. Die Oberflächen in dem dank großer Fensterflächen hellen Innenraum wirken selbst in den Winkeln hochwertig, die Stoffe strapazierfähig. Die Spaltmaße sind gleichmäßig und eng, nichts knarzt oder wackelt - trotz der vielen Klappen. Wie es sich für einen Van gehört, hat der Fahrer in dem erstaunlich handlichen Espace schon allein wegen seiner hohen Sitzposition einen guten Überblick über das Verkehrsgeschehen vor ihm. Und auch die schmalen Dachsäulen schränken die Sicht kaum ein. Weniger gut ist der Blick direkt vor die Fahrzeugfront und nach hinten. Zum leichteren Einparken dringend empfohlen also: die optionale elektronische Einparkhilfe. Die Sitze selbst sind bequem auch auf langen Fahrten und lassen sich für größere Fahrer gut einstellen. Allerdings hätten wir gerne ein wenig mehr Seitenhalt gehabt.
Komfort wird auch beim Fahrwerk groß geschrieben. Selbst grobe Unebenheiten der Fahrbahn werden von den Dämpfern mit langen Federwegen souverän geschluckt. Dennoch ist die Abstimmung straff und ausgewogen. Die Seitenneigung bei Kurvenfahrt hält sich sehr in Grenzen, der Geradeauslauf ist stabil selbst bei Spurrillen oder rauer Fahrbahn. Die Lenkung arbeitet präzise, wirkt aber mitunter etwas gefühllos und schwammig. Bei schneller Kurvenfahrt untersteuert der Espace etwas - das kommt auch wenig geübten Fahrern entgegen. Gegebenenfalls greift ESP unterstützend ein. Sicherheit ist eh ein starkes Thema bei Renault: Auch der Espace hat sich im EuroNCAP-Crashtest fünf von fünf Sternen verdient.
Bleibt noch der Antrieb. Den aktuellen 2-Liter-Diesel gibt es in zwei Leistungsstufen - mit 110 kW/150 PS und mit 127 kW/173 PS. Angesichts der rund zwei Tonnen, die der Motor bewegen muss, sollte man sich den auch im Drehmoment mit 340 Nm etwas stärkeren und ausstattungsbereinigt rund 1500 Euro teureren Selbstzünder gönnen. Der beschleunigt das (E)space-Ship mit 9,8 Sekunden fast eine Sekunde schneller von 0 auf 100 km/h als sein bescheidenerer Bruder, liegt aber vom Verbrauch her gleich bei offiziellen 7,6 Litern Diesel. Ein Wert, den wir auch im Praxistest bei normaler Fahrweise nur leicht überschritten haben. Wenn wir es eilig hatten, waren allerdings auch schon mal mehr als 10 Liter fällig. Der Diesel läuft kultiviert und rund, dominiert nie die - ohnehin angenehm zurückhaltende - Geräuschkulisse. Ein Rußfilter gehört zur Serienausstattung. Die ist auch sonst ziemlich umfangreich - lässt aber noch viel Raum für Upgrades, die Renault vor allem in Form von Paketen anbietet. Wer es üppig mag, der kann problemlos mehr als 10.000 Euro extra für seinen Espace los werden. Und der ist zwar gut, aber selbst in der schwächeren Dieselversion mit 33.750 Euro keineswegs ein Schnäppchen.
Espace - das klingt nach Platz. Grand Espace nach noch mehr Platz. Das versteht man auch ohne Hauptfach Französisch. Im Falle von Renaults Großraumflugzeug lässt sich das "Grande" in eine exakte Zahl übersetzen: 20 Zentimeter. So viel länger als die fünfsitzige Normalversion ist der Grande Espace. Und selbst, wenn man die dritte Sitzreihe, die durch das Stretching möglich wird und den Espace zum vollwertigen Siebensitzer macht, nur ab und an mal wirklich braucht: Der Aufpreis von 75 Euro pro Verlängerungs-Zentimeter ist gut angelegtes Geld.
Das merkt man nicht nur, wenn man mal die ganze Bestuhlung bis auf die beiden Sitze der ersten Reihe ausbaut, weil man ein komplettes Kinderzimmer vom blau-gelben Möbelhaus abholen muss. Eine gute Übung ist das obendrein: Der Ausbau der Espace-Sitze macht fit für schwedischen Möbelbau und ihr üppiges Gewicht sorgt für die nötigen Muckis. Das merkt man auch schon im Alltag und auf langen Strecken: Raus mit dem mittleren Sitz in Reihe zwei - und schon hat man ein kleines Wohnzimmer mit Sesselgarnitur und viel Knie- und Ellbogenfreiheit.
Das Prinzip (E)space haben die Franzosen bis in jeden Winkel ihres Vans übertragen. Stauflächen und -kästen gibt es in schierer Menge - mal mit, mal ohne Kühlung. Allein schon in dem ausladenden Armaturenbrett ist fast ein halbes Dutzend davon verborgen. Wobei "verborgen" ein durchaus angebrachter Begriff ist: Viele der Klappen entdeckt man erst auf den zweiten Blick - oder beim Studium des Handbuches. Selbst das Radio ist in einem der Fächer gut versteckt (was nervt, wenn man während des Fahrens mal mehr einstellen muss als nur die Lautstärke über die Tasten am Lenkrad).
Aber wir waren noch beim Thema Platz und seiner Nutzung. Sehr gut der Laderaum. Die sehr große Klappe des Grand Espace öffnet weit und schwingt hoch. Die Ladekante liegt erfreulich niedrig, der Ladeboden ist topfeben - und die fast senkrechten Seitenwände sorgen dafür, dass er sich gut nutzen lässt. Wer die Sitze nicht gleich ausbauen will, weil er mal eben ein wenig mehr Laderaum braucht, der kann sie auch einzeln nach vorne schieben oder klappen.
Das Bedienkonzept des Espace hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite finden sich durchdachte Lösungen wie das runde Tastenfeld für den Bordcomputer, die Tankklappe ohne lästigen Schraubverschluss oder die dezentral an den Seitentüren angebrachten Bedienteile für die Klimaregelung. Auf der anderen Seite nervt modischer Schnickschnack wie die zentrale Anordnung des Tachos oder der eher mickrig ausgefallene Rückspiegel. Was man mit dem Schlüssel im Scheckartendesign soll, weiß man auch nicht so recht: Das KeylessGo-System sorgt dafür, dass man den Espace auch per Knopfdruck starten kann, wenn der "Schlüssel" in der Jackentasche steckt. Aber dennoch gibt es einen Schlitz für ihn in der Mittelkonsole. Das hilft vielleicht gegen Verlieren - aber dann könnte man ihn auch gleich zum Zünden nutzen und auf den Startknopf verzichten.
Über jeden Zweifel erhaben: Verarbeitungsqualität und Materialauswahl. Die Oberflächen in dem dank großer Fensterflächen hellen Innenraum wirken selbst in den Winkeln hochwertig, die Stoffe strapazierfähig. Die Spaltmaße sind gleichmäßig und eng, nichts knarzt oder wackelt - trotz der vielen Klappen. Wie es sich für einen Van gehört, hat der Fahrer in dem erstaunlich handlichen Espace schon allein wegen seiner hohen Sitzposition einen guten Überblick über das Verkehrsgeschehen vor ihm. Und auch die schmalen Dachsäulen schränken die Sicht kaum ein. Weniger gut ist der Blick direkt vor die Fahrzeugfront und nach hinten. Zum leichteren Einparken dringend empfohlen also: die optionale elektronische Einparkhilfe. Die Sitze selbst sind bequem auch auf langen Fahrten und lassen sich für größere Fahrer gut einstellen. Allerdings hätten wir gerne ein wenig mehr Seitenhalt gehabt.
Komfort wird auch beim Fahrwerk groß geschrieben. Selbst grobe Unebenheiten der Fahrbahn werden von den Dämpfern mit langen Federwegen souverän geschluckt. Dennoch ist die Abstimmung straff und ausgewogen. Die Seitenneigung bei Kurvenfahrt hält sich sehr in Grenzen, der Geradeauslauf ist stabil selbst bei Spurrillen oder rauer Fahrbahn. Die Lenkung arbeitet präzise, wirkt aber mitunter etwas gefühllos und schwammig. Bei schneller Kurvenfahrt untersteuert der Espace etwas - das kommt auch wenig geübten Fahrern entgegen. Gegebenenfalls greift ESP unterstützend ein. Sicherheit ist eh ein starkes Thema bei Renault: Auch der Espace hat sich im EuroNCAP-Crashtest fünf von fünf Sternen verdient.
Bleibt noch der Antrieb. Den aktuellen 2-Liter-Diesel gibt es in zwei Leistungsstufen - mit 110 kW/150 PS und mit 127 kW/173 PS. Angesichts der rund zwei Tonnen, die der Motor bewegen muss, sollte man sich den auch im Drehmoment mit 340 Nm etwas stärkeren und ausstattungsbereinigt rund 1500 Euro teureren Selbstzünder gönnen. Der beschleunigt das (E)space-Ship mit 9,8 Sekunden fast eine Sekunde schneller von 0 auf 100 km/h als sein bescheidenerer Bruder, liegt aber vom Verbrauch her gleich bei offiziellen 7,6 Litern Diesel. Ein Wert, den wir auch im Praxistest bei normaler Fahrweise nur leicht überschritten haben. Wenn wir es eilig hatten, waren allerdings auch schon mal mehr als 10 Liter fällig. Der Diesel läuft kultiviert und rund, dominiert nie die - ohnehin angenehm zurückhaltende - Geräuschkulisse. Ein Rußfilter gehört zur Serienausstattung. Die ist auch sonst ziemlich umfangreich - lässt aber noch viel Raum für Upgrades, die Renault vor allem in Form von Paketen anbietet. Wer es üppig mag, der kann problemlos mehr als 10.000 Euro extra für seinen Espace los werden. Und der ist zwar gut, aber selbst in der schwächeren Dieselversion mit 33.750 Euro keineswegs ein Schnäppchen.
Quelle: Autoplenum, 2008-01-25
Getestete Modelle
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